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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

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5. Nun kommt es noch auf eine Frage
an: Woher es rühre, daß an denen Or-
ten, wo ehedessen Halden von Flötz-Ar-
beit aufgestürtzet worden, wenn auch
solche schon wieder eingeebnet werden,
dennoch das hingesäete Geträyde nicht
fortkommen will?
Wir haben oben gesagt,
daß die Bacharacher ihre Weinberge mit
Schiefern düngen, und daß die Weinstöcke
vortreflich darnach gerathen. Gleichwohl
wollen die aus denen Flötz-Gebürgen geför-
derten Schiefern keine gute Düngung ge-
ben. Die Ursach davon ist eines theils der
viele Vitriol, welcher in diesen Schiefern
stecket, und den Wachsthum derer Pflan-
tzen hinderlich ist. Andern theils verursachen
solches die von denen darunter befindlichen
ausgebauten Strecken häufig zu Tage aus-
streichenden mineralischen Auswitterungen.
Es ist eine in der Erfahrung gegründete An-
merckung, daß an denen Orten, wo Gänge
in einer geringen Teuffe unter der Erde weg
streichen, die darauf gesäeten Feld-Früchte
zwar wachsen, aber, wenn sie kaum ein paar
Finger hoch über die Erde heraus sind, gelb
werden und verwelcken. Der Grund von
dieser natürlichen Begebenheit ist leicht ein-
zusehen, denn die Aussaat geschiehet gemei-
niglich im Herbst mit dem Winter-Geträyde,
und im Frühlinge mit dem Sommer-
Korne, zu beyden Jahres-Zeiten hat die

Sonne
N 3

5. Nun kommt es noch auf eine Frage
an: Woher es ruͤhre, daß an denen Or-
ten, wo ehedeſſen Halden von Floͤtz-Ar-
beit aufgeſtuͤrtzet worden, wenn auch
ſolche ſchon wieder eingeebnet werden,
dennoch das hingeſaͤete Getraͤyde nicht
fortkommen will?
Wir haben oben geſagt,
daß die Bacharacher ihre Weinberge mit
Schiefern duͤngen, und daß die Weinſtoͤcke
vortreflich darnach gerathen. Gleichwohl
wollen die aus denen Floͤtz-Gebuͤrgen gefoͤr-
derten Schiefern keine gute Duͤngung ge-
ben. Die Urſach davon iſt eines theils der
viele Vitriol, welcher in dieſen Schiefern
ſtecket, und den Wachsthum derer Pflan-
tzen hinderlich iſt. Andern theils verurſachen
ſolches die von denen darunter befindlichen
ausgebauten Strecken haͤufig zu Tage aus-
ſtreichenden mineraliſchen Auswitterungen.
Es iſt eine in der Erfahrung gegruͤndete An-
merckung, daß an denen Orten, wo Gaͤnge
in einer geringen Teuffe unter der Erde weg
ſtreichen, die darauf geſaͤeten Feld-Fruͤchte
zwar wachſen, aber, wenn ſie kaum ein paar
Finger hoch uͤber die Erde heraus ſind, gelb
werden und verwelcken. Der Grund von
dieſer natuͤrlichen Begebenheit iſt leicht ein-
zuſehen, denn die Ausſaat geſchiehet gemei-
niglich im Herbſt mit dem Winter-Getraͤyde,
und im Fruͤhlinge mit dem Sommer-
Korne, zu beyden Jahres-Zeiten hat die

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N 3
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[197/0288] 5. Nun kommt es noch auf eine Frage an: Woher es ruͤhre, daß an denen Or- ten, wo ehedeſſen Halden von Floͤtz-Ar- beit aufgeſtuͤrtzet worden, wenn auch ſolche ſchon wieder eingeebnet werden, dennoch das hingeſaͤete Getraͤyde nicht fortkommen will? Wir haben oben geſagt, daß die Bacharacher ihre Weinberge mit Schiefern duͤngen, und daß die Weinſtoͤcke vortreflich darnach gerathen. Gleichwohl wollen die aus denen Floͤtz-Gebuͤrgen gefoͤr- derten Schiefern keine gute Duͤngung ge- ben. Die Urſach davon iſt eines theils der viele Vitriol, welcher in dieſen Schiefern ſtecket, und den Wachsthum derer Pflan- tzen hinderlich iſt. Andern theils verurſachen ſolches die von denen darunter befindlichen ausgebauten Strecken haͤufig zu Tage aus- ſtreichenden mineraliſchen Auswitterungen. Es iſt eine in der Erfahrung gegruͤndete An- merckung, daß an denen Orten, wo Gaͤnge in einer geringen Teuffe unter der Erde weg ſtreichen, die darauf geſaͤeten Feld-Fruͤchte zwar wachſen, aber, wenn ſie kaum ein paar Finger hoch uͤber die Erde heraus ſind, gelb werden und verwelcken. Der Grund von dieſer natuͤrlichen Begebenheit iſt leicht ein- zuſehen, denn die Ausſaat geſchiehet gemei- niglich im Herbſt mit dem Winter-Getraͤyde, und im Fruͤhlinge mit dem Sommer- Korne, zu beyden Jahres-Zeiten hat die Sonne N 3

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Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/288>, abgerufen am 20.05.2024.