a un Turc: vous avez meme quelque chose d'un Francois -- En verite ces Turcs sont plaisans -- Je me charge d'apprendre a vivre a ce Turc -- Je ne desespere pas d'en faire quelque jour un Francois. -- Dennoch gelingt es dem Dinge! Es lacht und schilt, es droht und spottet, es liebäugelt und mault, bis der Sultau, nicht genug, ihm zu gefallen, dem Serraglio eine neue Gestalt gegeben zu haben, auch Reichsgesetze abändern, und Geistlichkeit und Pöbel wieder sich aufzubringen Gefahr laufen muß, wenn er anders mit ihr eben so glücklich seyn will, als schon der und jener, wie sie ihm selbst bekennet, in ihrem Va- terlande mit ihr gewesen. Das verlohnte sich wohl der Mühe!
Marmontel fängt seine Erzehlung mit der Be- trachtung an, daß große Staatsveränderungen oft durch sehr geringfügige Kleinigkeiten veran- laßt worden, und läßt den Sultan mit der heim- lichen Frage an sich selbst schliessen: wie ist es möglich, daß eine kleine aufgestülpte Nase die Gesetze eines Reiches umstossen können? Man sollte also fast glauben, daß er blos diese Be- merkung, dieses anscheinende Mißverhältniß zwischen Ursache und Wirkung, durch ein Exem- pel erläutern wollen. Doch diese Lehre wäre unstreitig zu allgemein, und er entdeckt uns in der Vorrede selbst, daß er eine ganz andere und
weit
à un Turc: vous avez même quelque choſe d’un François — En vérité ces Turcs ſont plaiſans — Je me charge d’apprendre à vivre à ce Turc — Je ne déſeſpére pas d’en faire quelque jour un François. — Dennoch gelingt es dem Dinge! Es lacht und ſchilt, es droht und ſpottet, es liebaͤugelt und mault, bis der Sultau, nicht genug, ihm zu gefallen, dem Serraglio eine neue Geſtalt gegeben zu haben, auch Reichsgeſetze abaͤndern, und Geiſtlichkeit und Poͤbel wieder ſich aufzubringen Gefahr laufen muß, wenn er anders mit ihr eben ſo gluͤcklich ſeyn will, als ſchon der und jener, wie ſie ihm ſelbſt bekennet, in ihrem Va- terlande mit ihr geweſen. Das verlohnte ſich wohl der Muͤhe!
Marmontel faͤngt ſeine Erzehlung mit der Be- trachtung an, daß große Staatsveraͤnderungen oft durch ſehr geringfuͤgige Kleinigkeiten veran- laßt worden, und laͤßt den Sultan mit der heim- lichen Frage an ſich ſelbſt ſchlieſſen: wie iſt es moͤglich, daß eine kleine aufgeſtuͤlpte Naſe die Geſetze eines Reiches umſtoſſen koͤnnen? Man ſollte alſo faſt glauben, daß er blos dieſe Be- merkung, dieſes anſcheinende Mißverhaͤltniß zwiſchen Urſache und Wirkung, durch ein Exem- pel erlaͤutern wollen. Doch dieſe Lehre waͤre unſtreitig zu allgemein, und er entdeckt uns in der Vorrede ſelbſt, daß er eine ganz andere und
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à un Turc: vous avez même quelque
choſe d’un François — En vérité ces Turcs
ſont plaiſans — Je me charge d’apprendre
à vivre à ce Turc — Je ne déſeſpére pas
d’en faire quelque jour un François. —
Dennoch gelingt es dem Dinge! Es lacht und
ſchilt, es droht und ſpottet, es liebaͤugelt und
mault, bis der Sultau, nicht genug, ihm zu
gefallen, dem Serraglio eine neue Geſtalt gegeben
zu haben, auch Reichsgeſetze abaͤndern, und
Geiſtlichkeit und Poͤbel wieder ſich aufzubringen
Gefahr laufen muß, wenn er anders mit ihr
eben ſo gluͤcklich ſeyn will, als ſchon der und
jener, wie ſie ihm ſelbſt bekennet, in ihrem Va-
terlande mit ihr geweſen. Das verlohnte ſich
wohl der Muͤhe!
Marmontel faͤngt ſeine Erzehlung mit der Be-
trachtung an, daß große Staatsveraͤnderungen
oft durch ſehr geringfuͤgige Kleinigkeiten veran-
laßt worden, und laͤßt den Sultan mit der heim-
lichen Frage an ſich ſelbſt ſchlieſſen: wie iſt es
moͤglich, daß eine kleine aufgeſtuͤlpte Naſe die
Geſetze eines Reiches umſtoſſen koͤnnen? Man
ſollte alſo faſt glauben, daß er blos dieſe Be-
merkung, dieſes anſcheinende Mißverhaͤltniß
zwiſchen Urſache und Wirkung, durch ein Exem-
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/274>, abgerufen am 23.11.2024.
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