Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
So ganz und gar nicht abhängt. -- Liebe Daja,
Das hat mein Vater uns so oft gesagt;
Darüber hast du selbst mit ihm so oft
Dich einverstanden: warum untergräbst
Du denn allein, was du mit ihm zugleich
Gebauet? -- Liebe Daja, das ist kein
Gespräch, womit wir unserm Freund' am besten
Entgegen sehn. Für mich zwar, ja! Denn mir
Mir liegt daran unendlich, ob auch er ...
Horch, Daja! -- Kommt es nicht an unsre Thüre?
Wenn Er es wäre! horch!
Zweyter Auftritt.
Recha. Daja und der Tempelherr, dem Je-
mand von aussen die Thüre öfnet, mit
den Worten:
Nur hier herein!
Recha.
(fährt zusammen, faßt sich, und will ihm zu Füssen fallen.)
Er ists! -- Mein Retter, ah!
Tempelherr.
Dieß zu vermeiden
Erschien ich blos so spät: und doch --
Recha.
Jch will
Ja zu den Füssen dieses stolzen Mannes
Nur Gott noch einmal danken; nicht dem Manne.
Der
G 3
So ganz und gar nicht abhaͤngt. — Liebe Daja,
Das hat mein Vater uns ſo oft geſagt;
Daruͤber haſt du ſelbſt mit ihm ſo oft
Dich einverſtanden: warum untergraͤbſt
Du denn allein, was du mit ihm zugleich
Gebauet? — Liebe Daja, das iſt kein
Geſpraͤch, womit wir unſerm Freund’ am beſten
Entgegen ſehn. Fuͤr mich zwar, ja! Denn mir
Mir liegt daran unendlich, ob auch er …
Horch, Daja! — Kommt es nicht an unſre Thuͤre?
Wenn Er es waͤre! horch!
Zweyter Auftritt.
Recha. Daja und der Tempelherr, dem Je-
mand von auſſen die Thuͤre oͤfnet, mit
den Worten:
Nur hier herein!
Recha.
(faͤhrt zuſammen, faßt ſich, und will ihm zu Fuͤſſen fallen.)
Er iſts! — Mein Retter, ah!
Tempelherr.
Dieß zu vermeiden
Erſchien ich blos ſo ſpaͤt: und doch —
Recha.
Jch will
Ja zu den Fuͤſſen dieſes ſtolzen Mannes
Nur Gott noch einmal danken; nicht dem Manne.
Der
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#REC">
              <p><pb facs="#f0109" n="101"/>
So ganz und gar nicht abha&#x0364;ngt. &#x2014; Liebe Daja,<lb/>
Das hat mein Vater uns &#x017F;o oft ge&#x017F;agt;<lb/>
Daru&#x0364;ber ha&#x017F;t du &#x017F;elb&#x017F;t mit ihm &#x017F;o oft<lb/>
Dich einver&#x017F;tanden: warum untergra&#x0364;b&#x017F;t<lb/>
Du denn allein, was du mit ihm zugleich<lb/>
Gebauet? &#x2014; Liebe Daja, das i&#x017F;t kein<lb/>
Ge&#x017F;pra&#x0364;ch, womit wir un&#x017F;erm Freund&#x2019; am be&#x017F;ten<lb/>
Entgegen &#x017F;ehn. Fu&#x0364;r mich zwar, ja! Denn mir<lb/>
Mir liegt daran unendlich, ob auch er &#x2026;<lb/>
Horch, Daja! &#x2014; Kommt es nicht an un&#x017F;re Thu&#x0364;re?<lb/>
Wenn Er es wa&#x0364;re! horch!</p>
            </sp>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Zweyter Auftritt.</hi> </hi> </head><lb/>
            <stage><hi rendition="#fr">Recha. Daja</hi> und der <hi rendition="#fr">Tempelherr,</hi> dem Je-<lb/>
mand von au&#x017F;&#x017F;en die Thu&#x0364;re o&#x0364;fnet, mit<lb/>
den Worten:</stage><lb/>
            <sp>
              <p> <hi rendition="#et">Nur hier herein!</hi> </p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#REC">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Recha.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <stage>(fa&#x0364;hrt zu&#x017F;ammen, faßt &#x017F;ich, und will ihm zu Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en fallen.)</stage><lb/>
              <p>Er i&#x017F;ts! &#x2014; Mein Retter, ah!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#TEM">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Dieß zu vermeiden</hi><lb/>
Er&#x017F;chien ich blos &#x017F;o &#x017F;pa&#x0364;t: und doch &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#REC">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Recha.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Jch will</hi><lb/>
Ja zu den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;es &#x017F;tolzen Mannes<lb/>
Nur Gott noch einmal danken; nicht dem Manne.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0109] So ganz und gar nicht abhaͤngt. — Liebe Daja, Das hat mein Vater uns ſo oft geſagt; Daruͤber haſt du ſelbſt mit ihm ſo oft Dich einverſtanden: warum untergraͤbſt Du denn allein, was du mit ihm zugleich Gebauet? — Liebe Daja, das iſt kein Geſpraͤch, womit wir unſerm Freund’ am beſten Entgegen ſehn. Fuͤr mich zwar, ja! Denn mir Mir liegt daran unendlich, ob auch er … Horch, Daja! — Kommt es nicht an unſre Thuͤre? Wenn Er es waͤre! horch! Zweyter Auftritt. Recha. Daja und der Tempelherr, dem Je- mand von auſſen die Thuͤre oͤfnet, mit den Worten: Nur hier herein! Recha. (faͤhrt zuſammen, faßt ſich, und will ihm zu Fuͤſſen fallen.) Er iſts! — Mein Retter, ah! Tempelherr. Dieß zu vermeiden Erſchien ich blos ſo ſpaͤt: und doch — Recha. Jch will Ja zu den Fuͤſſen dieſes ſtolzen Mannes Nur Gott noch einmal danken; nicht dem Manne. Der G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/109
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/109>, abgerufen am 20.04.2024.