Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
Nur nicht zu schwach. Es ist um Libanon
Nicht alles mehr so sicher. Hast du nicht
Gehört? Die Tempelherrn sind wieder rege.
Sey wohl auf deiner Hut! -- Komm nur! Wo hält
Der Zug? Jch will ihn sehn; und alles selbst
Betreiben. -- Jhr! ich bin sodann bey Sittah.
Dritter Auftritt.
Scene: Die Palmen vor Nathans Hause, wo der
Tempelherr auf und nieder geht.

Jns Haus nun will ich einmal nicht. -- Er wird
Sich endlich doch wohl sehen lassen! -- Man
Bemerkte mich ja sonst so bald, so gern! --
Wills noch erleben, daß er sichs verbittet,
Vor seinem Hause mich so fleißig finden
Zu lassen. -- Hm! -- ich bin doch aber auch
Sehr ärgerlich. -- Was hat mich denn nun so
Erbittert gegen ihn? -- Er sagte ja:
Noch schlüg' er mir nichts ab. Und Saladin
Hats über sich genommen, ihn zu stimmen. --
Wie? sollte wirklich wohl in mir der Christ
Noch tiefer nisten, als in ihm der Jude? --
Wer kennt sich recht? Wie könnt ich ihm denn sonst
Den kleinen Raub nicht gönnen wollen, den
Er sichs zu solcher Angelegenheit
Gemacht, den Christen abzujagen? -- Freylich;
Kein kleiner Raub, ein solch Geschöpf! -- Geschöpf?

Und
N 4
Nur nicht zu ſchwach. Es iſt um Libanon
Nicht alles mehr ſo ſicher. Haſt du nicht
Gehoͤrt? Die Tempelherrn ſind wieder rege.
Sey wohl auf deiner Hut! — Komm nur! Wo haͤlt
Der Zug? Jch will ihn ſehn; und alles ſelbſt
Betreiben. — Jhr! ich bin ſodann bey Sittah.
Dritter Auftritt.
Scene: Die Palmen vor Nathans Hauſe, wo der
Tempelherr auf und nieder geht.

Jns Haus nun will ich einmal nicht. — Er wird
Sich endlich doch wohl ſehen laſſen! — Man
Bemerkte mich ja ſonſt ſo bald, ſo gern! —
Wills noch erleben, daß er ſichs verbittet,
Vor ſeinem Hauſe mich ſo fleißig finden
Zu laſſen. — Hm! — ich bin doch aber auch
Sehr aͤrgerlich. — Was hat mich denn nun ſo
Erbittert gegen ihn? — Er ſagte ja:
Noch ſchluͤg’ er mir nichts ab. Und Saladin
Hats uͤber ſich genommen, ihn zu ſtimmen. —
Wie? ſollte wirklich wohl in mir der Chriſt
Noch tiefer niſten, als in ihm der Jude? —
Wer kennt ſich recht? Wie koͤnnt ich ihm denn ſonſt
Den kleinen Raub nicht goͤnnen wollen, den
Er ſichs zu ſolcher Angelegenheit
Gemacht, den Chriſten abzujagen? — Freylich;
Kein kleiner Raub, ein ſolch Geſchoͤpf! — Geſchoͤpf?

Und
N 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#SAL">
              <p><pb facs="#f0207" n="199"/>
Nur nicht zu &#x017F;chwach. Es i&#x017F;t um Libanon<lb/>
Nicht alles mehr &#x017F;o &#x017F;icher. Ha&#x017F;t du nicht<lb/>
Geho&#x0364;rt? Die Tempelherrn &#x017F;ind wieder rege.<lb/>
Sey wohl auf deiner Hut! &#x2014; Komm nur! Wo ha&#x0364;lt<lb/>
Der Zug? Jch will ihn &#x017F;ehn; und alles &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
Betreiben. &#x2014; Jhr! ich bin &#x017F;odann bey Sittah.</p>
            </sp>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Dritter Auftritt.</hi> </hi> </head><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">Scene: Die Palmen vor Nathans Hau&#x017F;e, wo der<lb/>
Tempelherr auf und nieder geht.</hi> </stage><lb/>
            <p>Jns Haus nun will ich einmal nicht. &#x2014; Er wird<lb/>
Sich endlich doch wohl &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en! &#x2014; Man<lb/>
Bemerkte mich ja &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o bald, &#x017F;o gern! &#x2014;<lb/>
Wills noch erleben, daß er &#x017F;ichs verbittet,<lb/>
Vor &#x017F;einem Hau&#x017F;e mich &#x017F;o fleißig finden<lb/>
Zu la&#x017F;&#x017F;en. &#x2014; Hm! &#x2014; ich bin doch aber auch<lb/>
Sehr a&#x0364;rgerlich. &#x2014; Was hat mich denn nun &#x017F;o<lb/>
Erbittert gegen ihn? &#x2014; Er &#x017F;agte ja:<lb/>
Noch &#x017F;chlu&#x0364;g&#x2019; er mir nichts ab. Und Saladin<lb/>
Hats u&#x0364;ber &#x017F;ich genommen, ihn zu &#x017F;timmen. &#x2014;<lb/>
Wie? &#x017F;ollte wirklich wohl in mir der Chri&#x017F;t<lb/>
Noch tiefer ni&#x017F;ten, als in ihm der Jude? &#x2014;<lb/>
Wer kennt &#x017F;ich recht? Wie ko&#x0364;nnt ich ihm denn &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
Den kleinen Raub nicht go&#x0364;nnen wollen, den<lb/>
Er &#x017F;ichs zu &#x017F;olcher Angelegenheit<lb/>
Gemacht, den Chri&#x017F;ten abzujagen? &#x2014; Freylich;<lb/>
Kein kleiner Raub, ein &#x017F;olch Ge&#x017F;cho&#x0364;pf! &#x2014; Ge&#x017F;cho&#x0364;pf?<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0207] Nur nicht zu ſchwach. Es iſt um Libanon Nicht alles mehr ſo ſicher. Haſt du nicht Gehoͤrt? Die Tempelherrn ſind wieder rege. Sey wohl auf deiner Hut! — Komm nur! Wo haͤlt Der Zug? Jch will ihn ſehn; und alles ſelbſt Betreiben. — Jhr! ich bin ſodann bey Sittah. Dritter Auftritt. Scene: Die Palmen vor Nathans Hauſe, wo der Tempelherr auf und nieder geht. Jns Haus nun will ich einmal nicht. — Er wird Sich endlich doch wohl ſehen laſſen! — Man Bemerkte mich ja ſonſt ſo bald, ſo gern! — Wills noch erleben, daß er ſichs verbittet, Vor ſeinem Hauſe mich ſo fleißig finden Zu laſſen. — Hm! — ich bin doch aber auch Sehr aͤrgerlich. — Was hat mich denn nun ſo Erbittert gegen ihn? — Er ſagte ja: Noch ſchluͤg’ er mir nichts ab. Und Saladin Hats uͤber ſich genommen, ihn zu ſtimmen. — Wie? ſollte wirklich wohl in mir der Chriſt Noch tiefer niſten, als in ihm der Jude? — Wer kennt ſich recht? Wie koͤnnt ich ihm denn ſonſt Den kleinen Raub nicht goͤnnen wollen, den Er ſichs zu ſolcher Angelegenheit Gemacht, den Chriſten abzujagen? — Freylich; Kein kleiner Raub, ein ſolch Geſchoͤpf! — Geſchoͤpf? Und N 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/207
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/207>, abgerufen am 28.03.2024.