Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
Nathan.
Was bringt dir deine Stelle?
Derwisch.
Mir?
Nicht viel. Doch Euch, Euch kann sie treflich wuchern
Denn ist es Ebb' im Schatz, -- wie öfters ist, --
So zieht Jhr Eure Schleusen auf: schießt vor,
Und nehmt an Zinsen, was Euch nur gefällt.
Nathan.
Auch Zins vom Zins der Zinsen?
Derwisch.
Freylich!
Nathan.
Bis
Mein Kapital zu lauter Zinsen wird.
Derwisch.
Das lockt Euch nicht? So schreibet unsrer Freundschaft
Nur gleich den Scheidebrief! Denn wahrlich hab'
Jch sehr auf Euch gerechnet.
Nathan.
Wahrlich? Wie
Denn so? wie so denn?
Derwisch.
Daß Jhr mir mein Amt
Mit Ehren würdet führen helfen; daß
Jch allzeit offne Kasse bey Euch hätte. --
Jhr schüttelt?

Nathan.
Nathan.
Was bringt dir deine Stelle?
Derwiſch.
Mir?
Nicht viel. Doch Euch, Euch kann ſie treflich wuchern
Denn iſt es Ebb’ im Schatz, — wie oͤfters iſt, —
So zieht Jhr Eure Schleuſen auf: ſchießt vor,
Und nehmt an Zinſen, was Euch nur gefaͤllt.
Nathan.
Auch Zins vom Zins der Zinſen?
Derwiſch.
Freylich!
Nathan.
Bis
Mein Kapital zu lauter Zinſen wird.
Derwiſch.
Das lockt Euch nicht? So ſchreibet unſrer Freundſchaft
Nur gleich den Scheidebrief! Denn wahrlich hab’
Jch ſehr auf Euch gerechnet.
Nathan.
Wahrlich? Wie
Denn ſo? wie ſo denn?
Derwiſch.
Daß Jhr mir mein Amt
Mit Ehren wuͤrdet fuͤhren helfen; daß
Jch allzeit offne Kaſſe bey Euch haͤtte. —
Jhr ſchuͤttelt?

Nathan.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0035" n="27"/>
            <sp who="#NAT">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p> <hi rendition="#c">Was bringt dir deine Stelle?</hi> </p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ALH">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Derwi&#x017F;ch.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Mir?</hi><lb/>
Nicht viel. Doch Euch, Euch kann &#x017F;ie treflich wuchern<lb/>
Denn i&#x017F;t es Ebb&#x2019; im Schatz, &#x2014; wie o&#x0364;fters i&#x017F;t, &#x2014;<lb/>
So zieht Jhr Eure Schleu&#x017F;en auf: &#x017F;chießt vor,<lb/>
Und nehmt an Zin&#x017F;en, was Euch nur gefa&#x0364;llt.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAT">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Auch Zins vom Zins der Zin&#x017F;en?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ALH">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Derwi&#x017F;ch.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Freylich!</hi> </p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAT">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Bis</hi><lb/>
Mein Kapital zu lauter Zin&#x017F;en wird.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ALH">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Derwi&#x017F;ch.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Das lockt Euch nicht? So &#x017F;chreibet un&#x017F;rer Freund&#x017F;chaft<lb/>
Nur gleich den Scheidebrief! Denn wahrlich hab&#x2019;<lb/>
Jch &#x017F;ehr auf Euch gerechnet.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAT">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Wahrlich? Wie</hi><lb/>
Denn &#x017F;o? wie &#x017F;o denn?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ALH">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Derwi&#x017F;ch.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Daß Jhr mir mein Amt</hi><lb/>
Mit Ehren wu&#x0364;rdet fu&#x0364;hren helfen; daß<lb/>
Jch allzeit offne Ka&#x017F;&#x017F;e bey Euch ha&#x0364;tte. &#x2014;<lb/>
Jhr &#x017F;chu&#x0364;ttelt?</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Nathan.</hi> </fw><lb/>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0035] Nathan. Was bringt dir deine Stelle? Derwiſch. Mir? Nicht viel. Doch Euch, Euch kann ſie treflich wuchern Denn iſt es Ebb’ im Schatz, — wie oͤfters iſt, — So zieht Jhr Eure Schleuſen auf: ſchießt vor, Und nehmt an Zinſen, was Euch nur gefaͤllt. Nathan. Auch Zins vom Zins der Zinſen? Derwiſch. Freylich! Nathan. Bis Mein Kapital zu lauter Zinſen wird. Derwiſch. Das lockt Euch nicht? So ſchreibet unſrer Freundſchaft Nur gleich den Scheidebrief! Denn wahrlich hab’ Jch ſehr auf Euch gerechnet. Nathan. Wahrlich? Wie Denn ſo? wie ſo denn? Derwiſch. Daß Jhr mir mein Amt Mit Ehren wuͤrdet fuͤhren helfen; daß Jch allzeit offne Kaſſe bey Euch haͤtte. — Jhr ſchuͤttelt? Nathan.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/35
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/35>, abgerufen am 28.03.2024.