Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.Und wessen? -- Doch des Sklaven nicht, der auf Was
Und weſſen? — Doch des Sklaven nicht, der auf Was
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0208" n="200"/> Und weſſen? — Doch des Sklaven nicht, der auf<lb/> Des Lebens oͤden Strand den Block gefloͤßt,<lb/> Und ſich davon gemacht? Des Kuͤnſtlers doch<lb/> Wohl mehr, der in dem hingeworfnen Blocke<lb/> Die goͤttliche Geſtalt ſich dachte, die<lb/> Er dargeſtellt? — Ach! Rechas wahrer Vater<lb/> Bleibt, trotz dem Chriſten, der ſie zengte — bleibt<lb/> Jn Ewigkeit der Jude. — Wenn ich mir<lb/> Sie lediglich als Chriſtendirne denke,<lb/> Sie ſonder alles das mir denke, was<lb/> Allein ihr ſo ein Jude geben konnte: —<lb/> Sprich, Herz, — was waͤr’ an ihr, das dir gefiel?<lb/> Nichts! Wenig! Selbſt ihr Laͤcheln, waͤr’ es nichts<lb/> Als ſanfte ſchoͤne Zuckung ihrer Muskeln;<lb/> Waͤr’, was ſie laͤcheln macht, des Reitzes unwerth,<lb/> Jn den es ſich auf ihrem Munde kleidet: —<lb/> Nein; ſelbſt ihr Laͤcheln nicht! Jch hab’ es ja<lb/> Wohl ſchoͤner noch an Aberwitz, an Tand,<lb/> An Hoͤhnerey, an Schmeichler und an Buhler,<lb/> Verſchwenden ſehn! — Hats da mich auch bezaubert?<lb/> Hats da mir auch den Wunſch entlockt, mein Leben<lb/> Jn ſeinem Sonnenſcheine zu verflattern? —<lb/> Jch wuͤßte nicht. Und bin auf den doch launiſch<lb/> Der dieſen hoͤhern Werth allein ihr gab?<lb/> Wie das? warum? — Wenn ich den Spott verdiente,<lb/> Mit dem mich Saladin entließ! Schon ſchlimm<lb/> Genug, daß Saladin es glauben konnte!<lb/> Wie klein ich ihm da ſcheinen mußte! wie<lb/> Veraͤchtlich! — Und das alles um ein Maͤdchen? —<lb/> Curd! Curd! das geht ſo nicht. Lenk’ ein! Wenn vollends<lb/> Mir Daja nur was vorgeplaudert haͤtte,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [200/0208]
Und weſſen? — Doch des Sklaven nicht, der auf
Des Lebens oͤden Strand den Block gefloͤßt,
Und ſich davon gemacht? Des Kuͤnſtlers doch
Wohl mehr, der in dem hingeworfnen Blocke
Die goͤttliche Geſtalt ſich dachte, die
Er dargeſtellt? — Ach! Rechas wahrer Vater
Bleibt, trotz dem Chriſten, der ſie zengte — bleibt
Jn Ewigkeit der Jude. — Wenn ich mir
Sie lediglich als Chriſtendirne denke,
Sie ſonder alles das mir denke, was
Allein ihr ſo ein Jude geben konnte: —
Sprich, Herz, — was waͤr’ an ihr, das dir gefiel?
Nichts! Wenig! Selbſt ihr Laͤcheln, waͤr’ es nichts
Als ſanfte ſchoͤne Zuckung ihrer Muskeln;
Waͤr’, was ſie laͤcheln macht, des Reitzes unwerth,
Jn den es ſich auf ihrem Munde kleidet: —
Nein; ſelbſt ihr Laͤcheln nicht! Jch hab’ es ja
Wohl ſchoͤner noch an Aberwitz, an Tand,
An Hoͤhnerey, an Schmeichler und an Buhler,
Verſchwenden ſehn! — Hats da mich auch bezaubert?
Hats da mir auch den Wunſch entlockt, mein Leben
Jn ſeinem Sonnenſcheine zu verflattern? —
Jch wuͤßte nicht. Und bin auf den doch launiſch
Der dieſen hoͤhern Werth allein ihr gab?
Wie das? warum? — Wenn ich den Spott verdiente,
Mit dem mich Saladin entließ! Schon ſchlimm
Genug, daß Saladin es glauben konnte!
Wie klein ich ihm da ſcheinen mußte! wie
Veraͤchtlich! — Und das alles um ein Maͤdchen? —
Curd! Curd! das geht ſo nicht. Lenk’ ein! Wenn vollends
Mir Daja nur was vorgeplaudert haͤtte,
Was
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