Sonne nicht so starcke Macht, als wie im May und Junius, so viele mineralische Dün- ste aus der Erde heraus zu ziehen. Es kan also ein solches gesäetes Korn wohl fort kom- men und ausschlagen, sobald aber die Sonne stärcker und tiefer in den Erdboden zu wür- cken anfängt, so ziehet sie immer mehr der- gleichen mineralische Dünste heraus, welche sich in die Pflantzen einlegen, und ihren Wachsthum verhindern. Je tiefer aber Flötze und Gänge unter der Erde stecken, je weniger können ihnen die unter der Erden auf denen Klüfften streichende Wetter und Schwaden etwas anhaben. Zwar ist nicht zu läugnen, daß es auch Schiefern gebe, welche zum Felder düngen mit Nutzen ge- braucht werden können, wie denn der seelige Herr Bergrath Henckel in der Flor. saturn. auf der 173. Seite anführet. Allein, wenn man erweget, daß er zu gleicher Zeit anfüh- ret, es wären solche mehr Mergel und folglich kalckartig gewesen, hiernächst, sie hätten erst ein paar Jahr liegen müssen, daß sie zerfallen wären, so siehet man gantz natürlich, daß während dieser Zeit die Sonne den Mergel calcinirt habe, welcher hierdurch fähig gewor- den als ein gebranter Kalck zu zerfallen, und in der Folge das zu thun, was ein anderer Kalck in der Düngung derer Felder nützliches verrichtet, und also dieses keinesweges auf metallische und mineralische Schiefern zu ap-
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Sonne nicht ſo ſtarcke Macht, als wie im May und Junius, ſo viele mineraliſche Duͤn- ſte aus der Erde heraus zu ziehen. Es kan alſo ein ſolches geſaͤetes Korn wohl fort kom- men und ausſchlagen, ſobald aber die Sonne ſtaͤrcker und tiefer in den Erdboden zu wuͤr- cken anfaͤngt, ſo ziehet ſie immer mehr der- gleichen mineraliſche Duͤnſte heraus, welche ſich in die Pflantzen einlegen, und ihren Wachsthum verhindern. Je tiefer aber Floͤtze und Gaͤnge unter der Erde ſtecken, je weniger koͤnnen ihnen die unter der Erden auf denen Kluͤfften ſtreichende Wetter und Schwaden etwas anhaben. Zwar iſt nicht zu laͤugnen, daß es auch Schiefern gebe, welche zum Felder duͤngen mit Nutzen ge- braucht werden koͤnnen, wie denn der ſeelige Herr Bergrath Henckel in der Flor. ſaturn. auf der 173. Seite anfuͤhret. Allein, wenn man erweget, daß er zu gleicher Zeit anfuͤh- ret, es waͤren ſolche mehr Mergel und folglich kalckartig geweſen, hiernaͤchſt, ſie haͤtten erſt ein paar Jahr liegen muͤſſen, daß ſie zerfallen waͤren, ſo ſiehet man gantz natuͤrlich, daß waͤhrend dieſer Zeit die Sonne den Mergel calcinirt habe, welcher hierdurch faͤhig gewor- den als ein gebranter Kalck zu zerfallen, und in der Folge das zu thun, was ein anderer Kalck in der Duͤngung derer Felder nuͤtzliches verrichtet, und alſo dieſes keinesweges auf metalliſche und mineraliſche Schiefern zu ap-
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Sonne nicht ſo ſtarcke Macht, als wie im
May und Junius, ſo viele mineraliſche Duͤn-
ſte aus der Erde heraus zu ziehen. Es kan
alſo ein ſolches geſaͤetes Korn wohl fort kom-
men und ausſchlagen, ſobald aber die Sonne
ſtaͤrcker und tiefer in den Erdboden zu wuͤr-
cken anfaͤngt, ſo ziehet ſie immer mehr der-
gleichen mineraliſche Duͤnſte heraus, welche
ſich in die Pflantzen einlegen, und ihren
Wachsthum verhindern. Je tiefer aber
Floͤtze und Gaͤnge unter der Erde ſtecken, je
weniger koͤnnen ihnen die unter der Erden auf
denen Kluͤfften ſtreichende Wetter und
Schwaden etwas anhaben. Zwar iſt nicht
zu laͤugnen, daß es auch Schiefern gebe,
welche zum Felder duͤngen mit Nutzen ge-
braucht werden koͤnnen, wie denn der ſeelige
Herr Bergrath Henckel in der Flor. ſaturn.
auf der 173. Seite anfuͤhret. Allein, wenn
man erweget, daß er zu gleicher Zeit anfuͤh-
ret, es waͤren ſolche mehr Mergel und folglich
kalckartig geweſen, hiernaͤchſt, ſie haͤtten erſt
ein paar Jahr liegen muͤſſen, daß ſie zerfallen
waͤren, ſo ſiehet man gantz natuͤrlich, daß
waͤhrend dieſer Zeit die Sonne den Mergel
calcinirt habe, welcher hierdurch faͤhig gewor-
den als ein gebranter Kalck zu zerfallen, und
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Kalck in der Duͤngung derer Felder nuͤtzliches
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/289>, abgerufen am 24.11.2024.
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