Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. Berlin, 1772.Emilia Galotti. Der Prinz. Das muß sie nicht; das soll sie nicht, -- in meinem kleinen Gebiethe gewiß nicht. -- Aber der Künstler muß auch arbeiten wollen. Conti. Arbeiten? Das ist seine Lust. Nur zu viel arbeiten müssen, kann ihn um den Namen Künstler bringen. Der Prinz. Jch meyne nicht vieles; sondern viel: ein Weniges; aber mit Fleiß. -- Sie kom- men doch nicht leer, Conti? Conti. Jch bringe das Porträtt, welches Sie mir befohlen haben, gnädiger Herr. Und bringe noch eines, welches Sie mir nicht befohlen: aber weil es gesehen zu werden verdient -- Der Prinz. Jenes ist? -- Kann ich mich doch kaum erinnern -- Conti. Die Gräfinn Orsina. Der Prinz. Wahr! -- Der Auftrag ist nur ein wenig von lange her. Conti. Unsere schönen Damen sind nicht alle Tage zum malen. Die Gräfinn hat, seit drey Mo-
Emilia Galotti. Der Prinz. Das muß ſie nicht; das ſoll ſie nicht, — in meinem kleinen Gebiethe gewiß nicht. — Aber der Kuͤnſtler muß auch arbeiten wollen. Conti. Arbeiten? Das iſt ſeine Luſt. Nur zu viel arbeiten muͤſſen, kann ihn um den Namen Kuͤnſtler bringen. Der Prinz. Jch meyne nicht vieles; ſondern viel: ein Weniges; aber mit Fleiß. — Sie kom- men doch nicht leer, Conti? Conti. Jch bringe das Portraͤtt, welches Sie mir befohlen haben, gnaͤdiger Herr. Und bringe noch eines, welches Sie mir nicht befohlen: aber weil es geſehen zu werden verdient — Der Prinz. Jenes iſt? — Kann ich mich doch kaum erinnern — Conti. Die Graͤfinn Orſina. Der Prinz. Wahr! — Der Auftrag iſt nur ein wenig von lange her. Conti. Unſere ſchoͤnen Damen ſind nicht alle Tage zum malen. Die Graͤfinn hat, ſeit drey Mo-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0010" n="6"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Emilia Galotti</hi>.</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <sp who="#GON"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Prinz.</hi> </speaker> <p>Das muß ſie nicht; das ſoll ſie<lb/> nicht, — in meinem kleinen Gebiethe gewiß<lb/> nicht. — Aber der Kuͤnſtler muß auch arbeiten<lb/> wollen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CON"> <speaker> <hi rendition="#fr">Conti.</hi> </speaker> <p>Arbeiten? Das iſt ſeine Luſt. Nur<lb/> zu viel arbeiten muͤſſen, kann ihn um den Namen<lb/> Kuͤnſtler bringen.</p> </sp><lb/> <sp who="#GON"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Prinz.</hi> </speaker> <p>Jch meyne nicht vieles; ſondern<lb/> viel: ein Weniges; aber mit Fleiß. — Sie kom-<lb/> men doch nicht leer, Conti?</p> </sp><lb/> <sp who="#CON"> <speaker> <hi rendition="#fr">Conti.</hi> </speaker> <p>Jch bringe das Portraͤtt, welches Sie<lb/> mir befohlen haben, gnaͤdiger Herr. Und bringe<lb/> noch eines, welches Sie mir nicht befohlen: aber<lb/> weil es geſehen zu werden verdient —</p> </sp><lb/> <sp who="#GON"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Prinz.</hi> </speaker> <p>Jenes iſt? — Kann ich mich<lb/> doch kaum erinnern —</p> </sp><lb/> <sp who="#CON"> <speaker> <hi rendition="#fr">Conti.</hi> </speaker> <p>Die Graͤfinn Orſina.</p> </sp><lb/> <sp who="#GON"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Prinz.</hi> </speaker> <p>Wahr! — Der Auftrag iſt<lb/> nur ein wenig von lange her.</p> </sp><lb/> <sp who="#CON"> <speaker> <hi rendition="#fr">Conti.</hi> </speaker> <p>Unſere ſchoͤnen Damen ſind nicht alle<lb/> Tage zum malen. Die Graͤfinn hat, ſeit drey<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Mo-</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0010]
Emilia Galotti.
Der Prinz. Das muß ſie nicht; das ſoll ſie
nicht, — in meinem kleinen Gebiethe gewiß
nicht. — Aber der Kuͤnſtler muß auch arbeiten
wollen.
Conti. Arbeiten? Das iſt ſeine Luſt. Nur
zu viel arbeiten muͤſſen, kann ihn um den Namen
Kuͤnſtler bringen.
Der Prinz. Jch meyne nicht vieles; ſondern
viel: ein Weniges; aber mit Fleiß. — Sie kom-
men doch nicht leer, Conti?
Conti. Jch bringe das Portraͤtt, welches Sie
mir befohlen haben, gnaͤdiger Herr. Und bringe
noch eines, welches Sie mir nicht befohlen: aber
weil es geſehen zu werden verdient —
Der Prinz. Jenes iſt? — Kann ich mich
doch kaum erinnern —
Conti. Die Graͤfinn Orſina.
Der Prinz. Wahr! — Der Auftrag iſt
nur ein wenig von lange her.
Conti. Unſere ſchoͤnen Damen ſind nicht alle
Tage zum malen. Die Graͤfinn hat, ſeit drey
Mo-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |