wuchern, und gleiche Verhältnisse wie auf dem Lande herrschen im Gebiete der Küste, an den wundersam zerrissenen und zerklüfteten Meeresgründen, seinen Lagunen und träge stillstehenden lauen Fluten, in welchen die Riesenschildkröte sowie der mächtige Hai und un- zählige Arten von Fischen in überreicher Zahl und Farbenpracht ein idyllisches Dasein führen. Und über all dem schwebt und bewegt sich eine unvergleichlich mannigfaltig und schön gefiederte Welt.
Auch ohne den mühevollen Besuch der von Vera-Cruz weiterab liegenden Gegenden lässt sich ein höchst werthvoller Einblick in das Weben des Tropenlebens gewinnen, denn Alles, was das Terrain be- herbergt, nützlich und geniessbar oder nicht, wird hier zu Markt gebracht.
So ist die hübsche Halle, in welcher man all die Schätze des Bodens erstehen oder mit Bewunderung betrachten kann, wohl die erste und auch einzige Sehenswürdigkeit von Vera-Cruz, die für alles Fehlende entschädigen muss.
Und hinter den hochgestapelten seltsamen Früchten, die uns mehr durch ihre Form und Art als durch die Ueberzeugung von ihrem Werthe für den Gaumen bestechen, klettert allerlei Federvieh in Käfigen, auch Faul- und Gürtelthiere, Ameisen- und Nasenbären und das lustige Volk der Papageien und Affen, unter welchen uns frohe, grinsende Negergesichter zum Kaufe einladen.
Die Neger sind zumeist die lustigsten Gesellen, und nachdem sich die befreundeten Käufernachbaren soeben gegenseitig mit den langen Zuckerrohren gehörig durchgeprügelt haben, zerkauen sie ihre Waffen, um ihnen den süssen Inhalt auszusaugen.
Diesem kindlichen und kindischen Getriebe gegenüber erscheint der Indianer in seiner stoischen Ruhe doppelt auffällig. Der Sohn des heissen Landes nimmt Alles gelassen hin, und so unscheinbar seine Gestalt, so fest ist doch sein ganzes Wesen und seine Lebensweise einfach und manchmal fast ritterlich.
Selbst in den niedersten Volksclassen werden Streitigkeiten, ins- besondere in Ehrensachen, in ganz solenner Weise ausgetragen, wenn auch der Stock allein hiebei die gewählte Waffe ist.
Der geschäftigste Tag ist seit jeher der Sonnabend, es ist dies der allgemeine Tag für die Begleichung aller Ausstände, und wird mit musterhafter Pünktlichkeit an dieser schönen Gepflogenheit fest- gehalten.
Die Bestreitung der Lebensbedürfnisse ist keine leichte Sache und wird um so schwieriger, je weiter man sich von der nationalen
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Vera-Cruz.
wuchern, und gleiche Verhältnisse wie auf dem Lande herrschen im Gebiete der Küste, an den wundersam zerrissenen und zerklüfteten Meeresgründen, seinen Lagunen und träge stillstehenden lauen Fluten, in welchen die Riesenschildkröte sowie der mächtige Hai und un- zählige Arten von Fischen in überreicher Zahl und Farbenpracht ein idyllisches Dasein führen. Und über all dem schwebt und bewegt sich eine unvergleichlich mannigfaltig und schön gefiederte Welt.
Auch ohne den mühevollen Besuch der von Vera-Cruz weiterab liegenden Gegenden lässt sich ein höchst werthvoller Einblick in das Weben des Tropenlebens gewinnen, denn Alles, was das Terrain be- herbergt, nützlich und geniessbar oder nicht, wird hier zu Markt gebracht.
So ist die hübsche Halle, in welcher man all die Schätze des Bodens erstehen oder mit Bewunderung betrachten kann, wohl die erste und auch einzige Sehenswürdigkeit von Vera-Cruz, die für alles Fehlende entschädigen muss.
Und hinter den hochgestapelten seltsamen Früchten, die uns mehr durch ihre Form und Art als durch die Ueberzeugung von ihrem Werthe für den Gaumen bestechen, klettert allerlei Federvieh in Käfigen, auch Faul- und Gürtelthiere, Ameisen- und Nasenbären und das lustige Volk der Papageien und Affen, unter welchen uns frohe, grinsende Negergesichter zum Kaufe einladen.
Die Neger sind zumeist die lustigsten Gesellen, und nachdem sich die befreundeten Käufernachbaren soeben gegenseitig mit den langen Zuckerrohren gehörig durchgeprügelt haben, zerkauen sie ihre Waffen, um ihnen den süssen Inhalt auszusaugen.
Diesem kindlichen und kindischen Getriebe gegenüber erscheint der Indianer in seiner stoischen Ruhe doppelt auffällig. Der Sohn des heissen Landes nimmt Alles gelassen hin, und so unscheinbar seine Gestalt, so fest ist doch sein ganzes Wesen und seine Lebensweise einfach und manchmal fast ritterlich.
Selbst in den niedersten Volksclassen werden Streitigkeiten, ins- besondere in Ehrensachen, in ganz solenner Weise ausgetragen, wenn auch der Stock allein hiebei die gewählte Waffe ist.
Der geschäftigste Tag ist seit jeher der Sonnabend, es ist dies der allgemeine Tag für die Begleichung aller Ausstände, und wird mit musterhafter Pünktlichkeit an dieser schönen Gepflogenheit fest- gehalten.
Die Bestreitung der Lebensbedürfnisse ist keine leichte Sache und wird um so schwieriger, je weiter man sich von der nationalen
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Vera-Cruz.
wuchern, und gleiche Verhältnisse wie auf dem Lande herrschen im
Gebiete der Küste, an den wundersam zerrissenen und zerklüfteten
Meeresgründen, seinen Lagunen und träge stillstehenden lauen Fluten,
in welchen die Riesenschildkröte sowie der mächtige Hai und un-
zählige Arten von Fischen in überreicher Zahl und Farbenpracht ein
idyllisches Dasein führen. Und über all dem schwebt und bewegt sich
eine unvergleichlich mannigfaltig und schön gefiederte Welt.
Auch ohne den mühevollen Besuch der von Vera-Cruz weiterab
liegenden Gegenden lässt sich ein höchst werthvoller Einblick in das
Weben des Tropenlebens gewinnen, denn Alles, was das Terrain be-
herbergt, nützlich und geniessbar oder nicht, wird hier zu Markt
gebracht.
So ist die hübsche Halle, in welcher man all die Schätze des
Bodens erstehen oder mit Bewunderung betrachten kann, wohl die
erste und auch einzige Sehenswürdigkeit von Vera-Cruz, die für
alles Fehlende entschädigen muss.
Und hinter den hochgestapelten seltsamen Früchten, die uns
mehr durch ihre Form und Art als durch die Ueberzeugung von ihrem
Werthe für den Gaumen bestechen, klettert allerlei Federvieh in
Käfigen, auch Faul- und Gürtelthiere, Ameisen- und Nasenbären und
das lustige Volk der Papageien und Affen, unter welchen uns frohe,
grinsende Negergesichter zum Kaufe einladen.
Die Neger sind zumeist die lustigsten Gesellen, und nachdem
sich die befreundeten Käufernachbaren soeben gegenseitig mit den
langen Zuckerrohren gehörig durchgeprügelt haben, zerkauen sie ihre
Waffen, um ihnen den süssen Inhalt auszusaugen.
Diesem kindlichen und kindischen Getriebe gegenüber erscheint
der Indianer in seiner stoischen Ruhe doppelt auffällig. Der Sohn des
heissen Landes nimmt Alles gelassen hin, und so unscheinbar seine
Gestalt, so fest ist doch sein ganzes Wesen und seine Lebensweise
einfach und manchmal fast ritterlich.
Selbst in den niedersten Volksclassen werden Streitigkeiten, ins-
besondere in Ehrensachen, in ganz solenner Weise ausgetragen, wenn
auch der Stock allein hiebei die gewählte Waffe ist.
Der geschäftigste Tag ist seit jeher der Sonnabend, es ist dies
der allgemeine Tag für die Begleichung aller Ausstände, und wird
mit musterhafter Pünktlichkeit an dieser schönen Gepflogenheit fest-
gehalten.
Die Bestreitung der Lebensbedürfnisse ist keine leichte Sache
und wird um so schwieriger, je weiter man sich von der nationalen
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/179>, abgerufen am 22.11.2024.
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