Er hat sich für seine Person alles von dem Aegisth zu versehen; Aegisth verlangt nur sein Schwerdt wieder, um den ganzen Streit zwischen ihnen mit eins zu entscheiden; und diesen tollküh- nen Aegisth läßt er sich an dem Altare, wo das erste das beste, was ihm in die Hand fällt, ein Schwerdt werden kann, so nahe kommen? Der Polyphont des Maffei ist von diesen Ungereimt- heiten frey; denn dieser kennt den Aegisth nicht, und hält ihn für seinen Freund. Warum hätte Aegisth sich ihm also bey dem Altare nicht nä- hern dürfen? Niemand gab auf seine Bewe- gungen Acht; der Streich war geschehen, und er zu dem zweyten schon bereit, ehe es noch ei- nem Menschen einkommen konnte, den ersten zu rächen.
"Me-
Croi-moi, ces prejuges de sang & de nais- sance Revivrons dans les coeurs, y prendront sa defense. Le souvenir du pere, & cent rois pour ayeux, Cet honneur pretendu d'etre issu de nos Dieux; Le cris, & le desespoir d'une mere eplo- ree, Detruiront ma puissance encor mal as- suree.
Er hat ſich fuͤr ſeine Perſon alles von dem Aegisth zu verſehen; Aegisth verlangt nur ſein Schwerdt wieder, um den ganzen Streit zwiſchen ihnen mit eins zu entſcheiden; und dieſen tollkuͤh- nen Aegisth laͤßt er ſich an dem Altare, wo das erſte das beſte, was ihm in die Hand faͤllt, ein Schwerdt werden kann, ſo nahe kommen? Der Polyphont des Maffei iſt von dieſen Ungereimt- heiten frey; denn dieſer kennt den Aegisth nicht, und haͤlt ihn fuͤr ſeinen Freund. Warum haͤtte Aegisth ſich ihm alſo bey dem Altare nicht naͤ- hern duͤrfen? Niemand gab auf ſeine Bewe- gungen Acht; der Streich war geſchehen, und er zu dem zweyten ſchon bereit, ehe es noch ei- nem Menſchen einkommen konnte, den erſten zu raͤchen.
〟Me-
Croi-moi, ces prejugés de ſang & de naiſ- ſance Revivrons dans les cœurs, y prendront ſa defenſe. Le ſouvenir du pere, & cent rois pour ayeux, Cet honneur pretendu d’être iſſu de nos Dieux; Le cris, & le deſeſpoir d’une mere eplo- rée, Detruiront ma puiſſance encor mal aſ- ſurée.
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Er hat ſich fuͤr ſeine Perſon alles von dem
Aegisth zu verſehen; Aegisth verlangt nur ſein
Schwerdt wieder, um den ganzen Streit zwiſchen
ihnen mit eins zu entſcheiden; und dieſen tollkuͤh-
nen Aegisth laͤßt er ſich an dem Altare, wo das
erſte das beſte, was ihm in die Hand faͤllt, ein
Schwerdt werden kann, ſo nahe kommen? Der
Polyphont des Maffei iſt von dieſen Ungereimt-
heiten frey; denn dieſer kennt den Aegisth nicht,
und haͤlt ihn fuͤr ſeinen Freund. Warum haͤtte
Aegisth ſich ihm alſo bey dem Altare nicht naͤ-
hern duͤrfen? Niemand gab auf ſeine Bewe-
gungen Acht; der Streich war geſchehen, und
er zu dem zweyten ſchon bereit, ehe es noch ei-
nem Menſchen einkommen konnte, den erſten zu
raͤchen.
〟Me-
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(*) Croi-moi, ces prejugés de ſang & de naiſ-
ſance
Revivrons dans les cœurs, y prendront ſa
defenſe.
Le ſouvenir du pere, & cent rois pour
ayeux,
Cet honneur pretendu d’être iſſu de nos
Dieux;
Le cris, & le deſeſpoir d’une mere eplo-
rée,
Detruiront ma puiſſance encor mal aſ-
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/381>, abgerufen am 19.05.2024.
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