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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769].

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die Beine gewaschen? -- (*) Aus diesem Zuge,
kann man leicht auf das Uebrige schließen. Sie
gehen endlich beide wieder fort; es ist zu spät ge-
worden; das Haus könnte über den Schuß in
Bewegung gerathen seyn; Essex getraut sich da-
her nicht, unbemerkt zur Blanca zu kommen,
und verschiebt seinen Besuch auf ein andermal.

Nun tritt der Herzog von Alanzon auf, mit
Flora, der Blanca Kammermädchen. (Die Scene
ist noch auf dem Landgute, in einem Zimmer der
Blanca; die vorigen Auftritten waren in dem
Garten. Es ist des folgenden Tages.) Der
König von Frankreich hatte der Elisabeth eine
Verbindung mit seinem jüngsten Bruder vorge-
schlagen. Dieses ist der Herzog von Alanzon.
Er ist, unter dem Vorwande einer Gesandt-
schaft, nach England gekommen, um diese Ver-
bindung zu Stande zu bringen. Es läßt sich
alles, sowohl von Seiten des Parlaments als
der Königinn, sehr wohl dazu an: aber indeß
erblickt er die Blanca, und verliebt sich in sie.
Itzt kömmt er, und bittet Floren, ihm in seiner
Liebe behülflich zu seyn. Flora verbirgt ihn
nicht, wie wenig er zu erwarten habe; doch oh-
ne ihm das geringste von der Vertraulichkeit, in
welcher der Graf mit ihr stehet, zu entdecken.

Sie
(*) La muger del hortelano,
Que se lavaba las piernas.

die Beine gewaſchen? — (*) Aus dieſem Zuge,
kann man leicht auf das Uebrige ſchließen. Sie
gehen endlich beide wieder fort; es iſt zu ſpät ge-
worden; das Haus könnte über den Schuß in
Bewegung gerathen ſeyn; Eſſex getraut ſich da-
her nicht, unbemerkt zur Blanca zu kommen,
und verſchiebt ſeinen Beſuch auf ein andermal.

Nun tritt der Herzog von Alanzon auf, mit
Flora, der Blanca Kammermädchen. (Die Scene
iſt noch auf dem Landgute, in einem Zimmer der
Blanca; die vorigen Auftritten waren in dem
Garten. Es iſt des folgenden Tages.) Der
König von Frankreich hatte der Eliſabeth eine
Verbindung mit ſeinem jüngſten Bruder vorge-
ſchlagen. Dieſes iſt der Herzog von Alanzon.
Er iſt, unter dem Vorwande einer Geſandt-
ſchaft, nach England gekommen, um dieſe Ver-
bindung zu Stande zu bringen. Es läßt ſich
alles, ſowohl von Seiten des Parlaments als
der Königinn, ſehr wohl dazu an: aber indeß
erblickt er die Blanca, und verliebt ſich in ſie.
Itzt kömmt er, und bittet Floren, ihm in ſeiner
Liebe behülflich zu ſeyn. Flora verbirgt ihn
nicht, wie wenig er zu erwarten habe; doch oh-
ne ihm das geringſte von der Vertraulichkeit, in
welcher der Graf mit ihr ſtehet, zu entdecken.

Sie
(*) La muger del hortelano,
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[62/0068] die Beine gewaſchen? — (*) Aus dieſem Zuge, kann man leicht auf das Uebrige ſchließen. Sie gehen endlich beide wieder fort; es iſt zu ſpät ge- worden; das Haus könnte über den Schuß in Bewegung gerathen ſeyn; Eſſex getraut ſich da- her nicht, unbemerkt zur Blanca zu kommen, und verſchiebt ſeinen Beſuch auf ein andermal. Nun tritt der Herzog von Alanzon auf, mit Flora, der Blanca Kammermädchen. (Die Scene iſt noch auf dem Landgute, in einem Zimmer der Blanca; die vorigen Auftritten waren in dem Garten. Es iſt des folgenden Tages.) Der König von Frankreich hatte der Eliſabeth eine Verbindung mit ſeinem jüngſten Bruder vorge- ſchlagen. Dieſes iſt der Herzog von Alanzon. Er iſt, unter dem Vorwande einer Geſandt- ſchaft, nach England gekommen, um dieſe Ver- bindung zu Stande zu bringen. Es läßt ſich alles, ſowohl von Seiten des Parlaments als der Königinn, ſehr wohl dazu an: aber indeß erblickt er die Blanca, und verliebt ſich in ſie. Itzt kömmt er, und bittet Floren, ihm in ſeiner Liebe behülflich zu ſeyn. Flora verbirgt ihn nicht, wie wenig er zu erwarten habe; doch oh- ne ihm das geringſte von der Vertraulichkeit, in welcher der Graf mit ihr ſtehet, zu entdecken. Sie (*) La muger del hortelano, Que ſe lavaba las piernas.

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Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/68>, abgerufen am 28.03.2024.