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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der Panama-Canal.
Alluvialerde .... 26·0 Millionen Cubikmeter
Halbhartes Gestein . 0·5 " "
Harter Fels ..... 20·5 " "

unter dem Wasser:

Alluvialerde .... 17·0 Millionen Cubikmeter
Halbhartes Gestein . 1·0 " "
Harter Fels ..... 8·0 " "

Nordamerikanische Ingenieure, welche übrigens, wie schon be-
merkt, dem Unternehmen misstrauisch, ja übelwollend gegenüber-
stehen, setzen diese Zahlen höher, sie sprechen rund von mindestens
90--100 Millionen Cubikmeter, welche bewegt werden müssten.

Heute wissen wir, dass die Zahl auf 150 Millionen Cubikmeter
zu erhöhen sein wird.

Bis Ende 1888 arbeiteten 20.000 Menschen und Dampfmaschinen
mit 57.000 Pferdekräften am Canale. Es waren 40 grosse Bagger-
maschinen, deren jede pro Tag 6000 m3 (schon abgerechnet 25 %
Verlust durch Aufenthalt) hebt, 159 Baggerschiffe, 116 Trocken-
baggerer, 171 Locomotiven, 29 Dampfschiffe, 468 Pumpen, 131 Loco-
mobilen in Thätigkeit. Zur Fortschaffung der Erdmassen sind 314 km
breitspurige und 175 km schmalspurige Bahngeleise gelegt, auf welchen
4622 Waggons liefen.

Anfangs arbeitete die Compagnie in eigener Regie, seit dem
1. Jänner 1886 wurden die Arbeiten durch mehrere französische
(darunter Couvreux & Hersent, Eiffel), durch amerikanische und andere
Unternehmer betrieben, und haben sich dieselben contractlich und
gegen hohe Pönalien verpflichtet, den Canal binnen drei Jahren fertig-
zustellen.

Bis Ende 1888 wurden circa 56 Millionen Cubikmeter Erde
bewegt.

Eine andere Frage ist die nach den Menschen- und Geldopfern.

Wir meinen dabei nicht die Opfer, welche jedes grosse tech-
nische Unternehmen fordert, sondern die Opfer des tropischen
Klimas
.

Der Canal muss mitten durch eine unbewältigte Wildniss, durch
einen tropischen Urwald geführt werden. Namentlich an der Atlan-
tischen Küste entsteigen unter den Manglebäumen der sumpfigen
Landschaft giftige Miasmen und fieberbringende Gase, in denen
Wolken von Moskitos und Sandfliegen ihr Gedeihen finden. Aber auch
in dem relativ gesünderen Panama sind das gelbe und andere perni-
ciöse Fieber ständige Gäste.


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Der Panama-Canal.
Alluvialerde .... 26·0 Millionen Cubikmeter
Halbhartes Gestein . 0·5 „ „
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unter dem Wasser:

Alluvialerde .... 17·0 Millionen Cubikmeter
Halbhartes Gestein . 1·0 „ „
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Nordamerikanische Ingenieure, welche übrigens, wie schon be-
merkt, dem Unternehmen misstrauisch, ja übelwollend gegenüber-
stehen, setzen diese Zahlen höher, sie sprechen rund von mindestens
90—100 Millionen Cubikmeter, welche bewegt werden müssten.

Heute wissen wir, dass die Zahl auf 150 Millionen Cubikmeter
zu erhöhen sein wird.

Bis Ende 1888 arbeiteten 20.000 Menschen und Dampfmaschinen
mit 57.000 Pferdekräften am Canale. Es waren 40 grosse Bagger-
maschinen, deren jede pro Tag 6000 m3 (schon abgerechnet 25 %
Verlust durch Aufenthalt) hebt, 159 Baggerschiffe, 116 Trocken-
baggerer, 171 Locomotiven, 29 Dampfschiffe, 468 Pumpen, 131 Loco-
mobilen in Thätigkeit. Zur Fortschaffung der Erdmassen sind 314 km
breitspurige und 175 km schmalspurige Bahngeleise gelegt, auf welchen
4622 Waggons liefen.

Anfangs arbeitete die Compagnie in eigener Regie, seit dem
1. Jänner 1886 wurden die Arbeiten durch mehrere französische
(darunter Couvreux & Hersent, Eiffel), durch amerikanische und andere
Unternehmer betrieben, und haben sich dieselben contractlich und
gegen hohe Pönalien verpflichtet, den Canal binnen drei Jahren fertig-
zustellen.

Bis Ende 1888 wurden circa 56 Millionen Cubikmeter Erde
bewegt.

Eine andere Frage ist die nach den Menschen- und Geldopfern.

Wir meinen dabei nicht die Opfer, welche jedes grosse tech-
nische Unternehmen fordert, sondern die Opfer des tropischen
Klimas
.

Der Canal muss mitten durch eine unbewältigte Wildniss, durch
einen tropischen Urwald geführt werden. Namentlich an der Atlan-
tischen Küste entsteigen unter den Manglebäumen der sumpfigen
Landschaft giftige Miasmen und fieberbringende Gase, in denen
Wolken von Moskitos und Sandfliegen ihr Gedeihen finden. Aber auch
in dem relativ gesünderen Panama sind das gelbe und andere perni-
ciöse Fieber ständige Gäste.


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[227/0243] Der Panama-Canal. Alluvialerde .... 26·0 Millionen Cubikmeter Halbhartes Gestein . 0·5 „ „ Harter Fels ..... 20·5 „ „ unter dem Wasser: Alluvialerde .... 17·0 Millionen Cubikmeter Halbhartes Gestein . 1·0 „ „ Harter Fels ..... 8·0 „ „ Nordamerikanische Ingenieure, welche übrigens, wie schon be- merkt, dem Unternehmen misstrauisch, ja übelwollend gegenüber- stehen, setzen diese Zahlen höher, sie sprechen rund von mindestens 90—100 Millionen Cubikmeter, welche bewegt werden müssten. Heute wissen wir, dass die Zahl auf 150 Millionen Cubikmeter zu erhöhen sein wird. Bis Ende 1888 arbeiteten 20.000 Menschen und Dampfmaschinen mit 57.000 Pferdekräften am Canale. Es waren 40 grosse Bagger- maschinen, deren jede pro Tag 6000 m3 (schon abgerechnet 25 % Verlust durch Aufenthalt) hebt, 159 Baggerschiffe, 116 Trocken- baggerer, 171 Locomotiven, 29 Dampfschiffe, 468 Pumpen, 131 Loco- mobilen in Thätigkeit. Zur Fortschaffung der Erdmassen sind 314 km breitspurige und 175 km schmalspurige Bahngeleise gelegt, auf welchen 4622 Waggons liefen. Anfangs arbeitete die Compagnie in eigener Regie, seit dem 1. Jänner 1886 wurden die Arbeiten durch mehrere französische (darunter Couvreux & Hersent, Eiffel), durch amerikanische und andere Unternehmer betrieben, und haben sich dieselben contractlich und gegen hohe Pönalien verpflichtet, den Canal binnen drei Jahren fertig- zustellen. Bis Ende 1888 wurden circa 56 Millionen Cubikmeter Erde bewegt. Eine andere Frage ist die nach den Menschen- und Geldopfern. Wir meinen dabei nicht die Opfer, welche jedes grosse tech- nische Unternehmen fordert, sondern die Opfer des tropischen Klimas. Der Canal muss mitten durch eine unbewältigte Wildniss, durch einen tropischen Urwald geführt werden. Namentlich an der Atlan- tischen Küste entsteigen unter den Manglebäumen der sumpfigen Landschaft giftige Miasmen und fieberbringende Gase, in denen Wolken von Moskitos und Sandfliegen ihr Gedeihen finden. Aber auch in dem relativ gesünderen Panama sind das gelbe und andere perni- ciöse Fieber ständige Gäste. 29*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/243>, abgerufen am 30.04.2024.