Eisenstein und Kupfer-Ertzt bestehen; Diese Art von Geburgen, welche eine unbeschreib- liche Menge Wassers gemeiniglich in sich halten, lösen sich nach und nach auf, die Wasser nehmen von der aufgelösten Erde vieles in sich, führen solches öfters, wer weiß wie weit davon zu Tage aus, und setzen es als Tuphstein, Sinter, Ocker, und d. gl. in großer Menge, ab. Die Zeu- gen davon sind die Baumanns Höhle, Schertzfelsische Höhle, der Kohnstein, ja fast alle warme Bäder, Sauerbrunnen etc. Die Sturmwinde selbst indem sie sich zwischen die Klüfte dieses, schichtenweise liegenden Gesteines setzen, reissen öfters Stücken von 100 und mehr Centner ab, und stürtzen solche in die darunter liegenden Thäler. Der Regen weichet solche noch mehr loß, spület den zarten Letten, welcher diese Schich- ten vorher zusammen verband, heraus, und macht die Steine dadurch so lose, daß sie mit der Zeit die Sonne, Luft und Wind vollkommen losziehen können. Nicht selten dringt ein lang anhaltender Regen auf denen Klüften herein, vereiniget sich mit denen bereits inwendig verschlossenen Was- sern, vermehret solche, und weichet die in- wendige steinerne Schaale so auf, daß solche endlich mit sammt den darauf ruhenden Eidreich, Pflantzen, Bäumen, Thieren, in den Abgrund stürtzen muß. Hierdurch ge-
schiehet
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Eiſenſtein und Kupfer-Ertzt beſtehen; Dieſe Art von Geburgen, welche eine unbeſchreib- liche Menge Waſſers gemeiniglich in ſich halten, loͤſen ſich nach und nach auf, die Waſſer nehmen von der aufgeloͤſten Erde vieles in ſich, fuͤhren ſolches oͤfters, wer weiß wie weit davon zu Tage aus, und ſetzen es als Tuphſtein, Sinter, Ocker, und d. gl. in großer Menge, ab. Die Zeu- gen davon ſind die Baumanns Hoͤhle, Schertzfelſiſche Hoͤhle, der Kohnſtein, ja faſt alle warme Baͤder, Sauerbrunnen ꝛc. Die Sturmwinde ſelbſt indem ſie ſich zwiſchen die Kluͤfte dieſes, ſchichtenweiſe liegenden Geſteines ſetzen, reiſſen oͤfters Stuͤcken von 100 und mehr Centner ab, und ſtuͤrtzen ſolche in die darunter liegenden Thaͤler. Der Regen weichet ſolche noch mehr loß, ſpuͤlet den zarten Letten, welcher dieſe Schich- ten vorher zuſammen verband, heraus, und macht die Steine dadurch ſo loſe, daß ſie mit der Zeit die Sonne, Luft und Wind vollkommen losziehen koͤnnen. Nicht ſelten dringt ein lang anhaltender Regen auf denen Kluͤften herein, vereiniget ſich mit denen bereits inwendig verſchloſſenen Waſ- ſern, vermehret ſolche, und weichet die in- wendige ſteinerne Schaale ſo auf, daß ſolche endlich mit ſammt den darauf ruhenden Eidreich, Pflantzen, Baͤumen, Thieren, in den Abgrund ſtuͤrtzen muß. Hierdurch ge-
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Eiſenſtein und Kupfer-Ertzt beſtehen; Dieſe
Art von Geburgen, welche eine unbeſchreib-
liche Menge Waſſers gemeiniglich in ſich
halten, loͤſen ſich nach und nach auf, die
Waſſer nehmen von der aufgeloͤſten Erde
vieles in ſich, fuͤhren ſolches oͤfters, wer
weiß wie weit davon zu Tage aus, und
ſetzen es als Tuphſtein, Sinter, Ocker,
und d. gl. in großer Menge, ab. Die Zeu-
gen davon ſind die Baumanns Hoͤhle,
Schertzfelſiſche Hoͤhle, der Kohnſtein, ja faſt
alle warme Baͤder, Sauerbrunnen ꝛc. Die
Sturmwinde ſelbſt indem ſie ſich zwiſchen
die Kluͤfte dieſes, ſchichtenweiſe liegenden
Geſteines ſetzen, reiſſen oͤfters Stuͤcken von
100 und mehr Centner ab, und ſtuͤrtzen
ſolche in die darunter liegenden Thaͤler. Der
Regen weichet ſolche noch mehr loß, ſpuͤlet
den zarten Letten, welcher dieſe Schich-
ten vorher zuſammen verband, heraus, und
macht die Steine dadurch ſo loſe, daß ſie
mit der Zeit die Sonne, Luft und Wind
vollkommen losziehen koͤnnen. Nicht ſelten
dringt ein lang anhaltender Regen auf
denen Kluͤften herein, vereiniget ſich mit
denen bereits inwendig verſchloſſenen Waſ-
ſern, vermehret ſolche, und weichet die in-
wendige ſteinerne Schaale ſo auf, daß ſolche
endlich mit ſammt den darauf ruhenden
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/167>, abgerufen am 16.02.2025.
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