das sogenannte Chateau, eine 1231 von dem Grafen Philippe de Bou- logne erbaute Burg, die gegenwärtig als Artilleriemagazin und Kaserne verwendet wird. Louis Napoleon wurde hier nach seinem verfehlten Putsch im August 1840 einige Tage hindurch detenirt.
Als interessantestes Bauwerk darf der hinter dem Stadthaus stehende 47 m hohe, massige Thurm Le Beffroi, ein aus dem XIII. Jahr- hundert stammender Bau, bezeichnet werden. Sein oberer, in einer ge- räumigen Plattform endigender Theil rührt indes aus einer späteren Zeit her.
Boulogne war zu Römerzeiten als Stützpunkt der Herrschaft in Britannien der wichtigste Hafen Nord-Galliens. Hier lag das alte Caesariacum; hier liess Caligula im Jahre 40 n. Chr. einen Leuchtthurm errichten, der bis ins XVII. Jahr- hundert hinein verwendet wurde. Claudius schiffte sich (46) im Hafen ein und errichtete der Stadt einen Triumphbogen, und Hadrian schmückte sie mit schönen Monumenten.
In späterer Zeit herrschten dort nach mancherlei Wandlungen die Grafen von Boulogne. Die Stadt hatte bereits unter Karl dem Grossen Befestigungen erhalten. Im Jahre 1339 wehrte sie sich erfolgreich gegen die Engländer, zwei Jahrhunderte später fiel sie aber dennoch nach heldenmüthiger Vertheidigung in die Gewalt des Königs Heinrich VIII. von England, der die Stadt mit 30.000 Mann belagert hatte (1544). Heinrich II. von Frankreich erwarb hierauf 1550 die Stadt für einen Kaufschilling von 400.000 Ducaten wieder zurück.
Eine hervorragende Rolle spielte der Hafen während der Revolutionskriege gegen England, und es wird berechnet, dass vom 4. bis zum 9. Jahre der fran- zösischen Republik die Corsaren von Boulogne englische Handelsschiffe und Ladungen im Werthe von 13 Millionen Francs gekapert und 2000 Gefangene gemacht haben.
Bekanntlich hatte der erste Consul Bonaparte (1801) Boulogne zum Aus- gangspunkt der Unternehmung gegen England, wozu der Hafen vorzüglich sich eignete, erwählt. Mittelst einer grossartigen Flotille von mehr als 2000 armirten Fahrzeugen sollte eine Landung auf der englischen Küste durchgeführt werden. Marschall Soult und Viceadmiral Bruix waren die Führer der Expedition. Als Vorbereitung für dieselbe liess Bonaparte den Hafen erweitern und durch starke Befestigungen schützen. Dreimal inspicirte Napoleon das dortige Feldlager. Die Expedition unterblieb aber infolge des englischen Seesieges bei Trafalgar (1805) und der neuen Coalition, die gegen Napoleon sich gebildet hatte.
Die Stadt besitzt prächtige Seebäder am offenen Strande, die ihr viele Gäste zuführen.
Auch verfügt sie über hübsche öffentliche Sammlungen, wie das Museum, das Industrie-Museum, die Bibliothek u. a.
Auf unserem Plane haben wir das neue in der Ausführung be- griffene Project eingezeichnet, welches, wenn verwirklicht, die Stadt
Der atlantische Ocean.
das sogenannte Château, eine 1231 von dem Grafen Philippe de Bou- logne erbaute Burg, die gegenwärtig als Artilleriemagazin und Kaserne verwendet wird. Louis Napoleon wurde hier nach seinem verfehlten Putsch im August 1840 einige Tage hindurch detenirt.
Als interessantestes Bauwerk darf der hinter dem Stadthaus stehende 47 m hohe, massige Thurm Le Beffroi, ein aus dem XIII. Jahr- hundert stammender Bau, bezeichnet werden. Sein oberer, in einer ge- räumigen Plattform endigender Theil rührt indes aus einer späteren Zeit her.
Boulogne war zu Römerzeiten als Stützpunkt der Herrschaft in Britannien der wichtigste Hafen Nord-Galliens. Hier lag das alte Caesariacum; hier liess Caligula im Jahre 40 n. Chr. einen Leuchtthurm errichten, der bis ins XVII. Jahr- hundert hinein verwendet wurde. Claudius schiffte sich (46) im Hafen ein und errichtete der Stadt einen Triumphbogen, und Hadrian schmückte sie mit schönen Monumenten.
In späterer Zeit herrschten dort nach mancherlei Wandlungen die Grafen von Boulogne. Die Stadt hatte bereits unter Karl dem Grossen Befestigungen erhalten. Im Jahre 1339 wehrte sie sich erfolgreich gegen die Engländer, zwei Jahrhunderte später fiel sie aber dennoch nach heldenmüthiger Vertheidigung in die Gewalt des Königs Heinrich VIII. von England, der die Stadt mit 30.000 Mann belagert hatte (1544). Heinrich II. von Frankreich erwarb hierauf 1550 die Stadt für einen Kaufschilling von 400.000 Ducaten wieder zurück.
Eine hervorragende Rolle spielte der Hafen während der Revolutionskriege gegen England, und es wird berechnet, dass vom 4. bis zum 9. Jahre der fran- zösischen Republik die Corsaren von Boulogne englische Handelsschiffe und Ladungen im Werthe von 13 Millionen Francs gekapert und 2000 Gefangene gemacht haben.
Bekanntlich hatte der erste Consul Bonaparte (1801) Boulogne zum Aus- gangspunkt der Unternehmung gegen England, wozu der Hafen vorzüglich sich eignete, erwählt. Mittelst einer grossartigen Flotille von mehr als 2000 armirten Fahrzeugen sollte eine Landung auf der englischen Küste durchgeführt werden. Marschall Soult und Viceadmiral Bruix waren die Führer der Expedition. Als Vorbereitung für dieselbe liess Bonaparte den Hafen erweitern und durch starke Befestigungen schützen. Dreimal inspicirte Napoleon das dortige Feldlager. Die Expedition unterblieb aber infolge des englischen Seesieges bei Trafalgar (1805) und der neuen Coalition, die gegen Napoleon sich gebildet hatte.
Die Stadt besitzt prächtige Seebäder am offenen Strande, die ihr viele Gäste zuführen.
Auch verfügt sie über hübsche öffentliche Sammlungen, wie das Museum, das Industrie-Museum, die Bibliothek u. a.
Auf unserem Plane haben wir das neue in der Ausführung be- griffene Project eingezeichnet, welches, wenn verwirklicht, die Stadt
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Der atlantische Ocean.
das sogenannte Château, eine 1231 von dem Grafen Philippe de Bou-
logne erbaute Burg, die gegenwärtig als Artilleriemagazin und Kaserne
verwendet wird. Louis Napoleon wurde hier nach seinem verfehlten
Putsch im August 1840 einige Tage hindurch detenirt.
Als interessantestes Bauwerk darf der hinter dem Stadthaus
stehende 47 m hohe, massige Thurm Le Beffroi, ein aus dem XIII. Jahr-
hundert stammender Bau, bezeichnet werden. Sein oberer, in einer ge-
räumigen Plattform endigender Theil rührt indes aus einer späteren
Zeit her.
Boulogne war zu Römerzeiten als Stützpunkt der Herrschaft in Britannien
der wichtigste Hafen Nord-Galliens. Hier lag das alte Caesariacum; hier liess
Caligula im Jahre 40 n. Chr. einen Leuchtthurm errichten, der bis ins XVII. Jahr-
hundert hinein verwendet wurde. Claudius schiffte sich (46) im Hafen ein und
errichtete der Stadt einen Triumphbogen, und Hadrian schmückte sie mit schönen
Monumenten.
In späterer Zeit herrschten dort nach mancherlei Wandlungen die Grafen
von Boulogne. Die Stadt hatte bereits unter Karl dem Grossen Befestigungen
erhalten. Im Jahre 1339 wehrte sie sich erfolgreich gegen die Engländer, zwei
Jahrhunderte später fiel sie aber dennoch nach heldenmüthiger Vertheidigung in die
Gewalt des Königs Heinrich VIII. von England, der die Stadt mit 30.000 Mann
belagert hatte (1544). Heinrich II. von Frankreich erwarb hierauf 1550 die Stadt
für einen Kaufschilling von 400.000 Ducaten wieder zurück.
Eine hervorragende Rolle spielte der Hafen während der Revolutionskriege
gegen England, und es wird berechnet, dass vom 4. bis zum 9. Jahre der fran-
zösischen Republik die Corsaren von Boulogne englische Handelsschiffe und
Ladungen im Werthe von 13 Millionen Francs gekapert und 2000 Gefangene
gemacht haben.
Bekanntlich hatte der erste Consul Bonaparte (1801) Boulogne zum Aus-
gangspunkt der Unternehmung gegen England, wozu der Hafen vorzüglich sich
eignete, erwählt. Mittelst einer grossartigen Flotille von mehr als 2000 armirten
Fahrzeugen sollte eine Landung auf der englischen Küste durchgeführt werden.
Marschall Soult und Viceadmiral Bruix waren die Führer der Expedition. Als
Vorbereitung für dieselbe liess Bonaparte den Hafen erweitern und durch starke
Befestigungen schützen. Dreimal inspicirte Napoleon das dortige Feldlager. Die
Expedition unterblieb aber infolge des englischen Seesieges bei Trafalgar (1805)
und der neuen Coalition, die gegen Napoleon sich gebildet hatte.
Boulogne zählt gegenwärtig 45.916 Einwohner, wovon 6000
englischer Nationalität.
Die Stadt besitzt prächtige Seebäder am offenen Strande, die
ihr viele Gäste zuführen.
Auch verfügt sie über hübsche öffentliche Sammlungen, wie das
Museum, das Industrie-Museum, die Bibliothek u. a.
Auf unserem Plane haben wir das neue in der Ausführung be-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/646>, abgerufen am 23.11.2024.
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