Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779. Nathan. Nun, verstehn wir uns nur recht! Hier giebts zu unterscheiden. -- Du? warum Nicht du? Al-Hasi Derwisch ist zu allem, Was ich vermag, mir stets willkommen. -- Aber Al-Hasi Defterdar des Saladin, Der -- dem -- Derwisch. Errieth ichs nicht? Daß Jhr doch immer So gut als klug, so klug als weise seyd! -- Geduld! Was Jhr am Hafi unterscheidet, Soll bald geschieden wieder seyn. -- Seht da Das Ehrenkleid, das Saladin mir gab. Eh es verschossen ist, eh es zu Lumpen Geworden, wie sie einen Derwisch kleiden, Hängts in Jerusalem am Nagel, und Jch bin am Ganges, wo ich leicht und barfuß Den heißen Sand mit meinen Lehrern trete. Nathan. Dir ähnlich gnug! Derwisch. Und Schach mit ihnen spiele. Nathan. Dein höchstes Gut! Derwisch. Denkt nur, was mich verführte! -- Damit ich selbst nicht länger betteln dürfte? Den
Nathan. Nun, verſtehn wir uns nur recht! Hier giebts zu unterſcheiden. — Du? warum Nicht du? Al-Haſi Derwiſch iſt zu allem, Was ich vermag, mir ſtets willkommen. — Aber Al-Haſi Defterdar des Saladin, Der — dem — Derwiſch. Errieth ichs nicht? Daß Jhr doch immer So gut als klug, ſo klug als weiſe ſeyd! — Geduld! Was Jhr am Hafi unterſcheidet, Soll bald geſchieden wieder ſeyn. — Seht da Das Ehrenkleid, das Saladin mir gab. Eh es verſchoſſen iſt, eh es zu Lumpen Geworden, wie ſie einen Derwiſch kleiden, Haͤngts in Jeruſalem am Nagel, und Jch bin am Ganges, wo ich leicht und barfuß Den heißen Sand mit meinen Lehrern trete. Nathan. Dir aͤhnlich gnug! Derwiſch. Und Schach mit ihnen ſpiele. Nathan. Dein hoͤchſtes Gut! Derwiſch. Denkt nur, was mich verfuͤhrte! — Damit ich ſelbſt nicht laͤnger betteln duͤrfte? Den
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Nathan.
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Was ich vermag, mir ſtets willkommen. — Aber
Al-Haſi Defterdar des Saladin,
Der — dem —
Derwiſch.
Errieth ichs nicht? Daß Jhr doch immer
So gut als klug, ſo klug als weiſe ſeyd! —
Geduld! Was Jhr am Hafi unterſcheidet,
Soll bald geſchieden wieder ſeyn. — Seht da
Das Ehrenkleid, das Saladin mir gab.
Eh es verſchoſſen iſt, eh es zu Lumpen
Geworden, wie ſie einen Derwiſch kleiden,
Haͤngts in Jeruſalem am Nagel, und
Jch bin am Ganges, wo ich leicht und barfuß
Den heißen Sand mit meinen Lehrern trete.
Nathan.
Dir aͤhnlich gnug!
Derwiſch.
Und Schach mit ihnen ſpiele.
Nathan.
Dein hoͤchſtes Gut!
Derwiſch.
Denkt nur, was mich verfuͤhrte! —
Damit ich ſelbſt nicht laͤnger betteln duͤrfte?
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Zitationshilfe: | Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/36>, abgerufen am 16.02.2025. |