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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Boulogne-sur-Mer.
mit einem ausserordentlich geräumigen äusseren Hafen bereichern, und
dessen breite Einfahrt die Gefahr beseitigen wird, welche bisher das
Anlaufen des alten Hafens begleitete. Die Tiefe des neuen Hafens
wird durch Baggerungen auf 5 bis 8 m gebracht werden.

Der Wohlstand von Boulogne hängt ab von der Fischerei, der
Localindustrie, den im Sommer stark besuchten Seebädern und end-
lich vom Localverkehre mit England. Der Verkehr ist nur Transito-
verkehr und selbst von diesem geht nach und nach manches auf
Dünkirchen über.

Der grösste Theil des Verkehres ist nach England gerichtet.

Boulognes erste Ausfuhrartikel sind Schafwollgewebe, fast ausschliesslich
französischen Ursprungs, ferner Seidenstoffe, von denen aber manchmal die Hälfte
auf deutsche und schweizerische Erzeugnisse entfällt. Die Ausfuhr erreichte bei
Schafwollstoffen 1888 66.097 q (Werth 72,085.169 Francs), 1887 58.917 q, bei
Seidenstoffen 1888 6393 q (Werth 39,856.899 Francs), 1887 4164 q.

Grössere Werthziffern weisen noch auf bearbeitete Felle und Lederarbeiten
(1888 12.773 q, Werth 14,133.164 Francs), Kleider und Wäsche (1888 1301 q,
Werth 7,050.866 Francs), Garne jeder Gattung (1888 8314 q, Werth 5,929.345 Francs),
Knöpfe und Kurzwaaren, Glas und Porzellan, endlich Bijouterien aus edlen Me-
tallen, Alles Artikel französischer Provenienz.

Zum grossen Theile ausländischer Herkunft sind Uhren (1888 4905 q, Werth
11,674.944 Francs), Seide und Seidenabfälle (1888 4608 q, Werth 6,577.909 Francs),
ganz aus dem Auslande stammt bearbeitetes Korkholz.

Alle diese Waaren kommen auch, soweit sie französischen Ursprungs sind,
aus einer grösseren Entfernung nach Boulogne. Aus der Nähe wird hieher
gebracht Portland-Cement, dessen Ausfuhr 1888 mit 368.734 q (Werth
1,585.556 Francs) angegeben wird und 1889 weit über diese Ziffer hinausging.

Das Eisenwerk zu Marquise bringt gusseiserne Röhren und Candelaber nach
Portugal und den Niederlanden zur Ausfuhr.

Auch Korbweiden und Bastgeflechte sind nicht unwichtige Ausfuhrartikel.

Die zweite grosse Gruppe der Ausfuhrartikel bilden Producte des Acker-
baues und der Viehzucht. Die grössten Ziffern entfallen auf Wein mit 84.110 q)
(Werth 15,356.720 Francs) im Jahre 1888 und 76.092 q im Jahre 1887. Die Aus-
fuhr des Jahres 1889 bleibt weit hinter diesen Mengen zurück.

Zu nennen sind noch Tafelfrüchte (1888 51.879 q), condensirte Milch
(9910 q), die aber hier nur in der Durchfuhr vorkommt, und Eier (1888 10.301 q)
für den Markt von England.

Im Wege des Küstenhandels werden in grossen Mengen ausgeführt Bau-
materialien, Steine für industrielle Zwecke.

Sowohl im Wege des Küstenhandels als im ausländischen Verkehr werden
Seefische ausgeführt, aber unter der Concurrenz der englischen Fischerei, die
zu gewissen Zeiten des Jahres den hiesigen Markt ganz beherrscht, geht dieser
Zweig des Handels zurück.

Boulogne ist einer der wichtigsten Fischereihäfen Europas; der Werth des
Fischfanges dieser Stadt und ihrer Nebenplätze umfasst den dritten Theil dieses Zwei-
ges der Urproduction von Frankreich. Die Fischereiflotte von Boulogne erzielte 1888

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Boulogne-sur-Mer.
mit einem ausserordentlich geräumigen äusseren Hafen bereichern, und
dessen breite Einfahrt die Gefahr beseitigen wird, welche bisher das
Anlaufen des alten Hafens begleitete. Die Tiefe des neuen Hafens
wird durch Baggerungen auf 5 bis 8 m gebracht werden.

Der Wohlstand von Boulogne hängt ab von der Fischerei, der
Localindustrie, den im Sommer stark besuchten Seebädern und end-
lich vom Localverkehre mit England. Der Verkehr ist nur Transito-
verkehr und selbst von diesem geht nach und nach manches auf
Dünkirchen über.

Der grösste Theil des Verkehres ist nach England gerichtet.

Boulognes erste Ausfuhrartikel sind Schafwollgewebe, fast ausschliesslich
französischen Ursprungs, ferner Seidenstoffe, von denen aber manchmal die Hälfte
auf deutsche und schweizerische Erzeugnisse entfällt. Die Ausfuhr erreichte bei
Schafwollstoffen 1888 66.097 q (Werth 72,085.169 Francs), 1887 58.917 q, bei
Seidenstoffen 1888 6393 q (Werth 39,856.899 Francs), 1887 4164 q.

Grössere Werthziffern weisen noch auf bearbeitete Felle und Lederarbeiten
(1888 12.773 q, Werth 14,133.164 Francs), Kleider und Wäsche (1888 1301 q,
Werth 7,050.866 Francs), Garne jeder Gattung (1888 8314 q, Werth 5,929.345 Francs),
Knöpfe und Kurzwaaren, Glas und Porzellan, endlich Bijouterien aus edlen Me-
tallen, Alles Artikel französischer Provenienz.

Zum grossen Theile ausländischer Herkunft sind Uhren (1888 4905 q, Werth
11,674.944 Francs), Seide und Seidenabfälle (1888 4608 q, Werth 6,577.909 Francs),
ganz aus dem Auslande stammt bearbeitetes Korkholz.

Alle diese Waaren kommen auch, soweit sie französischen Ursprungs sind,
aus einer grösseren Entfernung nach Boulogne. Aus der Nähe wird hieher
gebracht Portland-Cement, dessen Ausfuhr 1888 mit 368.734 q (Werth
1,585.556 Francs) angegeben wird und 1889 weit über diese Ziffer hinausging.

Das Eisenwerk zu Marquise bringt gusseiserne Röhren und Candelaber nach
Portugal und den Niederlanden zur Ausfuhr.

Auch Korbweiden und Bastgeflechte sind nicht unwichtige Ausfuhrartikel.

Die zweite grosse Gruppe der Ausfuhrartikel bilden Producte des Acker-
baues und der Viehzucht. Die grössten Ziffern entfallen auf Wein mit 84.110 q)
(Werth 15,356.720 Francs) im Jahre 1888 und 76.092 q im Jahre 1887. Die Aus-
fuhr des Jahres 1889 bleibt weit hinter diesen Mengen zurück.

Zu nennen sind noch Tafelfrüchte (1888 51.879 q), condensirte Milch
(9910 q), die aber hier nur in der Durchfuhr vorkommt, und Eier (1888 10.301 q)
für den Markt von England.

Im Wege des Küstenhandels werden in grossen Mengen ausgeführt Bau-
materialien, Steine für industrielle Zwecke.

Sowohl im Wege des Küstenhandels als im ausländischen Verkehr werden
Seefische ausgeführt, aber unter der Concurrenz der englischen Fischerei, die
zu gewissen Zeiten des Jahres den hiesigen Markt ganz beherrscht, geht dieser
Zweig des Handels zurück.

Boulogne ist einer der wichtigsten Fischereihäfen Europas; der Werth des
Fischfanges dieser Stadt und ihrer Nebenplätze umfasst den dritten Theil dieses Zwei-
ges der Urproduction von Frankreich. Die Fischereiflotte von Boulogne erzielte 1888

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[627/0647] Boulogne-sur-Mer. mit einem ausserordentlich geräumigen äusseren Hafen bereichern, und dessen breite Einfahrt die Gefahr beseitigen wird, welche bisher das Anlaufen des alten Hafens begleitete. Die Tiefe des neuen Hafens wird durch Baggerungen auf 5 bis 8 m gebracht werden. Der Wohlstand von Boulogne hängt ab von der Fischerei, der Localindustrie, den im Sommer stark besuchten Seebädern und end- lich vom Localverkehre mit England. Der Verkehr ist nur Transito- verkehr und selbst von diesem geht nach und nach manches auf Dünkirchen über. Der grösste Theil des Verkehres ist nach England gerichtet. Boulognes erste Ausfuhrartikel sind Schafwollgewebe, fast ausschliesslich französischen Ursprungs, ferner Seidenstoffe, von denen aber manchmal die Hälfte auf deutsche und schweizerische Erzeugnisse entfällt. Die Ausfuhr erreichte bei Schafwollstoffen 1888 66.097 q (Werth 72,085.169 Francs), 1887 58.917 q, bei Seidenstoffen 1888 6393 q (Werth 39,856.899 Francs), 1887 4164 q. Grössere Werthziffern weisen noch auf bearbeitete Felle und Lederarbeiten (1888 12.773 q, Werth 14,133.164 Francs), Kleider und Wäsche (1888 1301 q, Werth 7,050.866 Francs), Garne jeder Gattung (1888 8314 q, Werth 5,929.345 Francs), Knöpfe und Kurzwaaren, Glas und Porzellan, endlich Bijouterien aus edlen Me- tallen, Alles Artikel französischer Provenienz. Zum grossen Theile ausländischer Herkunft sind Uhren (1888 4905 q, Werth 11,674.944 Francs), Seide und Seidenabfälle (1888 4608 q, Werth 6,577.909 Francs), ganz aus dem Auslande stammt bearbeitetes Korkholz. Alle diese Waaren kommen auch, soweit sie französischen Ursprungs sind, aus einer grösseren Entfernung nach Boulogne. Aus der Nähe wird hieher gebracht Portland-Cement, dessen Ausfuhr 1888 mit 368.734 q (Werth 1,585.556 Francs) angegeben wird und 1889 weit über diese Ziffer hinausging. Das Eisenwerk zu Marquise bringt gusseiserne Röhren und Candelaber nach Portugal und den Niederlanden zur Ausfuhr. Auch Korbweiden und Bastgeflechte sind nicht unwichtige Ausfuhrartikel. Die zweite grosse Gruppe der Ausfuhrartikel bilden Producte des Acker- baues und der Viehzucht. Die grössten Ziffern entfallen auf Wein mit 84.110 q) (Werth 15,356.720 Francs) im Jahre 1888 und 76.092 q im Jahre 1887. Die Aus- fuhr des Jahres 1889 bleibt weit hinter diesen Mengen zurück. Zu nennen sind noch Tafelfrüchte (1888 51.879 q), condensirte Milch (9910 q), die aber hier nur in der Durchfuhr vorkommt, und Eier (1888 10.301 q) für den Markt von England. Im Wege des Küstenhandels werden in grossen Mengen ausgeführt Bau- materialien, Steine für industrielle Zwecke. Sowohl im Wege des Küstenhandels als im ausländischen Verkehr werden Seefische ausgeführt, aber unter der Concurrenz der englischen Fischerei, die zu gewissen Zeiten des Jahres den hiesigen Markt ganz beherrscht, geht dieser Zweig des Handels zurück. Boulogne ist einer der wichtigsten Fischereihäfen Europas; der Werth des Fischfanges dieser Stadt und ihrer Nebenplätze umfasst den dritten Theil dieses Zwei- ges der Urproduction von Frankreich. Die Fischereiflotte von Boulogne erzielte 1888 79*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/647>, abgerufen am 23.11.2024.