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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

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schiehet es, daß nicht selten die stärcksten
Höhlen verstürtzet werden und zufallen, die
darinnen verschlossene Wasser werden da-
durch in die Höhe gedruckt, und suchen sich
einen Ausgang, entweder gantz nahe dabey,
oder öffters 1 Meile Weges davon, hier-
durch entstehen alsdenn Quellen, welche ent-
weder beständtg fließen, wenn der inwendige
verschlossene Vorrath von Wasser, Zugang
genug hat, oder es werden sogenandte Hun-
ger-Quellen daraus, welche nur dann und
wann fließen. Große Flüsse, Seen etc. und
dergleichen, treten bey großen Regen aus,
zerreißen und durchbrechen ihre Dämme,
überschwemmen gantze Gegenden, bedecken
solche über und über mit Sand, Muscheln,
Steinen, und Schlamm, die Flüsse verlassen
ihre ehemalige Betten, und nehmen einen
Lauf, welcher von den vorigen weit entfernt
ist. Alle dergleichen Begebenheiten verän-
dern das äußere Ansehen des Erdbodens, ob-
gleich nicht durchgehends, doch an denen
Orten wo sie sich zutragen. 2.) Das Meer
verändert auch nicht selten seine Grentzen.
Die Bemerckungen, welche der Herr Pro-
fesser Sultzer von dem Ursprung derer Berge:
die Königl schwedische Akademie der Wis-
senschaften, von dem zurück weichen der See,
und andre mehr, mit so vielen Fleiße angeführet
haben, überzeugen uns von denen noch täg-
lich hierdurch vorgehenden Veränderungen

des

ſchiehet es, daß nicht ſelten die ſtaͤrckſten
Hoͤhlen verſtuͤrtzet werden und zufallen, die
darinnen verſchloſſene Waſſer werden da-
durch in die Hoͤhe gedruckt, und ſuchen ſich
einen Ausgang, entweder gantz nahe dabey,
oder oͤffters 1 Meile Weges davon, hier-
durch entſtehen alsdenn Quellen, welche ent-
weder beſtaͤndtg fließen, wenn der inwendige
verſchloſſene Vorrath von Waſſer, Zugang
genug hat, oder es werden ſogenandte Hun-
ger-Quellen daraus, welche nur dann und
wann fließen. Große Fluͤſſe, Seen ꝛc. und
dergleichen, treten bey großen Regen aus,
zerreißen und durchbrechen ihre Daͤmme,
uͤberſchwemmen gantze Gegenden, bedecken
ſolche uͤber und uͤber mit Sand, Muſcheln,
Steinen, und Schlamm, die Fluͤſſe verlaſſen
ihre ehemalige Betten, und nehmen einen
Lauf, welcher von den vorigen weit entfernt
iſt. Alle dergleichen Begebenheiten veraͤn-
dern das aͤußere Anſehen des Erdbodens, ob-
gleich nicht durchgehends, doch an denen
Orten wo ſie ſich zutragen. 2.) Das Meer
veraͤndert auch nicht ſelten ſeine Grentzen.
Die Bemerckungen, welche der Herr Pro-
feſſer Sultzer von dem Urſprung derer Berge:
die Koͤnigl ſchwediſche Akademie der Wiſ-
ſenſchaften, von dem zuruͤck weichen der See,
und andre mehr, mit ſo vielen Fleiße angefuͤhret
haben, uͤberzeugen uns von denen noch taͤg-
lich hierdurch vorgehenden Veraͤnderungen

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[88/0168] ſchiehet es, daß nicht ſelten die ſtaͤrckſten Hoͤhlen verſtuͤrtzet werden und zufallen, die darinnen verſchloſſene Waſſer werden da- durch in die Hoͤhe gedruckt, und ſuchen ſich einen Ausgang, entweder gantz nahe dabey, oder oͤffters 1 Meile Weges davon, hier- durch entſtehen alsdenn Quellen, welche ent- weder beſtaͤndtg fließen, wenn der inwendige verſchloſſene Vorrath von Waſſer, Zugang genug hat, oder es werden ſogenandte Hun- ger-Quellen daraus, welche nur dann und wann fließen. Große Fluͤſſe, Seen ꝛc. und dergleichen, treten bey großen Regen aus, zerreißen und durchbrechen ihre Daͤmme, uͤberſchwemmen gantze Gegenden, bedecken ſolche uͤber und uͤber mit Sand, Muſcheln, Steinen, und Schlamm, die Fluͤſſe verlaſſen ihre ehemalige Betten, und nehmen einen Lauf, welcher von den vorigen weit entfernt iſt. Alle dergleichen Begebenheiten veraͤn- dern das aͤußere Anſehen des Erdbodens, ob- gleich nicht durchgehends, doch an denen Orten wo ſie ſich zutragen. 2.) Das Meer veraͤndert auch nicht ſelten ſeine Grentzen. Die Bemerckungen, welche der Herr Pro- feſſer Sultzer von dem Urſprung derer Berge: die Koͤnigl ſchwediſche Akademie der Wiſ- ſenſchaften, von dem zuruͤck weichen der See, und andre mehr, mit ſo vielen Fleiße angefuͤhret haben, uͤberzeugen uns von denen noch taͤg- lich hierdurch vorgehenden Veraͤnderungen des

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Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/168>, abgerufen am 03.05.2024.