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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Bristol.

Der breite Severnfluss mündet in ein weitgedehntes Wasser-
becken, den Canal von Bristol, welcher höchst günstig für die Schiff-
fahrt gelegen ist, weil er tief in das südwestliche England hinein-
schneidet und dadurch vielfache Punkte dem Seeverkehr zugänglich
macht. An der südlichen Seite des Severn, kurz vor seinem Eintritt
in den genannten Canal mündet der Avon, und an diesem Flusse
wuchs vor Alters die Stadt Bristol empor, um in der maritimen und
commerziellen Entwicklung Englands immer eine ansehnliche Rolle
zu spielen. Aber diese langgezogene Severnbucht bildet andererseits
ein grosses Hinderniss für den directen Landverkehr zwischen London
und dem eisen- und kohlenreichen Südwales, welches durch den 1885
eröffneten und 7079 m langen "Severn-Tunnel" zwischen Portskewet,
das östlich von Newport liegt, und Northwick auf der Seite von
Bristol zum Theile unschädlich gemacht wurde.

Die Anfänge Bristols reichen weit zurück, und wenn uns auch keine ganz
verlässlichen Nachrichten aus den Zeiten vor den Normannen vorliegen, ja wenn
sogar im Domesdaybook des Ortes keine Erwähnung geschieht, so steht es doch
ausser Zweifel, dass Bristol schon unter den Sachsen bestanden hat und ein nicht
unwichtiger Ort war, wie denn auch unter des Eroberers erstem Nachfolger ein
heftiger Kampf um Bristol Castle entbrannte, das also schon eine wichtige Po-
sition gewesen sein muss. Seither wird Bristol oftmals genannt und erhielt im
XIV. Jahrhundert eine eigene Stadtverfassung. König Richard II. hielt dort 1387
grosses Hoflager, was für das Ansehen des Ortes spricht, und um das Jahr 1500
berichtet ein italienischer Reisender, dass Bristol und York nächst London die
bedeutendsten Orte des Königreiches seien. Die Leute von Bristol entwickelten
grosse Thätigkeit sowohl auf dem Gebiete des Gewerbes als auch des Handels
und benützten die durch den Avon gebotene Verbindung mit der See für die An-
knüpfung maritimer Verbindungen. Bewegte Tage kamen für Bristol, welches im
Mittelalter ganz besonders reich an Kirchen und kirchlichen Niederlassungen ge-
wesen ist, in den Zeiten der Reformation, harte Stürme hatte es aber während
der grossen Revolution zu bestehen, wo um Bristols Besitz die Königlichen und
Parlamentarier im Kampfe lagen und die Stadt eine harte Belagerung zu über-
stehen hatte.


Bristol.

Der breite Severnfluss mündet in ein weitgedehntes Wasser-
becken, den Canal von Bristol, welcher höchst günstig für die Schiff-
fahrt gelegen ist, weil er tief in das südwestliche England hinein-
schneidet und dadurch vielfache Punkte dem Seeverkehr zugänglich
macht. An der südlichen Seite des Severn, kurz vor seinem Eintritt
in den genannten Canal mündet der Avon, und an diesem Flusse
wuchs vor Alters die Stadt Bristol empor, um in der maritimen und
commerziellen Entwicklung Englands immer eine ansehnliche Rolle
zu spielen. Aber diese langgezogene Severnbucht bildet andererseits
ein grosses Hinderniss für den directen Landverkehr zwischen London
und dem eisen- und kohlenreichen Südwales, welches durch den 1885
eröffneten und 7079 m langen „Severn-Tunnel“ zwischen Portskewet,
das östlich von Newport liegt, und Northwick auf der Seite von
Bristol zum Theile unschädlich gemacht wurde.

Die Anfänge Bristols reichen weit zurück, und wenn uns auch keine ganz
verlässlichen Nachrichten aus den Zeiten vor den Normannen vorliegen, ja wenn
sogar im Domesdaybook des Ortes keine Erwähnung geschieht, so steht es doch
ausser Zweifel, dass Bristol schon unter den Sachsen bestanden hat und ein nicht
unwichtiger Ort war, wie denn auch unter des Eroberers erstem Nachfolger ein
heftiger Kampf um Bristol Castle entbrannte, das also schon eine wichtige Po-
sition gewesen sein muss. Seither wird Bristol oftmals genannt und erhielt im
XIV. Jahrhundert eine eigene Stadtverfassung. König Richard II. hielt dort 1387
grosses Hoflager, was für das Ansehen des Ortes spricht, und um das Jahr 1500
berichtet ein italienischer Reisender, dass Bristol und York nächst London die
bedeutendsten Orte des Königreiches seien. Die Leute von Bristol entwickelten
grosse Thätigkeit sowohl auf dem Gebiete des Gewerbes als auch des Handels
und benützten die durch den Avon gebotene Verbindung mit der See für die An-
knüpfung maritimer Verbindungen. Bewegte Tage kamen für Bristol, welches im
Mittelalter ganz besonders reich an Kirchen und kirchlichen Niederlassungen ge-
wesen ist, in den Zeiten der Reformation, harte Stürme hatte es aber während
der grossen Revolution zu bestehen, wo um Bristols Besitz die Königlichen und
Parlamentarier im Kampfe lagen und die Stadt eine harte Belagerung zu über-
stehen hatte.


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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [1055]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/1075>, abgerufen am 23.11.2024.