Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
Minna von Barnhelm,


und edeln Liebe, als er. -- Jetzt, da ihn die
Ehre ruft, da sich ein großer Monarch um ihn
bewirbt, sollte ich zugeben, daß er sich verliebten
Träumereyen mit mir überließe? daß der ruhm-
volle Krieger in einen tändelnden Schäfer ausarte?
-- Nein, Herr Major, folgen Sie dem Wink
Jhres bessern Schicksals --
v. Tellheim. Nun wohl! Wenn Jhnen die
große Welt reitzender ist, Minna, -- wohl! so
behalte uns die große Welt! -- Wie klein, wie
armselig ist diese große Welt! -- Sie kennen sie
nur erst von ihrer Flitterseite. Aber gewiß, Minna,
Sie werden -- Es sey! Bis dahin, wohl! Es
soll Jhren Vollkommenheiten nicht an Bewund-
rern fehlen, und meinem Glücke wird es nicht an
Neidern gebrechen.
Das Fräulein. Nein, Tellheim, so ist es
nicht gemeynt! Jch weise Sie in die große Welt,
auf die Bahn der Ehre zurück, ohne Jhnen dahin
folgen zu wollen. -- Dort braucht Tellheim
eine unbescholtene Gattinn! Ein Sächsisches ver-
lauffenes Fräulein, das sich ihm an den Kopf ge-
worffen --

v. Tell-
Minna von Barnhelm,


und edeln Liebe, als er. — Jetzt, da ihn die
Ehre ruft, da ſich ein großer Monarch um ihn
bewirbt, ſollte ich zugeben, daß er ſich verliebten
Traͤumereyen mit mir uͤberließe? daß der ruhm-
volle Krieger in einen taͤndelnden Schaͤfer ausarte?
— Nein, Herr Major, folgen Sie dem Wink
Jhres beſſern Schickſals —
v. Tellheim. Nun wohl! Wenn Jhnen die
große Welt reitzender iſt, Minna, — wohl! ſo
behalte uns die große Welt! — Wie klein, wie
armſelig iſt dieſe große Welt! — Sie kennen ſie
nur erſt von ihrer Flitterſeite. Aber gewiß, Minna,
Sie werden — Es ſey! Bis dahin, wohl! Es
ſoll Jhren Vollkommenheiten nicht an Bewund-
rern fehlen, und meinem Gluͤcke wird es nicht an
Neidern gebrechen.
Das Fraͤulein. Nein, Tellheim, ſo iſt es
nicht gemeynt! Jch weiſe Sie in die große Welt,
auf die Bahn der Ehre zuruͤck, ohne Jhnen dahin
folgen zu wollen. — Dort braucht Tellheim
eine unbeſcholtene Gattinn! Ein Saͤchſiſches ver-
lauffenes Fraͤulein, das ſich ihm an den Kopf ge-
worffen —

v. Tell-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MIN">
            <p><pb facs="#f0178" n="174"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Minna von Barnhelm,</hi></fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
und edeln Liebe, als er. &#x2014; Jetzt, da ihn die<lb/>
Ehre ruft, da &#x017F;ich ein großer Monarch um ihn<lb/>
bewirbt, &#x017F;ollte ich zugeben, daß er &#x017F;ich verliebten<lb/>
Tra&#x0364;umereyen mit mir u&#x0364;berließe? daß der ruhm-<lb/>
volle Krieger in einen ta&#x0364;ndelnden Scha&#x0364;fer ausarte?<lb/>
&#x2014; Nein, Herr Major, folgen Sie dem Wink<lb/>
Jhres be&#x017F;&#x017F;ern Schick&#x017F;als &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>Nun wohl! Wenn Jhnen die<lb/>
große Welt reitzender i&#x017F;t, Minna, &#x2014; wohl! &#x017F;o<lb/>
behalte uns die große Welt! &#x2014; Wie klein, wie<lb/>
arm&#x017F;elig i&#x017F;t die&#x017F;e große Welt! &#x2014; Sie kennen &#x017F;ie<lb/>
nur er&#x017F;t von ihrer Flitter&#x017F;eite. Aber gewiß, Minna,<lb/>
Sie werden &#x2014; Es &#x017F;ey! Bis dahin, wohl! Es<lb/>
&#x017F;oll Jhren Vollkommenheiten nicht an Bewund-<lb/>
rern fehlen, und meinem Glu&#x0364;cke wird es nicht an<lb/>
Neidern gebrechen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Das Fra&#x0364;ulein.</hi> </speaker>
            <p>Nein, Tellheim, &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
nicht gemeynt! Jch wei&#x017F;e Sie in die große Welt,<lb/>
auf die Bahn der Ehre zuru&#x0364;ck, ohne Jhnen dahin<lb/>
folgen zu wollen. &#x2014; Dort braucht Tellheim<lb/>
eine unbe&#x017F;choltene Gattinn! Ein Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;ches ver-<lb/>
lauffenes Fra&#x0364;ulein, das &#x017F;ich ihm an den Kopf ge-<lb/>
worffen &#x2014;</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">v. Tell-</hi> </fw><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0178] Minna von Barnhelm, und edeln Liebe, als er. — Jetzt, da ihn die Ehre ruft, da ſich ein großer Monarch um ihn bewirbt, ſollte ich zugeben, daß er ſich verliebten Traͤumereyen mit mir uͤberließe? daß der ruhm- volle Krieger in einen taͤndelnden Schaͤfer ausarte? — Nein, Herr Major, folgen Sie dem Wink Jhres beſſern Schickſals — v. Tellheim. Nun wohl! Wenn Jhnen die große Welt reitzender iſt, Minna, — wohl! ſo behalte uns die große Welt! — Wie klein, wie armſelig iſt dieſe große Welt! — Sie kennen ſie nur erſt von ihrer Flitterſeite. Aber gewiß, Minna, Sie werden — Es ſey! Bis dahin, wohl! Es ſoll Jhren Vollkommenheiten nicht an Bewund- rern fehlen, und meinem Gluͤcke wird es nicht an Neidern gebrechen. Das Fraͤulein. Nein, Tellheim, ſo iſt es nicht gemeynt! Jch weiſe Sie in die große Welt, auf die Bahn der Ehre zuruͤck, ohne Jhnen dahin folgen zu wollen. — Dort braucht Tellheim eine unbeſcholtene Gattinn! Ein Saͤchſiſches ver- lauffenes Fraͤulein, das ſich ihm an den Kopf ge- worffen — v. Tell-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/178
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/178>, abgerufen am 03.05.2024.