daß ein so bewundernswürdiges Gebäude sein Daseyn, ohnmöglich einen blinden Zu- falle, oder sich selbst zu dancken haben könte. Daher sagt Pythagoras in Aur. Carm. Eitis erei, Theos eimi, parex enos outos opheilei Kosmon ison touto stesas, eipein: emos outos, Koukhi monon, stesas, eipein, emos, alla katoikein Autos en o pepoieke, pepoietai d'apo toutou. Es bleibet also auch nach den Ausspruch de- rer weisen Heiden darbey, daß das höchste Wesen die gantze Welt, und also auch den Erdboden, welchen wir bewohnen, erschaffen habe, ob wir wohl nicht eigentlich sagen kön- nen, wie und auf was vor Art die in der Was die 6 Tage- Wercke heissen.Schrift angeführten sechs Tage-Wercke be- schaffen, oder ob solche nach den blossen Wortverstande angenommen werden können. Es scheinet mir daher Whiston vollkommen Recht zu haben, wenn er in der neuen Be- trachtung der Erde gleich Anfangs saget: "Die Mosaische Schöpfung ist nicht eine genaue und philosophische Beschreibung des Ursprungs aller Dinge, sondern eine historische und wahrhafte Vorstellung der Bildung unserer Erde aus einem un- förmlichen Klumpen, und ihrer mäch- tigen und sichtbahren Veränderungen, an einen jeden Tage, bis sie eine Woh- nung des menschlichen Geschlechts ge- worden ist". Und kann dieses der Ehre
des
daß ein ſo bewundernswuͤrdiges Gebaͤude ſein Daſeyn, ohnmoͤglich einen blinden Zu- falle, oder ſich ſelbſt zu dancken haben koͤnte. Daher ſagt Pythagoras in Aur. Carm. Είτις ἐρεῖ, Θεο͂ς ἐιμι, παρὲξ ἑνὸς οὗτος ὀφείλει Κόσμον ἴσον τούτω στήσας, εἰπεῖν: εμός οὖτος, Κοὐχι μονον, στήσας, ἐιπεῖν, ἐμός, άλλὰ κατοικεῖν Ἀυτὸς ἐν ὧ πεποίηκε, πεποιήται δ’άπο τούτου. Es bleibet alſo auch nach den Ausſpruch de- rer weiſen Heiden darbey, daß das hoͤchſte Weſen die gantze Welt, und alſo auch den Erdboden, welchen wir bewohnen, erſchaffen habe, ob wir wohl nicht eigentlich ſagen koͤn- nen, wie und auf was vor Art die in der Was die 6 Tage- Wercke heiſſen.Schrift angefuͤhrten ſechs Tage-Wercke be- ſchaffen, oder ob ſolche nach den bloſſen Wortverſtande angenommen werden koͤnnen. Es ſcheinet mir daher Whiſton vollkommen Recht zu haben, wenn er in der neuen Be- trachtung der Erde gleich Anfangs ſaget: „Die Moſaiſche Schoͤpfung iſt nicht eine genaue und philoſophiſche Beſchreibung des Urſprungs aller Dinge, ſondern eine hiſtoriſche und wahrhafte Vorſtellung der Bildung unſerer Erde aus einem un- foͤrmlichen Klumpen, und ihrer maͤch- tigen und ſichtbahren Veraͤnderungen, an einen jeden Tage, bis ſie eine Woh- nung des menſchlichen Geſchlechts ge- worden iſt‟. Und kann dieſes der Ehre
des
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0086"n="8"/>
daß ein ſo bewundernswuͤrdiges Gebaͤude<lb/>ſein Daſeyn, ohnmoͤglich einen blinden Zu-<lb/>
falle, oder ſich ſelbſt zu dancken haben koͤnte.<lb/>
Daher ſagt Pythagoras in <hirendition="#aq">Aur. Carm.</hi><lb/><cit><quote><foreignxml:lang="ell">Είτιςἐρεῖ, Θεο͂ςἐιμι, παρὲξἑνὸςοὗτοςὀφείλει<lb/>Κόσμονἴσοντούτωστήσας, εἰπεῖν: εμόςοὖτος,<lb/>Κοὐχιμονον, στήσας, ἐιπεῖν, ἐμός, άλλὰκατοικεῖν<lb/>Ἀυτὸςἐνὧπεποίηκε, πεποιήταιδ’άποτούτου.</foreign></quote></cit><lb/>
Es bleibet alſo auch nach den Ausſpruch de-<lb/>
rer weiſen Heiden darbey, daß das hoͤchſte<lb/>
Weſen die gantze Welt, und alſo auch den<lb/>
Erdboden, welchen wir bewohnen, erſchaffen<lb/>
habe, ob wir wohl nicht eigentlich ſagen koͤn-<lb/>
nen, wie und auf was vor Art die in der<lb/><noteplace="left">Was die<lb/>
6 Tage-<lb/>
Wercke<lb/>
heiſſen.</note>Schrift angefuͤhrten ſechs Tage-Wercke be-<lb/>ſchaffen, oder ob ſolche nach den bloſſen<lb/>
Wortverſtande angenommen werden koͤnnen.<lb/>
Es ſcheinet mir daher Whiſton vollkommen<lb/>
Recht zu haben, wenn er in der neuen Be-<lb/>
trachtung der Erde gleich Anfangs ſaget:<lb/>„<hirendition="#fr">Die Moſaiſche Schoͤpfung iſt nicht eine<lb/>
genaue und philoſophiſche Beſchreibung<lb/>
des Urſprungs aller Dinge, ſondern eine<lb/>
hiſtoriſche und wahrhafte Vorſtellung<lb/>
der Bildung unſerer Erde aus einem un-<lb/>
foͤrmlichen Klumpen, und ihrer maͤch-<lb/>
tigen und ſichtbahren Veraͤnderungen,<lb/>
an einen jeden Tage, bis ſie eine Woh-<lb/>
nung des menſchlichen Geſchlechts ge-<lb/>
worden iſt</hi>‟. Und kann dieſes der Ehre<lb/><fwplace="bottom"type="catch">des</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[8/0086]
daß ein ſo bewundernswuͤrdiges Gebaͤude
ſein Daſeyn, ohnmoͤglich einen blinden Zu-
falle, oder ſich ſelbſt zu dancken haben koͤnte.
Daher ſagt Pythagoras in Aur. Carm.
Είτις ἐρεῖ, Θεο͂ς ἐιμι, παρὲξ ἑνὸς οὗτος ὀφείλει
Κόσμον ἴσον τούτω στήσας, εἰπεῖν: εμός οὖτος,
Κοὐχι μονον, στήσας, ἐιπεῖν, ἐμός, άλλὰ κατοικεῖν
Ἀυτὸς ἐν ὧ πεποίηκε, πεποιήται δ’άπο τούτου.
Es bleibet alſo auch nach den Ausſpruch de-
rer weiſen Heiden darbey, daß das hoͤchſte
Weſen die gantze Welt, und alſo auch den
Erdboden, welchen wir bewohnen, erſchaffen
habe, ob wir wohl nicht eigentlich ſagen koͤn-
nen, wie und auf was vor Art die in der
Schrift angefuͤhrten ſechs Tage-Wercke be-
ſchaffen, oder ob ſolche nach den bloſſen
Wortverſtande angenommen werden koͤnnen.
Es ſcheinet mir daher Whiſton vollkommen
Recht zu haben, wenn er in der neuen Be-
trachtung der Erde gleich Anfangs ſaget:
„Die Moſaiſche Schoͤpfung iſt nicht eine
genaue und philoſophiſche Beſchreibung
des Urſprungs aller Dinge, ſondern eine
hiſtoriſche und wahrhafte Vorſtellung
der Bildung unſerer Erde aus einem un-
foͤrmlichen Klumpen, und ihrer maͤch-
tigen und ſichtbahren Veraͤnderungen,
an einen jeden Tage, bis ſie eine Woh-
nung des menſchlichen Geſchlechts ge-
worden iſt‟. Und kann dieſes der Ehre
des
Was die
6 Tage-
Wercke
heiſſen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/86>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.