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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der indische Ocean.
Schutz bieten. Er ist der Hauptsache nach ein Stauwasser und hat
bei der Fluth eine Oberfläche von 21 km2, doch ist selbst bei Hoch-
wasser ein Theil des Hafens nicht frei zugänglich. Das Hochwasser
steigt von 2·2 m einer gewöhnlichen bis 3·6 m einer aussergewöhn-
lichen (Spring-) Fluth. Der Hafen hat zwei Zufahrten; die zwischen
dem Festlande und der Ostspitze der Insel Keemaree heisst China
Creek, die andere, welche die Schiffe gewöhnlich benützen, ist
zwischen dem Westende von Keemaree und Munosa Point.

Als Hafen des Sind und des Pendjab, als Endpunkt der North-
Western Railway, der längsten und der wichtigsten strategischen
Eisenbahn Britisch-Indiens, hat Kurrachee in den letzten Jahren einen
beachtenswerthen Aufschwung genommen.

Eine Verbindung der Linie der North-Western Railway am
unteren Indus nach Osten an das System der Rajputana-Malwa
Railway müsste Kurrachee in den nordwestlichen Provinzen zu einem
gefährlichen Concurrenten Bombays machen. Erwägungen militärischer
Natur werden trotz des Widerstrebens von Bombay die Ausführung
der genannten Eisenbahn doch zuwege bringen. Dann erst wird
Kurrachee von dem Umstande Nutzen ziehen können, dass es Europa
um 80 Seemeilen näher liegt als Bombay.

Der Gesammthandel von Kurrachee erreichte 1889/90 einen Werth von
122·3 Millionen Rupien, 1888/89 von 111·8 Millionen Rupien. Der Werth des aus-
wärtigen Handels allein ohne Einrechnung der Regierungstransactionen wird für
1890 mit 84,057.000 Rup. angegeben.

Die Hauptartikel der Ausfuhr sind Weizen, Oelsaaten, ferner Wolle, Baum-
wolle, Felle.

In der Einfuhr sind unter Industrieartikeln seit Jahren Eisenbahnmaterialien
von besonderer Bedeutung.

Kurrachee hat folgende regelmässige Dampfschiffsverbindungen: Die British
India Steam Navigation Cy. unterhält eine monatliche Verbindung zwischen London
und Bombay über Kurrachee. Bei der immer mehr zunehmenden Bedeutung von
Kurrachee wird geplant, letzteren Hafen zum Endpunkte der Linie zu machen und
die für Bombay bestimmten Güter in Kurrachee auf die Küstendampfer der Gesell-
schaft umzuladen. Hall Line vierwöchentlich zwischen Liverpool und Kurrachee;
Messageries maritimes, Zweiglinie Aden--Kurrachee--Bombay, in Verbindung mit
den heimreisenden australischen und den ausreisenden ostafrikanischen Dampfern
der Gesellschaft; Dampfer der British India Steam Navigation Cy. laufen von
Bombay alle acht Tage nach Kurrachee und wöchentlich einmal über Kurrachee
nach dem persischen Golfe.

Kurrachee ist Sitz einer Handelskammer. Von Banken sind zu nennen:
Agra Bank, National Bank of Scotland, Bank of Bombay, National Bank of India,
National Provincial Bank of England.

In Kurrachee unterhalten Consulate: Belgien, Deutsches Reich, Frankreich,
Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Persien, Türkei, Vereinigte Staaten von Amerika.



Der indische Ocean.
Schutz bieten. Er ist der Hauptsache nach ein Stauwasser und hat
bei der Fluth eine Oberfläche von 21 km2, doch ist selbst bei Hoch-
wasser ein Theil des Hafens nicht frei zugänglich. Das Hochwasser
steigt von 2·2 m einer gewöhnlichen bis 3·6 m einer aussergewöhn-
lichen (Spring-) Fluth. Der Hafen hat zwei Zufahrten; die zwischen
dem Festlande und der Ostspitze der Insel Keemaree heisst China
Creek, die andere, welche die Schiffe gewöhnlich benützen, ist
zwischen dem Westende von Keemaree und Munosa Point.

Als Hafen des Sind und des Pendjab, als Endpunkt der North-
Western Railway, der längsten und der wichtigsten strategischen
Eisenbahn Britisch-Indiens, hat Kurrachee in den letzten Jahren einen
beachtenswerthen Aufschwung genommen.

Eine Verbindung der Linie der North-Western Railway am
unteren Indus nach Osten an das System der Rajputana-Malwa
Railway müsste Kurrachee in den nordwestlichen Provinzen zu einem
gefährlichen Concurrenten Bombays machen. Erwägungen militärischer
Natur werden trotz des Widerstrebens von Bombay die Ausführung
der genannten Eisenbahn doch zuwege bringen. Dann erst wird
Kurrachee von dem Umstande Nutzen ziehen können, dass es Europa
um 80 Seemeilen näher liegt als Bombay.

Der Gesammthandel von Kurrachee erreichte 1889/90 einen Werth von
122·3 Millionen Rupien, 1888/89 von 111·8 Millionen Rupien. Der Werth des aus-
wärtigen Handels allein ohne Einrechnung der Regierungstransactionen wird für
1890 mit 84,057.000 Rup. angegeben.

Die Hauptartikel der Ausfuhr sind Weizen, Oelsaaten, ferner Wolle, Baum-
wolle, Felle.

In der Einfuhr sind unter Industrieartikeln seit Jahren Eisenbahnmaterialien
von besonderer Bedeutung.

Kurrachee hat folgende regelmässige Dampfschiffsverbindungen: Die British
India Steam Navigation Cy. unterhält eine monatliche Verbindung zwischen London
und Bombay über Kurrachee. Bei der immer mehr zunehmenden Bedeutung von
Kurrachee wird geplant, letzteren Hafen zum Endpunkte der Linie zu machen und
die für Bombay bestimmten Güter in Kurrachee auf die Küstendampfer der Gesell-
schaft umzuladen. Hall Line vierwöchentlich zwischen Liverpool und Kurrachee;
Messageries maritimes, Zweiglinie Aden—Kurrachee—Bombay, in Verbindung mit
den heimreisenden australischen und den ausreisenden ostafrikanischen Dampfern
der Gesellschaft; Dampfer der British India Steam Navigation Cy. laufen von
Bombay alle acht Tage nach Kurrachee und wöchentlich einmal über Kurrachee
nach dem persischen Golfe.

Kurrachee ist Sitz einer Handelskammer. Von Banken sind zu nennen:
Agra Bank, National Bank of Scotland, Bank of Bombay, National Bank of India,
National Provincial Bank of England.

In Kurrachee unterhalten Consulate: Belgien, Deutsches Reich, Frankreich,
Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Persien, Türkei, Vereinigte Staaten von Amerika.



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[612/0628] Der indische Ocean. Schutz bieten. Er ist der Hauptsache nach ein Stauwasser und hat bei der Fluth eine Oberfläche von 21 km2, doch ist selbst bei Hoch- wasser ein Theil des Hafens nicht frei zugänglich. Das Hochwasser steigt von 2·2 m einer gewöhnlichen bis 3·6 m einer aussergewöhn- lichen (Spring-) Fluth. Der Hafen hat zwei Zufahrten; die zwischen dem Festlande und der Ostspitze der Insel Keemaree heisst China Creek, die andere, welche die Schiffe gewöhnlich benützen, ist zwischen dem Westende von Keemaree und Munosa Point. Als Hafen des Sind und des Pendjab, als Endpunkt der North- Western Railway, der längsten und der wichtigsten strategischen Eisenbahn Britisch-Indiens, hat Kurrachee in den letzten Jahren einen beachtenswerthen Aufschwung genommen. Eine Verbindung der Linie der North-Western Railway am unteren Indus nach Osten an das System der Rajputana-Malwa Railway müsste Kurrachee in den nordwestlichen Provinzen zu einem gefährlichen Concurrenten Bombays machen. Erwägungen militärischer Natur werden trotz des Widerstrebens von Bombay die Ausführung der genannten Eisenbahn doch zuwege bringen. Dann erst wird Kurrachee von dem Umstande Nutzen ziehen können, dass es Europa um 80 Seemeilen näher liegt als Bombay. Der Gesammthandel von Kurrachee erreichte 1889/90 einen Werth von 122·3 Millionen Rupien, 1888/89 von 111·8 Millionen Rupien. Der Werth des aus- wärtigen Handels allein ohne Einrechnung der Regierungstransactionen wird für 1890 mit 84,057.000 Rup. angegeben. Die Hauptartikel der Ausfuhr sind Weizen, Oelsaaten, ferner Wolle, Baum- wolle, Felle. In der Einfuhr sind unter Industrieartikeln seit Jahren Eisenbahnmaterialien von besonderer Bedeutung. Kurrachee hat folgende regelmässige Dampfschiffsverbindungen: Die British India Steam Navigation Cy. unterhält eine monatliche Verbindung zwischen London und Bombay über Kurrachee. Bei der immer mehr zunehmenden Bedeutung von Kurrachee wird geplant, letzteren Hafen zum Endpunkte der Linie zu machen und die für Bombay bestimmten Güter in Kurrachee auf die Küstendampfer der Gesell- schaft umzuladen. Hall Line vierwöchentlich zwischen Liverpool und Kurrachee; Messageries maritimes, Zweiglinie Aden—Kurrachee—Bombay, in Verbindung mit den heimreisenden australischen und den ausreisenden ostafrikanischen Dampfern der Gesellschaft; Dampfer der British India Steam Navigation Cy. laufen von Bombay alle acht Tage nach Kurrachee und wöchentlich einmal über Kurrachee nach dem persischen Golfe. Kurrachee ist Sitz einer Handelskammer. Von Banken sind zu nennen: Agra Bank, National Bank of Scotland, Bank of Bombay, National Bank of India, National Provincial Bank of England. In Kurrachee unterhalten Consulate: Belgien, Deutsches Reich, Frankreich, Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Persien, Türkei, Vereinigte Staaten von Amerika.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/628>, abgerufen am 09.05.2024.