Weise mit gleichförmiger ungekünstelter Einfalt, daß eine jede einzele Naturbe- gebenheit die auf eine gewisse Art, und vermittelst, der dazu bestimten würcken- den Ursache zu Stande kömmt, völlige Versicherung giebt, die Natur habe sich vorhin in andern dergleichen Fällen nicht anders, als diesesmahl mit ihrer Würckung verhalten. Dieses ist leicht ge- sagt, aber schwer bewiesen. Jch will den Herrn Moro gleich das Gegentheil erweisen. Er erzählet uns das 3te Hauptstück des 2ten Theils, von dem neu entstandenen Berge bey Bozzuolo, welcher durch seine Entstehung den Lucriner-See gantz verstürtzet; So bald ich also des Herrn Moro Sätze zu folge sehe, daß ein See der zuvor voll Wasser gestan- den, trocken worden, und seine Tiefe voll Erde liegt, so ist ein feuerspeyender Berg daran schuld: wie oft sehen wir aber nicht, daß Wasserschlunde, welche von sogenandten Erdfällen entstanden, nachdem sich die Was- ser durch das darunter befindliche Gestein, einen Weg gebahnet, trocken werden, und nach und nach durch verfaulte Vegetabilien, vom Wind hineingeführte, und vom Regen hingeschlemmte Erde gantz ausgefüllet und eingeebnet worden. Ergo sind hieran die feuerspeyende Berge schuld? Millionen der- gleichen Anmerckungen zu geschweigen. Wir finden an verschiedenen Ertzten, besonders
an
Weiſe mit gleichfoͤrmiger ungekuͤnſtelter Einfalt, daß eine jede einzele Naturbe- gebenheit die auf eine gewiſſe Art, und vermittelſt, der dazu beſtimten wuͤrcken- den Urſache zu Stande koͤmmt, voͤllige Verſicherung giebt, die Natur habe ſich vorhin in andern dergleichen Faͤllen nicht anders, als dieſesmahl mit ihrer Wuͤrckung verhalten. Dieſes iſt leicht ge- ſagt, aber ſchwer bewieſen. Jch will den Herrn Moro gleich das Gegentheil erweiſen. Er erzaͤhlet uns das 3te Hauptſtuͤck des 2ten Theils, von dem neu entſtandenen Berge bey Bozzuolo, welcher durch ſeine Entſtehung den Lucriner-See gantz verſtuͤrtzet; So bald ich alſo des Herrn Moro Saͤtze zu folge ſehe, daß ein See der zuvor voll Waſſer geſtan- den, trocken worden, und ſeine Tiefe voll Erde liegt, ſo iſt ein feuerſpeyender Berg daran ſchuld: wie oft ſehen wir aber nicht, daß Waſſerſchlunde, welche von ſogenandten Erdfaͤllen entſtanden, nachdem ſich die Waſ- ſer durch das darunter befindliche Geſtein, einen Weg gebahnet, trocken werden, und nach und nach durch verfaulte Vegetabilien, vom Wind hineingefuͤhrte, und vom Regen hingeſchlemmte Erde gantz ausgefuͤllet und eingeebnet worden. Ergo ſind hieran die feuerſpeyende Berge ſchuld? Millionen der- gleichen Anmerckungen zu geſchweigen. Wir finden an verſchiedenen Ertzten, beſonders
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Weiſe mit gleichfoͤrmiger ungekuͤnſtelter
Einfalt, daß eine jede einzele Naturbe-
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vermittelſt, der dazu beſtimten wuͤrcken-
den Urſache zu Stande koͤmmt, voͤllige
Verſicherung giebt, die Natur habe
ſich vorhin in andern dergleichen Faͤllen
nicht anders, als dieſesmahl mit ihrer
Wuͤrckung verhalten. Dieſes iſt leicht ge-
ſagt, aber ſchwer bewieſen. Jch will den
Herrn Moro gleich das Gegentheil erweiſen.
Er erzaͤhlet uns das 3te Hauptſtuͤck des 2ten
Theils, von dem neu entſtandenen Berge bey
Bozzuolo, welcher durch ſeine Entſtehung
den Lucriner-See gantz verſtuͤrtzet; So bald
ich alſo des Herrn Moro Saͤtze zu folge ſehe,
daß ein See der zuvor voll Waſſer geſtan-
den, trocken worden, und ſeine Tiefe voll Erde
liegt, ſo iſt ein feuerſpeyender Berg daran
ſchuld: wie oft ſehen wir aber nicht, daß
Waſſerſchlunde, welche von ſogenandten
Erdfaͤllen entſtanden, nachdem ſich die Waſ-
ſer durch das darunter befindliche Geſtein,
einen Weg gebahnet, trocken werden, und
nach und nach durch verfaulte Vegetabilien,
vom Wind hineingefuͤhrte, und vom Regen
hingeſchlemmte Erde gantz ausgefuͤllet und
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/126>, abgerufen am 24.11.2024.
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