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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769].

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lig wäre, seinen Unwillen zu erkennen geben?
Wird sie darum weniger bey ihren schändlichen
Gesinnungen bleiben? Soll er der Königinn die
Sache hinterbringen? Das ist unmöglich:
Blanca, seine ihm noch immer theure Blanca,
läuft Gefahr. Soll er sie, durch Bitten und
Vorstellungen, von ihrem Entschlusse abzubrin-
gen suchen? Er müßte nicht wissen, was für ein
rachsüchtiges Geschöpf eine beleidigte Frau ist;
wie wenig es sich durch Flehen erweichen, und
durch Gefahr abschrecken läßt. Wie leicht
könnte sie seine Abrathung, sein Zorn, zur
Verzweiflung bringen, daß sie sich einem an-
dern entdeckte, der so gewissenhaft nicht wäre,
und ihr zu Liebe alles unternähme? (*) -- Die-

ses
(*) Ay tal traicion! vive el Cielo,
Que de amarla estoi corrido.
Blanca, que es mi dulce duenno,
Blanca, a quien quiero, y estimo,
Me propone tal traicion!
Que hare, porque si ofendido,
Respondiendo, como es justo,
Contra su traicion me irrito,
No por esso ha de evitar
Su resuelto desatino.
Pues darle cuenta a la Reina
Es impossible, pues quiso
Mi suerte, que tenga parte
Blanca en aqueste delito.
Pues si procuro con ruegos

Di-
J 2

lig wäre, ſeinen Unwillen zu erkennen geben?
Wird ſie darum weniger bey ihren ſchändlichen
Geſinnungen bleiben? Soll er der Königinn die
Sache hinterbringen? Das iſt unmöglich:
Blanca, ſeine ihm noch immer theure Blanca,
läuft Gefahr. Soll er ſie, durch Bitten und
Vorſtellungen, von ihrem Entſchluſſe abzubrin-
gen ſuchen? Er müßte nicht wiſſen, was für ein
rachſüchtiges Geſchöpf eine beleidigte Frau iſt;
wie wenig es ſich durch Flehen erweichen, und
durch Gefahr abſchrecken läßt. Wie leicht
könnte ſie ſeine Abrathung, ſein Zorn, zur
Verzweiflung bringen, daß ſie ſich einem an-
dern entdeckte, der ſo gewiſſenhaft nicht wäre,
und ihr zu Liebe alles unternähme? (*) — Die-

ſes
(*) Ay tal traicion! vive el Cielo,
Que de amarla eſtoi corrido.
Blanca, que es mi dulce dueño,
Blanca, à quien quiero, y eſtimo,
Me propone tal traicion!
Que harè, porque ſi ofendido,
Reſpondiendo, como es juſto,
Contra ſu traicion me irrito,
No por eſſo ha de evitar
Su reſuelto deſatino.
Pues darle cuenta a la Reina
Es impoſſible, pues quiſo
Mi ſuerte, que tenga parte
Blanca en aqueſte delito.
Pues ſi procuro con ruegos

Di-
J 2
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[67/0073] lig wäre, ſeinen Unwillen zu erkennen geben? Wird ſie darum weniger bey ihren ſchändlichen Geſinnungen bleiben? Soll er der Königinn die Sache hinterbringen? Das iſt unmöglich: Blanca, ſeine ihm noch immer theure Blanca, läuft Gefahr. Soll er ſie, durch Bitten und Vorſtellungen, von ihrem Entſchluſſe abzubrin- gen ſuchen? Er müßte nicht wiſſen, was für ein rachſüchtiges Geſchöpf eine beleidigte Frau iſt; wie wenig es ſich durch Flehen erweichen, und durch Gefahr abſchrecken läßt. Wie leicht könnte ſie ſeine Abrathung, ſein Zorn, zur Verzweiflung bringen, daß ſie ſich einem an- dern entdeckte, der ſo gewiſſenhaft nicht wäre, und ihr zu Liebe alles unternähme? (*) — Die- ſes (*) Ay tal traicion! vive el Cielo, Que de amarla eſtoi corrido. Blanca, que es mi dulce dueño, Blanca, à quien quiero, y eſtimo, Me propone tal traicion! Que harè, porque ſi ofendido, Reſpondiendo, como es juſto, Contra ſu traicion me irrito, No por eſſo ha de evitar Su reſuelto deſatino. Pues darle cuenta a la Reina Es impoſſible, pues quiſo Mi ſuerte, que tenga parte Blanca en aqueſte delito. Pues ſi procuro con ruegos Di- J 2

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Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/73>, abgerufen am 28.03.2024.