cher an schiefrigen Gebürge gewachsen, lieb- licher und edler ist, als derjenige, der bloß auf fetten moorigen Boden gewachsen, welcher gemeiniglich faul schmecket. Die Scharfen- berger, Hofelösnitzer, Weinpiehler Weine in Sachsen sind weit edler, als die, so um Kotz- schenbroda, Caditz, Loschewitz und Blase- witz erbauet werden.
4. Daß aber der Wiesewachs an sol- chen Orten nicht so gut und nahrhaft vor das Vieh ist, als an würcklichen ho- hen gebürgischen Orten, rühret meines Er- achtens eben daher, weil die unter der Damm- Erde liegende Thonschichten, bekannter massen die Wasser nicht gehörig fallen las- sen. Es bleiben also solche auf denen Wie- sen stehen, und machen, daß das darauf wachsende Graß versauert. Daß dieses seinen guten Grund habe, zeiget die tägliche Erfah- rung an demjenigen Heu, welches in Brü- chen, Sümpfen und Morästen wächset, wel- ches gemeiniglich sauer, und bey weiten nicht so nahrhaftig ist, als das, was in guten Wie- sen wächset. Die Erfahrung lehret uns die- ses an denen Schweitzer-Gebürgen, Hartz- Gebürge, Sächsischen Ertzt-Gebürge, wo die Viehzucht bey dem Landmanne der beste Ar- tickel, hingegen der Ackerbau in Vergleichung mit dem auf dem flachen Lande elend und armselig ist.
5. Nun
cher an ſchiefrigen Gebuͤrge gewachſen, lieb- licher und edler iſt, als derjenige, der bloß auf fetten moorigen Boden gewachſen, welcher gemeiniglich faul ſchmecket. Die Scharfen- berger, Hofeloͤsnitzer, Weinpiehler Weine in Sachſen ſind weit edler, als die, ſo um Kotz- ſchenbroda, Caditz, Loſchewitz und Blaſe- witz erbauet werden.
4. Daß aber der Wieſewachs an ſol- chen Orten nicht ſo gut und nahrhaft vor das Vieh iſt, als an wuͤrcklichen ho- hen gebuͤrgiſchen Orten, ruͤhret meines Er- achtens eben daher, weil die unter der Damm- Erde liegende Thonſchichten, bekannter maſſen die Waſſer nicht gehoͤrig fallen laſ- ſen. Es bleiben alſo ſolche auf denen Wie- ſen ſtehen, und machen, daß das darauf wachſende Graß verſauert. Daß dieſes ſeinen guten Grund habe, zeiget die taͤgliche Erfah- rung an demjenigen Heu, welches in Bruͤ- chen, Suͤmpfen und Moraͤſten waͤchſet, wel- ches gemeiniglich ſauer, und bey weiten nicht ſo nahrhaftig iſt, als das, was in guten Wie- ſen waͤchſet. Die Erfahrung lehret uns die- ſes an denen Schweitzer-Gebuͤrgen, Hartz- Gebuͤrge, Saͤchſiſchen Ertzt-Gebuͤrge, wo die Viehzucht bey dem Landmanne der beſte Ar- tickel, hingegen der Ackerbau in Vergleichung mit dem auf dem flachen Lande elend und armſelig iſt.
5. Nun
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cher an ſchiefrigen Gebuͤrge gewachſen, lieb-
licher und edler iſt, als derjenige, der bloß auf
fetten moorigen Boden gewachſen, welcher
gemeiniglich faul ſchmecket. Die Scharfen-
berger, Hofeloͤsnitzer, Weinpiehler Weine in
Sachſen ſind weit edler, als die, ſo um Kotz-
ſchenbroda, Caditz, Loſchewitz und Blaſe-
witz erbauet werden.
4. Daß aber der Wieſewachs an ſol-
chen Orten nicht ſo gut und nahrhaft
vor das Vieh iſt, als an wuͤrcklichen ho-
hen gebuͤrgiſchen Orten, ruͤhret meines Er-
achtens eben daher, weil die unter der Damm-
Erde liegende Thonſchichten, bekannter
maſſen die Waſſer nicht gehoͤrig fallen laſ-
ſen. Es bleiben alſo ſolche auf denen Wie-
ſen ſtehen, und machen, daß das darauf
wachſende Graß verſauert. Daß dieſes ſeinen
guten Grund habe, zeiget die taͤgliche Erfah-
rung an demjenigen Heu, welches in Bruͤ-
chen, Suͤmpfen und Moraͤſten waͤchſet, wel-
ches gemeiniglich ſauer, und bey weiten nicht
ſo nahrhaftig iſt, als das, was in guten Wie-
ſen waͤchſet. Die Erfahrung lehret uns die-
ſes an denen Schweitzer-Gebuͤrgen, Hartz-
Gebuͤrge, Saͤchſiſchen Ertzt-Gebuͤrge, wo die
Viehzucht bey dem Landmanne der beſte Ar-
tickel, hingegen der Ackerbau in Vergleichung
mit dem auf dem flachen Lande elend und
armſelig iſt.
5. Nun
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/287>, abgerufen am 19.05.2024.
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