Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774.finden würde. So muß man die Geschichte verschönern. Das Fenster -- wie gemein! aber Pompejus Statue -- warum sie ihm nicht lieber in Mund gesteckt, wie die alten Mahler ihre Zettel? Nun kommen die Zusammenverschwor- Was kann ich davor? -- -- Soll ich viel
finden wuͤrde. So muß man die Geſchichte verſchoͤnern. Das Fenſter — wie gemein! aber Pompejus Statue — warum ſie ihm nicht lieber in Mund geſteckt, wie die alten Mahler ihre Zettel? Nun kommen die Zuſammenverſchwor- Was kann ich davor? — — Soll ich viel
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finden wuͤrde. So muß man die Geſchichte
verſchoͤnern. Das Fenſter — wie gemein!
aber Pompejus Statue — warum ſie ihm
nicht lieber in Mund geſteckt, wie die alten
Mahler ihre Zettel?
Nun kommen die Zuſammenverſchwor-
nen zu ihm. Cimber ſetzt die Epiſche Trom-
pete an den Mund, wer Luſt hat, mag ſei-
ne Deklamation mit der Erzehlung des Caſ-
ca im S. vergleichen. Nun was thut Caſ-
ſius drauf? er predigt, und Brutus macht
eine feine kritiſchphiloſophiſche Gloſſe zum
Lebenslauf des alten Cato aus Utika. Sa
mort fut inutile — eſt c’eſt la ſeule faute ou
tomba ce grand homme. Nun geht das pre-
digen auf zwey Seiten fort, jeder ſagt mit
andern Worten, was der andere vor ihm ge-
ſagt, auf einmal ereifert ſich Brutus jaͤh-
ling, weil der Akt bald zu Ende geht: Ju-
rez donc, ſagt er, avec moi, jurez, ſagt er,
ſur cette epée, par le ſaug de Caton (obſchon
er einen Bock damals gemacht) par celui de
Pompée, und Caſſius ſchwoͤrt mit ihm und
Brutus tritt zur Statue des Pompejus und
ſchwoͤrt wieder und — haben Sie genug, meine
Herren? — allons preparons nous, c’eſt trop
nous arreter. —
Was kann ich davor? — — Soll ich
Jhnen noch die Leichenreden gegeneinander
halten? — Jch denke, ich habe ſchon zu
viel
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