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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
mit einem 10.000 Mann starken Corps Ausschiffungstruppen unter General Packen-
haue an der Küste von Louisiana, um New-Orleans zu nehmen. Das Flaggenschiff
Tonant, dasselbe, welches Nelson bei Abukir nach heldenmüthigem Kampfe den
Franzosen entrissen hatte, war zur Recognoscirung am 9. December in den Borgue-
See (Mississippi-Sund) östlich von New-Orleans vorgedrungen und bekämpfte dort
die kleine amerikanische Flottille mit so günstigem Erfolge, dass diese die Landung
des englischen Corps an der Westseite des Sees keineswegs mehr behindern konnte.

Die Engländer liessen indes kostbare Zeit verstreichen und landeten erst
am 23. December einen Theil der Truppen.

In New-Orleans befehligte der amerikanische General Jackson eine Streit-
macht von nur 4000 Mann, von welchen 3200 Mann in einer stark befestigten
Position östlich der Stadt mit dem rechten Flügel am Mississippi gelagert stan-
den. Durch das Zögern der Engländer gewann Jackson hinlänglich Zeit, seine
Stellung ausserordentlich zu verstärken und mit schweren Batterien auszustatten.
Als nun die Engländer am 8. Januar 1815 mit ihrer ganzen Macht zum Angriff
schritten, wurden sie trotz bewunderungswürdiger Tapferkeit mit ungeheuren Ver-
lusten zurückgewiesen.

Mit diesem ersten Versuch war die Unternehmung gegen Louisiana ge-
scheitert, und die Engländer zogen im Laufe des Monates Januar ihre Streitkräfte
zurück.

Nach dem Friedensschlusse und bis zum Beginne des Bürgerkrieges im
Jahre 1861 nahmen Louisiana und New-Orleans durch Einwanderung an Bevölke-
rungszahl mächtig zu, und die Zuckerrohrcultur entwickelte sich zu reicher Pro-
duction.

Im Secessionistenkrieg, in welchem Louisiana die Sache der Sclaven-
staaten ergriff, fiel New-Orleans schon im April 1862 in die Gewalt der Nord-
staaten, nachdem Admiral Farragut mit seiner Flotte die Stromsperre forcirt hatte
und vor der wehrlosen Stadt erschienen war.

Louisiana, das durch den Krieg grosse Verluste an Werthen, namentlich
durch gänzlichen Stillstand in der Bebauung der Plantagen erlitten hatte, wurde
nun zur Operationsbasis einiger Unternehmungen gegen die aufständischen Staaten.
Erst nach dem Friedensschlusse traten Production und Handel wieder in ihre
Rechte. Ueber New-Orleans nahm nun der grösste Theil der im Innern aufge-
stapelten und durch den Krieg zurückgebliebenen Vorräthe an Baumwolle den
Weg zum Ocean, welcher Umstand sehr viel beigetragen hat, diesen Handelsplatz
zu stärken.

Nach einem langen Provisorium erhielt Louisiana im Jahre 1879 eine neue
Constitution und schreitet nun in jeder Richtung der Entwicklung und Blüthe
entgegen.

Wie unser Stadtplan zeigt, ist New-Orleans grösstentheils regel-
mässig angelegt. Bei der Tracirung der Strassen musste dem Laufe
des Stromes, der hier eine scharfe Krümmung bildet, Rechnung ge-
tragen werden, weshalb die aus dem westlichen in den östlichen
Stadttheil führenden Querstrassen im Allgemeinen zum Stromufer
parallel gezogen und von Längsstrassen unter rechtem Winkel ge-
schnitten sind.


Die atlantische Küste von Amerika.
mit einem 10.000 Mann starken Corps Ausschiffungstruppen unter General Packen-
haue an der Küste von Louisiana, um New-Orleans zu nehmen. Das Flaggenschiff
Tonant, dasselbe, welches Nelson bei Abukir nach heldenmüthigem Kampfe den
Franzosen entrissen hatte, war zur Recognoscirung am 9. December in den Borgue-
See (Mississippi-Sund) östlich von New-Orleans vorgedrungen und bekämpfte dort
die kleine amerikanische Flottille mit so günstigem Erfolge, dass diese die Landung
des englischen Corps an der Westseite des Sees keineswegs mehr behindern konnte.

Die Engländer liessen indes kostbare Zeit verstreichen und landeten erst
am 23. December einen Theil der Truppen.

In New-Orleans befehligte der amerikanische General Jackson eine Streit-
macht von nur 4000 Mann, von welchen 3200 Mann in einer stark befestigten
Position östlich der Stadt mit dem rechten Flügel am Mississippi gelagert stan-
den. Durch das Zögern der Engländer gewann Jackson hinlänglich Zeit, seine
Stellung ausserordentlich zu verstärken und mit schweren Batterien auszustatten.
Als nun die Engländer am 8. Januar 1815 mit ihrer ganzen Macht zum Angriff
schritten, wurden sie trotz bewunderungswürdiger Tapferkeit mit ungeheuren Ver-
lusten zurückgewiesen.

Mit diesem ersten Versuch war die Unternehmung gegen Louisiana ge-
scheitert, und die Engländer zogen im Laufe des Monates Januar ihre Streitkräfte
zurück.

Nach dem Friedensschlusse und bis zum Beginne des Bürgerkrieges im
Jahre 1861 nahmen Louisiana und New-Orleans durch Einwanderung an Bevölke-
rungszahl mächtig zu, und die Zuckerrohrcultur entwickelte sich zu reicher Pro-
duction.

Im Secessionistenkrieg, in welchem Louisiana die Sache der Sclaven-
staaten ergriff, fiel New-Orleans schon im April 1862 in die Gewalt der Nord-
staaten, nachdem Admiral Farragut mit seiner Flotte die Stromsperre forcirt hatte
und vor der wehrlosen Stadt erschienen war.

Louisiana, das durch den Krieg grosse Verluste an Werthen, namentlich
durch gänzlichen Stillstand in der Bebauung der Plantagen erlitten hatte, wurde
nun zur Operationsbasis einiger Unternehmungen gegen die aufständischen Staaten.
Erst nach dem Friedensschlusse traten Production und Handel wieder in ihre
Rechte. Ueber New-Orleans nahm nun der grösste Theil der im Innern aufge-
stapelten und durch den Krieg zurückgebliebenen Vorräthe an Baumwolle den
Weg zum Ocean, welcher Umstand sehr viel beigetragen hat, diesen Handelsplatz
zu stärken.

Nach einem langen Provisorium erhielt Louisiana im Jahre 1879 eine neue
Constitution und schreitet nun in jeder Richtung der Entwicklung und Blüthe
entgegen.

Wie unser Stadtplan zeigt, ist New-Orleans grösstentheils regel-
mässig angelegt. Bei der Tracirung der Strassen musste dem Laufe
des Stromes, der hier eine scharfe Krümmung bildet, Rechnung ge-
tragen werden, weshalb die aus dem westlichen in den östlichen
Stadttheil führenden Querstrassen im Allgemeinen zum Stromufer
parallel gezogen und von Längsstrassen unter rechtem Winkel ge-
schnitten sind.


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[138/0154] Die atlantische Küste von Amerika. mit einem 10.000 Mann starken Corps Ausschiffungstruppen unter General Packen- haue an der Küste von Louisiana, um New-Orleans zu nehmen. Das Flaggenschiff Tonant, dasselbe, welches Nelson bei Abukir nach heldenmüthigem Kampfe den Franzosen entrissen hatte, war zur Recognoscirung am 9. December in den Borgue- See (Mississippi-Sund) östlich von New-Orleans vorgedrungen und bekämpfte dort die kleine amerikanische Flottille mit so günstigem Erfolge, dass diese die Landung des englischen Corps an der Westseite des Sees keineswegs mehr behindern konnte. Die Engländer liessen indes kostbare Zeit verstreichen und landeten erst am 23. December einen Theil der Truppen. In New-Orleans befehligte der amerikanische General Jackson eine Streit- macht von nur 4000 Mann, von welchen 3200 Mann in einer stark befestigten Position östlich der Stadt mit dem rechten Flügel am Mississippi gelagert stan- den. Durch das Zögern der Engländer gewann Jackson hinlänglich Zeit, seine Stellung ausserordentlich zu verstärken und mit schweren Batterien auszustatten. Als nun die Engländer am 8. Januar 1815 mit ihrer ganzen Macht zum Angriff schritten, wurden sie trotz bewunderungswürdiger Tapferkeit mit ungeheuren Ver- lusten zurückgewiesen. Mit diesem ersten Versuch war die Unternehmung gegen Louisiana ge- scheitert, und die Engländer zogen im Laufe des Monates Januar ihre Streitkräfte zurück. Nach dem Friedensschlusse und bis zum Beginne des Bürgerkrieges im Jahre 1861 nahmen Louisiana und New-Orleans durch Einwanderung an Bevölke- rungszahl mächtig zu, und die Zuckerrohrcultur entwickelte sich zu reicher Pro- duction. Im Secessionistenkrieg, in welchem Louisiana die Sache der Sclaven- staaten ergriff, fiel New-Orleans schon im April 1862 in die Gewalt der Nord- staaten, nachdem Admiral Farragut mit seiner Flotte die Stromsperre forcirt hatte und vor der wehrlosen Stadt erschienen war. Louisiana, das durch den Krieg grosse Verluste an Werthen, namentlich durch gänzlichen Stillstand in der Bebauung der Plantagen erlitten hatte, wurde nun zur Operationsbasis einiger Unternehmungen gegen die aufständischen Staaten. Erst nach dem Friedensschlusse traten Production und Handel wieder in ihre Rechte. Ueber New-Orleans nahm nun der grösste Theil der im Innern aufge- stapelten und durch den Krieg zurückgebliebenen Vorräthe an Baumwolle den Weg zum Ocean, welcher Umstand sehr viel beigetragen hat, diesen Handelsplatz zu stärken. Nach einem langen Provisorium erhielt Louisiana im Jahre 1879 eine neue Constitution und schreitet nun in jeder Richtung der Entwicklung und Blüthe entgegen. Wie unser Stadtplan zeigt, ist New-Orleans grösstentheils regel- mässig angelegt. Bei der Tracirung der Strassen musste dem Laufe des Stromes, der hier eine scharfe Krümmung bildet, Rechnung ge- tragen werden, weshalb die aus dem westlichen in den östlichen Stadttheil führenden Querstrassen im Allgemeinen zum Stromufer parallel gezogen und von Längsstrassen unter rechtem Winkel ge- schnitten sind.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/154>, abgerufen am 27.11.2024.