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Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

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oder das Soldatenglück.


licher seyn, in diesem und in jenem Leben. Die
Türken haben dir alle Säbels, mit Diamanten
besetzt --
Just. Um mir von so einem Säbel den Kopf
spalten zu lassen, reise ich nicht eine Meile. Du
wirst doch nicht toll seyn, und dein schönes Schul-
zengerichte verlassen? --
Werner. O, das nehme ich mit! -- Merkst
du was? -- Das Gütchen ist verkauft --
Just. Verkauft?
Werner. St! -- hier sind hundert Dukaten,
die ich gestern auf den Kauf bekommen; die bring
ich dem Major --
Just. Und was soll der damit?
Werner. Was er damit soll? Verzehren soll
er sie; verspielen, vertrinken, ver -- wie er will.
Der Mann muß Geld haben, und es ist schlecht
genug, daß man ihm das Seinige so sauer macht!
Aber ich wüßte schon, was ich thäte, wenn ich an
seiner Stelle wäre! Jch dächte: hohl euch hier
alle der Henker; und gienge mit Paul Wernern,
nach Persien! -- Blitz! -- der Prinz Heraklius
muß ja wohl von dem Major Tellheim gehört
haben
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oder das Soldatengluͤck.


licher ſeyn, in dieſem und in jenem Leben. Die
Tuͤrken haben dir alle Saͤbels, mit Diamanten
beſetzt —
Juſt. Um mir von ſo einem Saͤbel den Kopf
ſpalten zu laſſen, reiſe ich nicht eine Meile. Du
wirſt doch nicht toll ſeyn, und dein ſchoͤnes Schul-
zengerichte verlaſſen? —
Werner. O, das nehme ich mit! — Merkſt
du was? — Das Guͤtchen iſt verkauft —
Juſt. Verkauft?
Werner. St! — hier ſind hundert Dukaten,
die ich geſtern auf den Kauf bekommen; die bring
ich dem Major —
Juſt. Und was ſoll der damit?
Werner. Was er damit ſoll? Verzehren ſoll
er ſie; verſpielen, vertrinken, ver — wie er will.
Der Mann muß Geld haben, und es iſt ſchlecht
genug, daß man ihm das Seinige ſo ſauer macht!
Aber ich wuͤßte ſchon, was ich thaͤte, wenn ich an
ſeiner Stelle waͤre! Jch daͤchte: hohl euch hier
alle der Henker; und gienge mit Paul Wernern,
nach Perſien! — Blitz! — der Prinz Heraklius
muß ja wohl von dem Major Tellheim gehoͤrt
haben
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[35/0039] oder das Soldatengluͤck. licher ſeyn, in dieſem und in jenem Leben. Die Tuͤrken haben dir alle Saͤbels, mit Diamanten beſetzt — Juſt. Um mir von ſo einem Saͤbel den Kopf ſpalten zu laſſen, reiſe ich nicht eine Meile. Du wirſt doch nicht toll ſeyn, und dein ſchoͤnes Schul- zengerichte verlaſſen? — Werner. O, das nehme ich mit! — Merkſt du was? — Das Guͤtchen iſt verkauft — Juſt. Verkauft? Werner. St! — hier ſind hundert Dukaten, die ich geſtern auf den Kauf bekommen; die bring ich dem Major — Juſt. Und was ſoll der damit? Werner. Was er damit ſoll? Verzehren ſoll er ſie; verſpielen, vertrinken, ver — wie er will. Der Mann muß Geld haben, und es iſt ſchlecht genug, daß man ihm das Seinige ſo ſauer macht! Aber ich wuͤßte ſchon, was ich thaͤte, wenn ich an ſeiner Stelle waͤre! Jch daͤchte: hohl euch hier alle der Henker; und gienge mit Paul Wernern, nach Perſien! — Blitz! — der Prinz Heraklius muß ja wohl von dem Major Tellheim gehoͤrt haben C 2

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/39>, abgerufen am 26.04.2024.