Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite
Amsterdam.

Eines der ältesten Bauwerke von Amsterdam ist die alte Kirche
(Oude Kerk, 25), welche im Jahre 1300 im gothischen Style erbaut
wurde. Sie birgt unter anderem Schmuck die Denkmäler der Admirale
Heemskerck (berühmter Seefahrer, gest. 1607 in der Seeschlacht bei
Gibraltar), van der Hulst (gest. 1666), Sweers (gest. 1673), van der
Zaan (gest. 1669), Cornelis Jansz (gest. 1633) und jene anderer be-
rühmter Männer und Frauen.

Von höchstem Interesse sind die wissenschaftlichen Anstalten
und Kunstsammlungen. Einen ehrenvollen Platz nimmt die von 600
Studirenden besuchte Universität ein, die über reich dotirte natur-
wissenschaftliche Anstalten verfügt, von welchen der prächtige bota-
nische Garten (67) seiner herrlichen Palmen und seines Victoria
Regia-Hauses wegen eine Sehenswürdigkeit Amsterdams ist. Die Uni-
versitätsbibliothek besitzt neben 100.000 Bänden auch eine Samm-
lung werthvoller Handschriften, und wurde ihr anlässlich der 1881
erfolgten Neuordnung die berühmte "Rosenthal'sche Bibliothek" mit
mehr als 8000 Bänden über indische Literatur geschenkt und einver-
leibt. Der 11 ha weite zoologische Garten (66) ist einer der bedeu-
tendsten von Europa. Er wurde 1836 angelegt und galt lange Zeit
seiner seltenen Thierexemplare wegen als der berühmteste seiner Art
auf dem Continente; er enthält auch gegenwärtig noch eine reiche
Sammlung lebender Thiere aller Classen, sowie interessante Präparate,
ein ethnographisches Museum, Aquarium u. a.

Bedeutend und sehenswerth ist die Salmen- und Forellenzucht
des zoologischen Gartens. Alljährlich werden hunderttausende der
jungen Fische in den Flüssen Hollands in Freiheit gesetzt.

Wahre Glanzpunkte Amsterdams sind die Museen, vor allem das
in altholländischem Renaissancestyl 1877--1885 erbaute imposante
Rijksmuseum (11), welches mit reichem plastischen und Mosaik-
schmuck ausgestattet und von Gartenanlagen umgeben ist. Dasselbe
enthält höchst interessante und kostbare Sammlungen aus allen Ge-
bieten der darstellenden Kunst, des Waffenwesens, der Marine u. dgl.
Besonders reich ist die Gemäldegallerie, die hervorragendste von
Holland.

Das Kupferstichcabinet enthält eine Sammlung von 150.000
Kupferstichen, 400 Sammelwerke, viele Handzeichnungen, eine grosse
Porträtsammlung u. a.

Auch das Museum Fodor, die Stiftung des 1860 verstorbenen
Kaufherrn Ch. Jos. Fodor, ist durch eine schöne Collection meist
moderner Werke ausgezeichnet, und nicht minder interessant ist die

Amsterdam.

Eines der ältesten Bauwerke von Amsterdam ist die alte Kirche
(Oude Kerk, 25), welche im Jahre 1300 im gothischen Style erbaut
wurde. Sie birgt unter anderem Schmuck die Denkmäler der Admirale
Heemskerck (berühmter Seefahrer, gest. 1607 in der Seeschlacht bei
Gibraltar), van der Hulst (gest. 1666), Sweers (gest. 1673), van der
Zaan (gest. 1669), Cornelis Jansz (gest. 1633) und jene anderer be-
rühmter Männer und Frauen.

Von höchstem Interesse sind die wissenschaftlichen Anstalten
und Kunstsammlungen. Einen ehrenvollen Platz nimmt die von 600
Studirenden besuchte Universität ein, die über reich dotirte natur-
wissenschaftliche Anstalten verfügt, von welchen der prächtige bota-
nische Garten (67) seiner herrlichen Palmen und seines Victoria
Regia-Hauses wegen eine Sehenswürdigkeit Amsterdams ist. Die Uni-
versitätsbibliothek besitzt neben 100.000 Bänden auch eine Samm-
lung werthvoller Handschriften, und wurde ihr anlässlich der 1881
erfolgten Neuordnung die berühmte „Rosenthal’sche Bibliothek“ mit
mehr als 8000 Bänden über indische Literatur geschenkt und einver-
leibt. Der 11 ha weite zoologische Garten (66) ist einer der bedeu-
tendsten von Europa. Er wurde 1836 angelegt und galt lange Zeit
seiner seltenen Thierexemplare wegen als der berühmteste seiner Art
auf dem Continente; er enthält auch gegenwärtig noch eine reiche
Sammlung lebender Thiere aller Classen, sowie interessante Präparate,
ein ethnographisches Museum, Aquarium u. a.

Bedeutend und sehenswerth ist die Salmen- und Forellenzucht
des zoologischen Gartens. Alljährlich werden hunderttausende der
jungen Fische in den Flüssen Hollands in Freiheit gesetzt.

Wahre Glanzpunkte Amsterdams sind die Museen, vor allem das
in altholländischem Renaissancestyl 1877—1885 erbaute imposante
Rijksmuseum (11), welches mit reichem plastischen und Mosaik-
schmuck ausgestattet und von Gartenanlagen umgeben ist. Dasselbe
enthält höchst interessante und kostbare Sammlungen aus allen Ge-
bieten der darstellenden Kunst, des Waffenwesens, der Marine u. dgl.
Besonders reich ist die Gemäldegallerie, die hervorragendste von
Holland.

Das Kupferstichcabinet enthält eine Sammlung von 150.000
Kupferstichen, 400 Sammelwerke, viele Handzeichnungen, eine grosse
Porträtsammlung u. a.

Auch das Museum Fodor, die Stiftung des 1860 verstorbenen
Kaufherrn Ch. Jos. Fodor, ist durch eine schöne Collection meist
moderner Werke ausgezeichnet, und nicht minder interessant ist die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0723" n="703"/>
          <fw place="top" type="header">Amsterdam.</fw><lb/>
          <p>Eines der ältesten Bauwerke von Amsterdam ist die alte Kirche<lb/>
(Oude Kerk, 25), welche im Jahre 1300 im gothischen Style erbaut<lb/>
wurde. Sie birgt unter anderem Schmuck die Denkmäler der Admirale<lb/>
Heemskerck (berühmter Seefahrer, gest. 1607 in der Seeschlacht bei<lb/>
Gibraltar), van der Hulst (gest. 1666), Sweers (gest. 1673), van der<lb/>
Zaan (gest. 1669), Cornelis Jansz (gest. 1633) und jene anderer be-<lb/>
rühmter Männer und Frauen.</p><lb/>
          <p>Von höchstem Interesse sind die wissenschaftlichen Anstalten<lb/>
und Kunstsammlungen. Einen ehrenvollen Platz nimmt die von 600<lb/>
Studirenden besuchte Universität ein, die über reich dotirte natur-<lb/>
wissenschaftliche Anstalten verfügt, von welchen der prächtige bota-<lb/>
nische Garten (67) seiner herrlichen Palmen und seines Victoria<lb/>
Regia-Hauses wegen eine Sehenswürdigkeit Amsterdams ist. Die Uni-<lb/>
versitätsbibliothek besitzt neben 100.000 Bänden auch eine Samm-<lb/>
lung werthvoller Handschriften, und wurde ihr anlässlich der 1881<lb/>
erfolgten Neuordnung die berühmte &#x201E;Rosenthal&#x2019;sche Bibliothek&#x201C; mit<lb/>
mehr als 8000 Bänden über indische Literatur geschenkt und einver-<lb/>
leibt. Der 11 <hi rendition="#i">ha</hi> weite zoologische Garten (66) ist einer der bedeu-<lb/>
tendsten von Europa. Er wurde 1836 angelegt und galt lange Zeit<lb/>
seiner seltenen Thierexemplare wegen als der berühmteste seiner Art<lb/>
auf dem Continente; er enthält auch gegenwärtig noch eine reiche<lb/>
Sammlung lebender Thiere aller Classen, sowie interessante Präparate,<lb/>
ein ethnographisches Museum, Aquarium u. a.</p><lb/>
          <p>Bedeutend und sehenswerth ist die Salmen- und Forellenzucht<lb/>
des zoologischen Gartens. Alljährlich werden hunderttausende der<lb/>
jungen Fische in den Flüssen Hollands in Freiheit gesetzt.</p><lb/>
          <p>Wahre Glanzpunkte Amsterdams sind die Museen, vor allem das<lb/>
in altholländischem Renaissancestyl 1877&#x2014;1885 erbaute imposante<lb/>
Rijksmuseum (11), welches mit reichem plastischen und Mosaik-<lb/>
schmuck ausgestattet und von Gartenanlagen umgeben ist. Dasselbe<lb/>
enthält höchst interessante und kostbare Sammlungen aus allen Ge-<lb/>
bieten der darstellenden Kunst, des Waffenwesens, der Marine u. dgl.<lb/>
Besonders reich ist die Gemäldegallerie, die hervorragendste von<lb/>
Holland.</p><lb/>
          <p>Das Kupferstichcabinet enthält eine Sammlung von 150.000<lb/>
Kupferstichen, 400 Sammelwerke, viele Handzeichnungen, eine grosse<lb/>
Porträtsammlung u. a.</p><lb/>
          <p>Auch das Museum Fodor, die Stiftung des 1860 verstorbenen<lb/>
Kaufherrn Ch. Jos. Fodor, ist durch eine schöne Collection meist<lb/>
moderner Werke ausgezeichnet, und nicht minder interessant ist die<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[703/0723] Amsterdam. Eines der ältesten Bauwerke von Amsterdam ist die alte Kirche (Oude Kerk, 25), welche im Jahre 1300 im gothischen Style erbaut wurde. Sie birgt unter anderem Schmuck die Denkmäler der Admirale Heemskerck (berühmter Seefahrer, gest. 1607 in der Seeschlacht bei Gibraltar), van der Hulst (gest. 1666), Sweers (gest. 1673), van der Zaan (gest. 1669), Cornelis Jansz (gest. 1633) und jene anderer be- rühmter Männer und Frauen. Von höchstem Interesse sind die wissenschaftlichen Anstalten und Kunstsammlungen. Einen ehrenvollen Platz nimmt die von 600 Studirenden besuchte Universität ein, die über reich dotirte natur- wissenschaftliche Anstalten verfügt, von welchen der prächtige bota- nische Garten (67) seiner herrlichen Palmen und seines Victoria Regia-Hauses wegen eine Sehenswürdigkeit Amsterdams ist. Die Uni- versitätsbibliothek besitzt neben 100.000 Bänden auch eine Samm- lung werthvoller Handschriften, und wurde ihr anlässlich der 1881 erfolgten Neuordnung die berühmte „Rosenthal’sche Bibliothek“ mit mehr als 8000 Bänden über indische Literatur geschenkt und einver- leibt. Der 11 ha weite zoologische Garten (66) ist einer der bedeu- tendsten von Europa. Er wurde 1836 angelegt und galt lange Zeit seiner seltenen Thierexemplare wegen als der berühmteste seiner Art auf dem Continente; er enthält auch gegenwärtig noch eine reiche Sammlung lebender Thiere aller Classen, sowie interessante Präparate, ein ethnographisches Museum, Aquarium u. a. Bedeutend und sehenswerth ist die Salmen- und Forellenzucht des zoologischen Gartens. Alljährlich werden hunderttausende der jungen Fische in den Flüssen Hollands in Freiheit gesetzt. Wahre Glanzpunkte Amsterdams sind die Museen, vor allem das in altholländischem Renaissancestyl 1877—1885 erbaute imposante Rijksmuseum (11), welches mit reichem plastischen und Mosaik- schmuck ausgestattet und von Gartenanlagen umgeben ist. Dasselbe enthält höchst interessante und kostbare Sammlungen aus allen Ge- bieten der darstellenden Kunst, des Waffenwesens, der Marine u. dgl. Besonders reich ist die Gemäldegallerie, die hervorragendste von Holland. Das Kupferstichcabinet enthält eine Sammlung von 150.000 Kupferstichen, 400 Sammelwerke, viele Handzeichnungen, eine grosse Porträtsammlung u. a. Auch das Museum Fodor, die Stiftung des 1860 verstorbenen Kaufherrn Ch. Jos. Fodor, ist durch eine schöne Collection meist moderner Werke ausgezeichnet, und nicht minder interessant ist die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/723
Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/723>, abgerufen am 23.11.2024.