Das älteste Gebäude am Dam ist die neue Kirche, welche zu den schönsten Kirchen von Holland zählt und in der Zeit von 1408 bis 1470 im spätgothischen Style entstanden ist. Wiederholten Bränden und Zerstörungen ausgesetzt gewesen, wurde die Kirche stets wieder hergestellt.
Das Innere derselben enthält vielerlei Kostbarkeiten und besitzt in mehreren Denkmälern einen hervorragenden Schmuck. Unter den letzteren sind die Denkmäler de Ruyter's, der 1676 an den in der Schlacht bei Syracus erhaltenen Wunden starb, des Viceadmirals W. Bentinck, welcher 1781 in der Schlacht an der Doggersbank gefallen ist, und andere bemerkenswerth.
Das königliche Palais stammt aus der Zeit 1648 bis 1655 und wurde gleich nach Abschluss des westfälischen Friedens als Rath- haus erbaut. Es ist ein hervorragender Bau mit reichem plastischen Schmuck. 1808 wurde das Gebäude die Residenz des Königs Ludwig. Der volle Glanz des reichen Gemeinwesens, welches das Bauwerk errichtet und geschmückt, kommt im Innern desselben zum Vorschein.
Von der Höhe des Thurmes, den, wie bereits erwähnt, ein goldenes Schiff ziert, geniesst man einen herrlichen Ausblick auf Stadt, Land und See.
Man gewahrt auch das freundliche Städtchen Zaandam im Nordwesten von Amsterdam, wo der Czar Peter der Grosse 1697 auf der Werfte des Mynheer Kalf als Zimmermann arbeitete und die Schiffbaukunst erlernte. Das vom Czar damals bewohnte Holzhaus ist noch erhalten und bildet einen Attractionspunkt von Zaandam, welches Städtchen übrigens auch den Ruf besitzt, unter seinen 13.000 Einwohnern viele Millionäre zu zählen.
Vor dem königlichen Palais erhebt sich am Dam das hohe 1856 vollendete Denkmal zur Erinnerung an die während des belgi- schen Aufstandes 1830--1831 bewiesene Treue des holländischen Volkes.
Das gegenwärtige Rathhaus wurde aus dem ehemaligen Admi- ralitätshof geschaffen.
Die Börse wurde 1845 vollendet und ist ein ansehnliches säulengeschmücktes Gebäude, welches auf einem Rostwerk von 3470 Pfählen ruht. Eine eigenthümliche Sitte ist es, dass alljährlich wäh- rend einer Woche die Börse den Kindern als Spielplatz freigegeben wird. Der Gebrauch soll daran erinnern, dass 1622 ein geplanter Ueberfall der Spanier durch Knabenspiel beizeiten entdeckt und ver- eitelt wurde.
Der atlantische Ocean.
Das älteste Gebäude am Dam ist die neue Kirche, welche zu den schönsten Kirchen von Holland zählt und in der Zeit von 1408 bis 1470 im spätgothischen Style entstanden ist. Wiederholten Bränden und Zerstörungen ausgesetzt gewesen, wurde die Kirche stets wieder hergestellt.
Das Innere derselben enthält vielerlei Kostbarkeiten und besitzt in mehreren Denkmälern einen hervorragenden Schmuck. Unter den letzteren sind die Denkmäler de Ruyter’s, der 1676 an den in der Schlacht bei Syracus erhaltenen Wunden starb, des Viceadmirals W. Bentinck, welcher 1781 in der Schlacht an der Doggersbank gefallen ist, und andere bemerkenswerth.
Das königliche Palais stammt aus der Zeit 1648 bis 1655 und wurde gleich nach Abschluss des westfälischen Friedens als Rath- haus erbaut. Es ist ein hervorragender Bau mit reichem plastischen Schmuck. 1808 wurde das Gebäude die Residenz des Königs Ludwig. Der volle Glanz des reichen Gemeinwesens, welches das Bauwerk errichtet und geschmückt, kommt im Innern desselben zum Vorschein.
Von der Höhe des Thurmes, den, wie bereits erwähnt, ein goldenes Schiff ziert, geniesst man einen herrlichen Ausblick auf Stadt, Land und See.
Man gewahrt auch das freundliche Städtchen Zaandam im Nordwesten von Amsterdam, wo der Czar Peter der Grosse 1697 auf der Werfte des Mynheer Kalf als Zimmermann arbeitete und die Schiffbaukunst erlernte. Das vom Czar damals bewohnte Holzhaus ist noch erhalten und bildet einen Attractionspunkt von Zaandam, welches Städtchen übrigens auch den Ruf besitzt, unter seinen 13.000 Einwohnern viele Millionäre zu zählen.
Vor dem königlichen Palais erhebt sich am Dam das hohe 1856 vollendete Denkmal zur Erinnerung an die während des belgi- schen Aufstandes 1830—1831 bewiesene Treue des holländischen Volkes.
Das gegenwärtige Rathhaus wurde aus dem ehemaligen Admi- ralitätshof geschaffen.
Die Börse wurde 1845 vollendet und ist ein ansehnliches säulengeschmücktes Gebäude, welches auf einem Rostwerk von 3470 Pfählen ruht. Eine eigenthümliche Sitte ist es, dass alljährlich wäh- rend einer Woche die Börse den Kindern als Spielplatz freigegeben wird. Der Gebrauch soll daran erinnern, dass 1622 ein geplanter Ueberfall der Spanier durch Knabenspiel beizeiten entdeckt und ver- eitelt wurde.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0722"n="702"/><fwplace="top"type="header">Der atlantische Ocean.</fw><lb/><p>Das älteste Gebäude am Dam ist die neue Kirche, welche zu<lb/>
den schönsten Kirchen von Holland zählt und in der Zeit von 1408<lb/>
bis 1470 im spätgothischen Style entstanden ist. Wiederholten<lb/>
Bränden und Zerstörungen ausgesetzt gewesen, wurde die Kirche<lb/>
stets wieder hergestellt.</p><lb/><p>Das Innere derselben enthält vielerlei Kostbarkeiten und besitzt<lb/>
in mehreren Denkmälern einen hervorragenden Schmuck. Unter den<lb/>
letzteren sind die Denkmäler de Ruyter’s, der 1676 an den in der<lb/>
Schlacht bei Syracus erhaltenen Wunden starb, des Viceadmirals<lb/>
W. Bentinck, welcher 1781 in der Schlacht an der Doggersbank<lb/>
gefallen ist, und andere bemerkenswerth.</p><lb/><p>Das königliche Palais stammt aus der Zeit 1648 bis 1655 und<lb/>
wurde gleich nach Abschluss des westfälischen Friedens als Rath-<lb/>
haus erbaut. Es ist ein hervorragender Bau mit reichem plastischen<lb/>
Schmuck. 1808 wurde das Gebäude die Residenz des Königs Ludwig.<lb/>
Der volle Glanz des reichen Gemeinwesens, welches das Bauwerk<lb/>
errichtet und geschmückt, kommt im Innern desselben zum Vorschein.</p><lb/><p>Von der Höhe des Thurmes, den, wie bereits erwähnt, ein<lb/>
goldenes Schiff ziert, geniesst man einen herrlichen Ausblick auf<lb/>
Stadt, Land und See.</p><lb/><p>Man gewahrt auch das freundliche Städtchen Zaandam im<lb/>
Nordwesten von Amsterdam, wo der Czar Peter der Grosse 1697 auf<lb/>
der Werfte des Mynheer Kalf als Zimmermann arbeitete und die<lb/>
Schiffbaukunst erlernte. Das vom Czar damals bewohnte Holzhaus<lb/>
ist noch erhalten und bildet einen Attractionspunkt von Zaandam,<lb/>
welches Städtchen übrigens auch den Ruf besitzt, unter seinen 13.000<lb/>
Einwohnern viele Millionäre zu zählen.</p><lb/><p>Vor dem königlichen Palais erhebt sich am Dam das hohe<lb/>
1856 vollendete Denkmal zur Erinnerung an die während des belgi-<lb/>
schen Aufstandes 1830—1831 bewiesene Treue des holländischen<lb/>
Volkes.</p><lb/><p>Das gegenwärtige Rathhaus wurde aus dem ehemaligen Admi-<lb/>
ralitätshof geschaffen.</p><lb/><p>Die Börse wurde 1845 vollendet und ist ein ansehnliches<lb/>
säulengeschmücktes Gebäude, welches auf einem Rostwerk von 3470<lb/>
Pfählen ruht. Eine eigenthümliche Sitte ist es, dass alljährlich wäh-<lb/>
rend einer Woche die Börse den Kindern als Spielplatz freigegeben<lb/>
wird. Der Gebrauch soll daran erinnern, dass 1622 ein geplanter<lb/>
Ueberfall der Spanier durch Knabenspiel beizeiten entdeckt und ver-<lb/>
eitelt wurde.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[702/0722]
Der atlantische Ocean.
Das älteste Gebäude am Dam ist die neue Kirche, welche zu
den schönsten Kirchen von Holland zählt und in der Zeit von 1408
bis 1470 im spätgothischen Style entstanden ist. Wiederholten
Bränden und Zerstörungen ausgesetzt gewesen, wurde die Kirche
stets wieder hergestellt.
Das Innere derselben enthält vielerlei Kostbarkeiten und besitzt
in mehreren Denkmälern einen hervorragenden Schmuck. Unter den
letzteren sind die Denkmäler de Ruyter’s, der 1676 an den in der
Schlacht bei Syracus erhaltenen Wunden starb, des Viceadmirals
W. Bentinck, welcher 1781 in der Schlacht an der Doggersbank
gefallen ist, und andere bemerkenswerth.
Das königliche Palais stammt aus der Zeit 1648 bis 1655 und
wurde gleich nach Abschluss des westfälischen Friedens als Rath-
haus erbaut. Es ist ein hervorragender Bau mit reichem plastischen
Schmuck. 1808 wurde das Gebäude die Residenz des Königs Ludwig.
Der volle Glanz des reichen Gemeinwesens, welches das Bauwerk
errichtet und geschmückt, kommt im Innern desselben zum Vorschein.
Von der Höhe des Thurmes, den, wie bereits erwähnt, ein
goldenes Schiff ziert, geniesst man einen herrlichen Ausblick auf
Stadt, Land und See.
Man gewahrt auch das freundliche Städtchen Zaandam im
Nordwesten von Amsterdam, wo der Czar Peter der Grosse 1697 auf
der Werfte des Mynheer Kalf als Zimmermann arbeitete und die
Schiffbaukunst erlernte. Das vom Czar damals bewohnte Holzhaus
ist noch erhalten und bildet einen Attractionspunkt von Zaandam,
welches Städtchen übrigens auch den Ruf besitzt, unter seinen 13.000
Einwohnern viele Millionäre zu zählen.
Vor dem königlichen Palais erhebt sich am Dam das hohe
1856 vollendete Denkmal zur Erinnerung an die während des belgi-
schen Aufstandes 1830—1831 bewiesene Treue des holländischen
Volkes.
Das gegenwärtige Rathhaus wurde aus dem ehemaligen Admi-
ralitätshof geschaffen.
Die Börse wurde 1845 vollendet und ist ein ansehnliches
säulengeschmücktes Gebäude, welches auf einem Rostwerk von 3470
Pfählen ruht. Eine eigenthümliche Sitte ist es, dass alljährlich wäh-
rend einer Woche die Börse den Kindern als Spielplatz freigegeben
wird. Der Gebrauch soll daran erinnern, dass 1622 ein geplanter
Ueberfall der Spanier durch Knabenspiel beizeiten entdeckt und ver-
eitelt wurde.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/722>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.