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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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New-York.
Zufuhr von Häuten entspricht in der Union eine grossartige Lederindustrie,
welche exportirend ist, aber des Zusammenhanges wegen hier erledigt wird. Es
herrscht Ueberproduction, und daher sehen wir seit einer Reihe von Jahren die
Preise des Leders unausgesetzt zurückgehen. Statt den Betrieb einzuschränken,
sieht man den Erfolg einzig darin, die Preise der rohen Häute zu drücken und
wartet auf die Engländer, welche bei überfüllten Lagern zu Spottpreisen mit den
Vorräthen aufräumen.

Die wichtigste Ledersorte der Union und also auch des Marktes New-York
ist Hemlockleder, so genannt, weil es mit der Rinde der Hemlocktanne gegerbt ist.
Mit Eichenlohe erzeugtes Leder wird eigens als solches bezeichnet. Von Hemlock-
leder wurden im Jahre 1888 3,157.841, 1887 3,546.151 Häute nach New-York ge-
bracht, bei einer Gesammtzufuhr von 4,121.429 Stück Sohlenleder im Jahre 1888
und 4,662.398 Stück im Jahre 1887. Von Oberleder und Kalbleder kamen 1888
459.544 Stück, 1887 473.243 Stück an.

Der Export ist vornehmlich nach England gerichtet, das mehr als doppelt
so viel aufnimmt wie der europäische Continent. Die Ausfuhr New-Yorks an ge-
gerbten Häuten betrug 1888 1,582.105 Stück, 1887 1,497.735 Stück.

Umfangreich ist selbstverständlich der Handel New-Yorks mit Schuh-
waaren
. Gewöhnliche Waare kommt aus Massachusetts, bessere Qualitäten, wie
Knöpfelschuhe für Frauen, Schuhe aus Lackleder und solche mit elastischen Einsätzen,
liefert New-York selbst. Die Schuhindustrie dieser Stadt ist in einem blühenden
Zustande, sie exportirt bereits feinste Waare nach Cuba, auch nach China und Japan.

In alaungarem Leder (Skins for Morocco) und Damenhandschuhen findet
dafür eine bedeutende Einfuhr aus Europa statt. Herrenhandschuhe macht man nur
aus amerikanischem Leder, man verlangt dort starke Waare. In New-York bestehen
zwei, in Jersey-City eine grosse Handschuhfabrik; die bedeutendsten Unterneh-
mungen sind jedoch in der Umgebung von Albany.

Handel New-Yorks in Leder und Lederwaaren in Dollars 1887/88:

[Tabelle]

Die Ausfuhr ausländischer Waaren wurde weggelassen, weil sie unbedeutend ist.

Ueber New-York, die Stadt der Union, wo der Luxus der Reichen am auf-
fälligsten zutage tritt, geht der grösste Theil des Pelzhandels der Union. Die Ein-
fuhr, die zu drei Vierteln confectionirte Waare umfasst, erreichte 1887/88
5,595.537 Dollars, die Ausfuhr einheimischer Erzeugnisse, aus rohen Pelzhäuten
bestehend, 4,520.657 Dollars, die Ausfuhr fremder Producte 201.108 Dollars.

In verhältnissmässig engen Grenzen bewegt sich der Handel mit Producten
der Fischerei. Für die Einfuhr (1887/88 Werth 1,806.000 Dollars) sind Anchovies,
Sardinen und Häringe besonders wichtig, für die Ausfuhr einheimischer Production,
die ungefähr so gross wie die Einfuhr, Stockfische und Austern. Um nicht weniger
als 661.420 Dollars wurden Austern verschickt, die meist nach England gingen.
Die Ausfuhr fremder Fische betrug 380.762 Dollars.


Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 11

New-York.
Zufuhr von Häuten entspricht in der Union eine grossartige Lederindustrie,
welche exportirend ist, aber des Zusammenhanges wegen hier erledigt wird. Es
herrscht Ueberproduction, und daher sehen wir seit einer Reihe von Jahren die
Preise des Leders unausgesetzt zurückgehen. Statt den Betrieb einzuschränken,
sieht man den Erfolg einzig darin, die Preise der rohen Häute zu drücken und
wartet auf die Engländer, welche bei überfüllten Lagern zu Spottpreisen mit den
Vorräthen aufräumen.

Die wichtigste Ledersorte der Union und also auch des Marktes New-York
ist Hemlockleder, so genannt, weil es mit der Rinde der Hemlocktanne gegerbt ist.
Mit Eichenlohe erzeugtes Leder wird eigens als solches bezeichnet. Von Hemlock-
leder wurden im Jahre 1888 3,157.841, 1887 3,546.151 Häute nach New-York ge-
bracht, bei einer Gesammtzufuhr von 4,121.429 Stück Sohlenleder im Jahre 1888
und 4,662.398 Stück im Jahre 1887. Von Oberleder und Kalbleder kamen 1888
459.544 Stück, 1887 473.243 Stück an.

Der Export ist vornehmlich nach England gerichtet, das mehr als doppelt
so viel aufnimmt wie der europäische Continent. Die Ausfuhr New-Yorks an ge-
gerbten Häuten betrug 1888 1,582.105 Stück, 1887 1,497.735 Stück.

Umfangreich ist selbstverständlich der Handel New-Yorks mit Schuh-
waaren
. Gewöhnliche Waare kommt aus Massachusetts, bessere Qualitäten, wie
Knöpfelschuhe für Frauen, Schuhe aus Lackleder und solche mit elastischen Einsätzen,
liefert New-York selbst. Die Schuhindustrie dieser Stadt ist in einem blühenden
Zustande, sie exportirt bereits feinste Waare nach Cuba, auch nach China und Japan.

In alaungarem Leder (Skins for Morocco) und Damenhandschuhen findet
dafür eine bedeutende Einfuhr aus Europa statt. Herrenhandschuhe macht man nur
aus amerikanischem Leder, man verlangt dort starke Waare. In New-York bestehen
zwei, in Jersey-City eine grosse Handschuhfabrik; die bedeutendsten Unterneh-
mungen sind jedoch in der Umgebung von Albany.

Handel New-Yorks in Leder und Lederwaaren in Dollars 1887/88:

[Tabelle]

Die Ausfuhr ausländischer Waaren wurde weggelassen, weil sie unbedeutend ist.

Ueber New-York, die Stadt der Union, wo der Luxus der Reichen am auf-
fälligsten zutage tritt, geht der grösste Theil des Pelzhandels der Union. Die Ein-
fuhr, die zu drei Vierteln confectionirte Waare umfasst, erreichte 1887/88
5,595.537 Dollars, die Ausfuhr einheimischer Erzeugnisse, aus rohen Pelzhäuten
bestehend, 4,520.657 Dollars, die Ausfuhr fremder Producte 201.108 Dollars.

In verhältnissmässig engen Grenzen bewegt sich der Handel mit Producten
der Fischerei. Für die Einfuhr (1887/88 Werth 1,806.000 Dollars) sind Anchovies,
Sardinen und Häringe besonders wichtig, für die Ausfuhr einheimischer Production,
die ungefähr so gross wie die Einfuhr, Stockfische und Austern. Um nicht weniger
als 661.420 Dollars wurden Austern verschickt, die meist nach England gingen.
Die Ausfuhr fremder Fische betrug 380.762 Dollars.


Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 11
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[81/0097] New-York. Zufuhr von Häuten entspricht in der Union eine grossartige Lederindustrie, welche exportirend ist, aber des Zusammenhanges wegen hier erledigt wird. Es herrscht Ueberproduction, und daher sehen wir seit einer Reihe von Jahren die Preise des Leders unausgesetzt zurückgehen. Statt den Betrieb einzuschränken, sieht man den Erfolg einzig darin, die Preise der rohen Häute zu drücken und wartet auf die Engländer, welche bei überfüllten Lagern zu Spottpreisen mit den Vorräthen aufräumen. Die wichtigste Ledersorte der Union und also auch des Marktes New-York ist Hemlockleder, so genannt, weil es mit der Rinde der Hemlocktanne gegerbt ist. Mit Eichenlohe erzeugtes Leder wird eigens als solches bezeichnet. Von Hemlock- leder wurden im Jahre 1888 3,157.841, 1887 3,546.151 Häute nach New-York ge- bracht, bei einer Gesammtzufuhr von 4,121.429 Stück Sohlenleder im Jahre 1888 und 4,662.398 Stück im Jahre 1887. Von Oberleder und Kalbleder kamen 1888 459.544 Stück, 1887 473.243 Stück an. Der Export ist vornehmlich nach England gerichtet, das mehr als doppelt so viel aufnimmt wie der europäische Continent. Die Ausfuhr New-Yorks an ge- gerbten Häuten betrug 1888 1,582.105 Stück, 1887 1,497.735 Stück. Umfangreich ist selbstverständlich der Handel New-Yorks mit Schuh- waaren. Gewöhnliche Waare kommt aus Massachusetts, bessere Qualitäten, wie Knöpfelschuhe für Frauen, Schuhe aus Lackleder und solche mit elastischen Einsätzen, liefert New-York selbst. Die Schuhindustrie dieser Stadt ist in einem blühenden Zustande, sie exportirt bereits feinste Waare nach Cuba, auch nach China und Japan. In alaungarem Leder (Skins for Morocco) und Damenhandschuhen findet dafür eine bedeutende Einfuhr aus Europa statt. Herrenhandschuhe macht man nur aus amerikanischem Leder, man verlangt dort starke Waare. In New-York bestehen zwei, in Jersey-City eine grosse Handschuhfabrik; die bedeutendsten Unterneh- mungen sind jedoch in der Umgebung von Albany. Handel New-Yorks in Leder und Lederwaaren in Dollars 1887/88: Die Ausfuhr ausländischer Waaren wurde weggelassen, weil sie unbedeutend ist. Ueber New-York, die Stadt der Union, wo der Luxus der Reichen am auf- fälligsten zutage tritt, geht der grösste Theil des Pelzhandels der Union. Die Ein- fuhr, die zu drei Vierteln confectionirte Waare umfasst, erreichte 1887/88 5,595.537 Dollars, die Ausfuhr einheimischer Erzeugnisse, aus rohen Pelzhäuten bestehend, 4,520.657 Dollars, die Ausfuhr fremder Producte 201.108 Dollars. In verhältnissmässig engen Grenzen bewegt sich der Handel mit Producten der Fischerei. Für die Einfuhr (1887/88 Werth 1,806.000 Dollars) sind Anchovies, Sardinen und Häringe besonders wichtig, für die Ausfuhr einheimischer Production, die ungefähr so gross wie die Einfuhr, Stockfische und Austern. Um nicht weniger als 661.420 Dollars wurden Austern verschickt, die meist nach England gingen. Die Ausfuhr fremder Fische betrug 380.762 Dollars. Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 11

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/97>, abgerufen am 28.04.2024.