Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769].

Bild:
<< vorherige Seite
Hamburgische
Dramaturgie.


Acht und neunzigstes Stück.





Eben so schielend und falsch wird, durch Auf-
hebung der doppelten Brüderschaft, auch
das Verhältniß der beiden jungen Leute.
Jch verdenke es dem deutschen Aeschinus, daß
er (*) "vielmals an den Thorheiten des Ktesipho
"Antheil nehmen zu müssen geglaubt, um ihn,
"als seinen Vetter, der Gefahr und öffentlichen
"Schande zu entreissen." Was Vetter? Und
schickt es sich wohl für den leiblichen Vater, ihm
darauf zu antworten: "ich billige deine hierbey
"bezeigte Sorgfalt und Vorsicht; ich verwehre
"dir es auch inskünftige nicht?" Was ver-
wehrt der Vater dem Sohne nicht? An den
Thorheiten eines ungezogenen Vetters Antheil
zu nehmen? Wahrlich, das sollte er ihm ver-
wehren. "Suche deinen Vetter, müßte er ihm

höch-
(*) Aufz. I. Auft. 3. S. 18.
Z z
Hamburgiſche
Dramaturgie.


Acht und neunzigſtes Stück.





Eben ſo ſchielend und falſch wird, durch Auf-
hebung der doppelten Brüderſchaft, auch
das Verhältniß der beiden jungen Leute.
Jch verdenke es dem deutſchen Aeſchinus, daß
er (*) „vielmals an den Thorheiten des Kteſipho
„Antheil nehmen zu müſſen geglaubt, um ihn,
„als ſeinen Vetter, der Gefahr und öffentlichen
„Schande zu entreiſſen.„ Was Vetter? Und
ſchickt es ſich wohl für den leiblichen Vater, ihm
darauf zu antworten: „ich billige deine hierbey
„bezeigte Sorgfalt und Vorſicht; ich verwehre
„dir es auch inskünftige nicht?„ Was ver-
wehrt der Vater dem Sohne nicht? An den
Thorheiten eines ungezogenen Vetters Antheil
zu nehmen? Wahrlich, das ſollte er ihm ver-
wehren. „Suche deinen Vetter, müßte er ihm

höch-
(*) Aufz. I. Auft. 3. S. 18.
Z z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0367" n="[361]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Hamburgi&#x017F;che<lb/><hi rendition="#g">Dramaturgie.</hi><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Acht und neunzig&#x017F;tes Stück.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#c">Den 8ten April, 1768.</hi> </dateline><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>ben &#x017F;o &#x017F;chielend und fal&#x017F;ch wird, durch Auf-<lb/>
hebung der doppelten Brüder&#x017F;chaft, auch<lb/>
das Verhältniß der beiden jungen Leute.<lb/>
Jch verdenke es dem deut&#x017F;chen Ae&#x017F;chinus, daß<lb/>
er <note place="foot" n="(*)">Aufz. <hi rendition="#aq">I.</hi> Auft. 3. S. 18.</note> &#x201E;vielmals an den Thorheiten des Kte&#x017F;ipho<lb/>
&#x201E;Antheil nehmen zu mü&#x017F;&#x017F;en geglaubt, um ihn,<lb/>
&#x201E;als &#x017F;einen Vetter, der Gefahr und öffentlichen<lb/>
&#x201E;Schande zu entrei&#x017F;&#x017F;en.&#x201E; Was Vetter? Und<lb/>
&#x017F;chickt es &#x017F;ich wohl für den leiblichen Vater, ihm<lb/>
darauf zu antworten: &#x201E;ich billige deine hierbey<lb/>
&#x201E;bezeigte Sorgfalt und Vor&#x017F;icht; ich verwehre<lb/>
&#x201E;dir es auch inskünftige nicht?&#x201E; Was ver-<lb/>
wehrt der Vater dem Sohne nicht? An den<lb/>
Thorheiten eines ungezogenen Vetters Antheil<lb/>
zu nehmen? Wahrlich, das &#x017F;ollte er ihm ver-<lb/>
wehren. &#x201E;Suche deinen Vetter, müßte er ihm<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">höch-</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z z</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[361]/0367] Hamburgiſche Dramaturgie. Acht und neunzigſtes Stück. Den 8ten April, 1768. Eben ſo ſchielend und falſch wird, durch Auf- hebung der doppelten Brüderſchaft, auch das Verhältniß der beiden jungen Leute. Jch verdenke es dem deutſchen Aeſchinus, daß er (*) „vielmals an den Thorheiten des Kteſipho „Antheil nehmen zu müſſen geglaubt, um ihn, „als ſeinen Vetter, der Gefahr und öffentlichen „Schande zu entreiſſen.„ Was Vetter? Und ſchickt es ſich wohl für den leiblichen Vater, ihm darauf zu antworten: „ich billige deine hierbey „bezeigte Sorgfalt und Vorſicht; ich verwehre „dir es auch inskünftige nicht?„ Was ver- wehrt der Vater dem Sohne nicht? An den Thorheiten eines ungezogenen Vetters Antheil zu nehmen? Wahrlich, das ſollte er ihm ver- wehren. „Suche deinen Vetter, müßte er ihm höch- (*) Aufz. I. Auft. 3. S. 18. Z z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/367
Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. [361]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/367>, abgerufen am 03.12.2024.