ches Monstrum gebildet, und auf seinem Ge- sichte so schwarzen Basalt mit so glänzendem Helfenbeine gepaaret habe; ob mehr zur Be- wunderung, oder mehr zur Verspottung? (*)) Kaum hat sich das Frauenzimmer wieder ange- kleidet, als, unter der Ausrufung: Stirb Ty- ranninn! ein Schuß auf sie geschieht, und gleich darauf zwey maskirte Männer mit bloßem De- gen auf sie los gehen, weil der Schuß sie nicht getroffen zu haben scheinet. Essex besinnt sich nicht lange, ihr zu Hülfe zu eilen. Er greift die Mörder an, und sie entfliehen. Er will ih- nen nach; aber die Dame ruft ihn zurück, und bittet ihn, sein Leben nicht in Gefahr zu setzen. Sie sieht, daß er verwundet ist, knüpft ihre Schärpe los, und giebt sie ihm, sich die Wunde damit zu verbinden. Zugleich, sagt sie, soll diese Schärpe dienen, mich Euch zu seiner Zeit zu erkennen zu geben; itzt muß ich mich entfer- nen, ehe über den Schuß mehr Lermen entsteht; ich möchte nicht gern, daß die Königinn den Zu- fall erführe, und ich beschwöre Euch daher um
Eure
(*)Yo, que al principio vi, ciego, y turbado A una parte nevado Y en otra negro el rostro, Juzgue, mirando tan divino monstruo, Que la naturaleza cuidadosa Desigual uniendo tan hermosa, Quiso hacer por assombro, o por ultrage, De azabache y marfil un maridage.
ches Monſtrum gebildet, und auf ſeinem Ge- ſichte ſo ſchwarzen Baſalt mit ſo glänzendem Helfenbeine gepaaret habe; ob mehr zur Be- wunderung, oder mehr zur Verſpottung? (*)) Kaum hat ſich das Frauenzimmer wieder ange- kleidet, als, unter der Ausrufung: Stirb Ty- ranninn! ein Schuß auf ſie geſchieht, und gleich darauf zwey maſkirte Männer mit bloßem De- gen auf ſie los gehen, weil der Schuß ſie nicht getroffen zu haben ſcheinet. Eſſex beſinnt ſich nicht lange, ihr zu Hülfe zu eilen. Er greift die Mörder an, und ſie entfliehen. Er will ih- nen nach; aber die Dame ruft ihn zurück, und bittet ihn, ſein Leben nicht in Gefahr zu ſetzen. Sie ſieht, daß er verwundet iſt, knüpft ihre Schärpe los, und giebt ſie ihm, ſich die Wunde damit zu verbinden. Zugleich, ſagt ſie, ſoll dieſe Schärpe dienen, mich Euch zu ſeiner Zeit zu erkennen zu geben; itzt muß ich mich entfer- nen, ehe über den Schuß mehr Lermen entſteht; ich möchte nicht gern, daß die Königinn den Zu- fall erführe, und ich beſchwöre Euch daher um
Eure
(*)Yo, que al principio vi, ciego, y turbado A una parte nevado Y en otra negro el roſtro, Juzguè, mirando tan divino monſtruo, Que la naturaleza cuidadoſa Deſigual uniendo tan hermoſa, Quiſo hacer por aſſombro, o por ultrage, De azabache y marfil un maridage.
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ches Monſtrum gebildet, und auf ſeinem Ge-
ſichte ſo ſchwarzen Baſalt mit ſo glänzendem
Helfenbeine gepaaret habe; ob mehr zur Be-
wunderung, oder mehr zur Verſpottung? (*))
Kaum hat ſich das Frauenzimmer wieder ange-
kleidet, als, unter der Ausrufung: Stirb Ty-
ranninn! ein Schuß auf ſie geſchieht, und gleich
darauf zwey maſkirte Männer mit bloßem De-
gen auf ſie los gehen, weil der Schuß ſie nicht
getroffen zu haben ſcheinet. Eſſex beſinnt ſich
nicht lange, ihr zu Hülfe zu eilen. Er greift
die Mörder an, und ſie entfliehen. Er will ih-
nen nach; aber die Dame ruft ihn zurück, und
bittet ihn, ſein Leben nicht in Gefahr zu ſetzen.
Sie ſieht, daß er verwundet iſt, knüpft ihre
Schärpe los, und giebt ſie ihm, ſich die Wunde
damit zu verbinden. Zugleich, ſagt ſie, ſoll
dieſe Schärpe dienen, mich Euch zu ſeiner Zeit
zu erkennen zu geben; itzt muß ich mich entfer-
nen, ehe über den Schuß mehr Lermen entſteht;
ich möchte nicht gern, daß die Königinn den Zu-
fall erführe, und ich beſchwöre Euch daher um
Eure
(*) Yo, que al principio vi, ciego, y turbado
A una parte nevado
Y en otra negro el roſtro,
Juzguè, mirando tan divino monſtruo,
Que la naturaleza cuidadoſa
Deſigual uniendo tan hermoſa,
Quiſo hacer por aſſombro, o por ultrage,
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/66>, abgerufen am 24.11.2024.
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