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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

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an denen Eisensteinen, welcht nicht gangweise,
sondern schichtweise brechen, daß solche in 50.
60. 100. Jahren wieder nachwachsen, und die
Gruben damit wieder ausgefüllet sind, aus
welchen dergleichen vorher gelanget worden,
er liegt in eben solchen Schichten wieder da,
ergo rührt dieses von einem feuerspeyenden
Berge her. Wir sehen, daß Körper, welche
in alten Zeiten tief vergraben worden, als
Todten-Töpfe etc. jetzo mit dem Pflugschaar
öfters ausgeackert werden, also stößt solche
ein in der Tiefe steckendes Feuer, bis unter
die Dammerde? Wer siehet hieraus nicht,
daß in der Natur einerley Begebenheiten
vielerley, und zwar gantz verschiedene Ursa-
chen haben könne; und also nicht alle von
einerley Ursache herzuleiten seyn. Es
soll ferner die Saltzigkeit des Meeres
aus diesen Erdbränden entstanden seyn.
Allein, auch dieses halte ich nicht vor einen
allgemeinen Satz. Jch weiß zwar wohl,
daß Valerius Cordus von der Saltzsee im
Mannsfeldischen anführt, es regte sich aller
7 Jahr in derselben eine grosse Tiefe, welche
einen nach Pech und Schwefel riechenden
Gestanck von sich gebe, und dadurch alle
Fische in besagten See tödtete. Allein, da
man jetziger Zeit davon keine Spuhr findet,
so ist auch dieser Beweiß als sehr schwach
und unzuverläßig anzusehen. Es ist mög-
lich, daß einige Wasser ihre Saltzigkeit da-

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an denen Eiſenſteinen, welcht nicht gangweiſe,
ſondern ſchichtweiſe brechen, daß ſolche in 50.
60. 100. Jahren wieder nachwachſen, und die
Gruben damit wieder ausgefuͤllet ſind, aus
welchen dergleichen vorher gelanget worden,
er liegt in eben ſolchen Schichten wieder da,
ergo ruͤhrt dieſes von einem feuerſpeyenden
Berge her. Wir ſehen, daß Koͤrper, welche
in alten Zeiten tief vergraben worden, als
Todten-Toͤpfe ꝛc. jetzo mit dem Pflugſchaar
oͤfters ausgeackert werden, alſo ſtoͤßt ſolche
ein in der Tiefe ſteckendes Feuer, bis unter
die Dammerde? Wer ſiehet hieraus nicht,
daß in der Natur einerley Begebenheiten
vielerley, und zwar gantz verſchiedene Urſa-
chen haben koͤnne; und alſo nicht alle von
einerley Urſache herzuleiten ſeyn. Es
ſoll ferner die Saltzigkeit des Meeres
aus dieſen Erdbraͤnden entſtanden ſeyn.
Allein, auch dieſes halte ich nicht vor einen
allgemeinen Satz. Jch weiß zwar wohl,
daß Valerius Cordus von der Saltzſee im
Mannsfeldiſchen anfuͤhrt, es regte ſich aller
7 Jahr in derſelben eine groſſe Tiefe, welche
einen nach Pech und Schwefel riechenden
Geſtanck von ſich gebe, und dadurch alle
Fiſche in beſagten See toͤdtete. Allein, da
man jetziger Zeit davon keine Spuhr findet,
ſo iſt auch dieſer Beweiß als ſehr ſchwach
und unzuverlaͤßig anzuſehen. Es iſt moͤg-
lich, daß einige Waſſer ihre Saltzigkeit da-

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[49/0127] an denen Eiſenſteinen, welcht nicht gangweiſe, ſondern ſchichtweiſe brechen, daß ſolche in 50. 60. 100. Jahren wieder nachwachſen, und die Gruben damit wieder ausgefuͤllet ſind, aus welchen dergleichen vorher gelanget worden, er liegt in eben ſolchen Schichten wieder da, ergo ruͤhrt dieſes von einem feuerſpeyenden Berge her. Wir ſehen, daß Koͤrper, welche in alten Zeiten tief vergraben worden, als Todten-Toͤpfe ꝛc. jetzo mit dem Pflugſchaar oͤfters ausgeackert werden, alſo ſtoͤßt ſolche ein in der Tiefe ſteckendes Feuer, bis unter die Dammerde? Wer ſiehet hieraus nicht, daß in der Natur einerley Begebenheiten vielerley, und zwar gantz verſchiedene Urſa- chen haben koͤnne; und alſo nicht alle von einerley Urſache herzuleiten ſeyn. Es ſoll ferner die Saltzigkeit des Meeres aus dieſen Erdbraͤnden entſtanden ſeyn. Allein, auch dieſes halte ich nicht vor einen allgemeinen Satz. Jch weiß zwar wohl, daß Valerius Cordus von der Saltzſee im Mannsfeldiſchen anfuͤhrt, es regte ſich aller 7 Jahr in derſelben eine groſſe Tiefe, welche einen nach Pech und Schwefel riechenden Geſtanck von ſich gebe, und dadurch alle Fiſche in beſagten See toͤdtete. Allein, da man jetziger Zeit davon keine Spuhr findet, ſo iſt auch dieſer Beweiß als ſehr ſchwach und unzuverlaͤßig anzuſehen. Es iſt moͤg- lich, daß einige Waſſer ihre Saltzigkeit da- her D

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Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/127>, abgerufen am 06.05.2024.