Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.
Von Angesicht zu Angesicht gesehn; Und meinen Engel. Nathan. Recha wär' es werth; Und würd' an ihm nichts schönres sehn, als er An ihr. Recha. (lächelnd) Wem schmeichelt Jhr, mein Vater? wem? Dem Engel, oder Euch? Nathan. Doch hätt' auch nur Ein Mensch -- ein Mensch, wie die Natur sie täglich Gewährt, dir diesen Dienst erzeigt: er müßte Für dich ein Engel seyn. Er müßt' und würde. Recha. Nicht so ein Engel; nein! ein wirklicher; Es war gewiß ein wirklicher! -- Habt Jhr, Jhr selbst die Möglichkeit, daß Engel sind, Daß Gott zum Besten derer, die ihn lieben, Auch Wunder könne thun, mich nicht gelehrt? Jch lieb' ihn ja. Nathan.
Und er liebt dich; und thut Für dich, und deines gleichen, stündlich Wunder; Ja, hat sie schon von aller Ewigkeit Für euch gethan. Recha.
Von Angeſicht zu Angeſicht geſehn; Und meinen Engel. Nathan. Recha waͤr’ es werth; Und wuͤrd’ an ihm nichts ſchoͤnres ſehn, als er An ihr. Recha. (laͤchelnd) Wem ſchmeichelt Jhr, mein Vater? wem? Dem Engel, oder Euch? Nathan. Doch haͤtt’ auch nur Ein Menſch — ein Menſch, wie die Natur ſie taͤglich Gewaͤhrt, dir dieſen Dienſt erzeigt: er muͤßte Fuͤr dich ein Engel ſeyn. Er muͤßt’ und wuͤrde. Recha. Nicht ſo ein Engel; nein! ein wirklicher; Es war gewiß ein wirklicher! — Habt Jhr, Jhr ſelbſt die Moͤglichkeit, daß Engel ſind, Daß Gott zum Beſten derer, die ihn lieben, Auch Wunder koͤnne thun, mich nicht gelehrt? Jch lieb’ ihn ja. Nathan.
Und er liebt dich; und thut Fuͤr dich, und deines gleichen, ſtuͤndlich Wunder; Ja, hat ſie ſchon von aller Ewigkeit Fuͤr euch gethan. Recha.
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Von Angeſicht zu Angeſicht geſehn;
Und meinen Engel.
Nathan.
Recha waͤr’ es werth;
Und wuͤrd’ an ihm nichts ſchoͤnres ſehn, als er
An ihr.
Recha. (laͤchelnd)
Wem ſchmeichelt Jhr, mein Vater? wem?
Dem Engel, oder Euch?
Nathan.
Doch haͤtt’ auch nur
Ein Menſch — ein Menſch, wie die Natur ſie taͤglich
Gewaͤhrt, dir dieſen Dienſt erzeigt: er muͤßte
Fuͤr dich ein Engel ſeyn. Er muͤßt’ und wuͤrde.
Recha.
Nicht ſo ein Engel; nein! ein wirklicher;
Es war gewiß ein wirklicher! — Habt Jhr,
Jhr ſelbſt die Moͤglichkeit, daß Engel ſind,
Daß Gott zum Beſten derer, die ihn lieben,
Auch Wunder koͤnne thun, mich nicht gelehrt?
Jch lieb’ ihn ja.
Nathan.
Und er liebt dich; und thut
Fuͤr dich, und deines gleichen, ſtuͤndlich Wunder;
Ja, hat ſie ſchon von aller Ewigkeit
Fuͤr euch gethan.
Recha.
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Zitationshilfe: | Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/21>, abgerufen am 22.07.2024. |