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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

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verschlossene Menge Wasser breitet sich
aus, und treibt die äussere Schaale vol-
lends auseinandet, endlich fällt solche zu-
sammen, die Wasser bedecken solche, lösen
verschiedenes davon auf, endlich verdun-
sten sie, die Welt wird trocken, hat Flüsse,
Meere, Seen, Bäche, Quellen, Berge
und Thäler, und überall verschiedene
Schichten bekommen, und ist aus ihrem
ersten Lager verrückt.
Dieses gantze Sy-Wird ge-
prüfe.

stem beruhet auf gewisse freywillig ange-
nommene Sätze. Wenn er erstlich seine
Welt ohne Meere, Flüsse und dergleichen
schaffet, so ist es gantz gewiß, es streitet wi-
der alle Nachrichten, die wir von den ersten
Ursprung der Welt haben. Führet nicht
die Schrifft schon im Paradiese 4 Flüsse an,
welche solches befeuchtet? Wo sollte das
Wasser hingekommen seyn, aus welchen die
Theile bey der Schöpfung geschieden wor-
den, welche hernach das feste Land ausge-
macht? Daß solche alle in dem centro rerrae
verschlossen worden, ist deswegen nicht wohl
möglich zu glauben, weil auf solche Weise
das innerste des Erdbodens niemals hätte
hart werden können, welches doch unum-
gänglich nöthig war, sollten anders diese dar-
inne verschlossene Wasser darinne bleiben.
War also das innerste des Erdbodens harte
geworden, so war es auch gantz gewiß, die
verschlossene Wasser waren alsdenn noch

weniger
C 2

verſchloſſene Menge Waſſer breitet ſich
aus, und treibt die aͤuſſere Schaale vol-
lends auseinandet, endlich faͤllt ſolche zu-
ſammen, die Waſſer bedecken ſolche, loͤſen
verſchiedenes davon auf, endlich verdun-
ſten ſie, die Welt wird trocken, hat Fluͤſſe,
Meere, Seen, Baͤche, Quellen, Berge
und Thaͤler, und uͤberall verſchiedene
Schichten bekommen, und iſt aus ihrem
erſten Lager verruͤckt.
Dieſes gantze Sy-Wird ge-
pruͤfe.

ſtem beruhet auf gewiſſe freywillig ange-
nommene Saͤtze. Wenn er erſtlich ſeine
Welt ohne Meere, Fluͤſſe und dergleichen
ſchaffet, ſo iſt es gantz gewiß, es ſtreitet wi-
der alle Nachrichten, die wir von den erſten
Urſprung der Welt haben. Fuͤhret nicht
die Schrifft ſchon im Paradieſe 4 Fluͤſſe an,
welche ſolches befeuchtet? Wo ſollte das
Waſſer hingekommen ſeyn, aus welchen die
Theile bey der Schoͤpfung geſchieden wor-
den, welche hernach das feſte Land ausge-
macht? Daß ſolche alle in dem centro rerræ
verſchloſſen worden, iſt deswegen nicht wohl
moͤglich zu glauben, weil auf ſolche Weiſe
das innerſte des Erdbodens niemals haͤtte
hart werden koͤnnen, welches doch unum-
gaͤnglich noͤthig war, ſollten anders dieſe dar-
inne verſchloſſene Waſſer darinne bleiben.
War alſo das innerſte des Erdbodens harte
geworden, ſo war es auch gantz gewiß, die
verſchloſſene Waſſer waren alsdenn noch

weniger
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[35/0113] verſchloſſene Menge Waſſer breitet ſich aus, und treibt die aͤuſſere Schaale vol- lends auseinandet, endlich faͤllt ſolche zu- ſammen, die Waſſer bedecken ſolche, loͤſen verſchiedenes davon auf, endlich verdun- ſten ſie, die Welt wird trocken, hat Fluͤſſe, Meere, Seen, Baͤche, Quellen, Berge und Thaͤler, und uͤberall verſchiedene Schichten bekommen, und iſt aus ihrem erſten Lager verruͤckt. Dieſes gantze Sy- ſtem beruhet auf gewiſſe freywillig ange- nommene Saͤtze. Wenn er erſtlich ſeine Welt ohne Meere, Fluͤſſe und dergleichen ſchaffet, ſo iſt es gantz gewiß, es ſtreitet wi- der alle Nachrichten, die wir von den erſten Urſprung der Welt haben. Fuͤhret nicht die Schrifft ſchon im Paradieſe 4 Fluͤſſe an, welche ſolches befeuchtet? Wo ſollte das Waſſer hingekommen ſeyn, aus welchen die Theile bey der Schoͤpfung geſchieden wor- den, welche hernach das feſte Land ausge- macht? Daß ſolche alle in dem centro rerræ verſchloſſen worden, iſt deswegen nicht wohl moͤglich zu glauben, weil auf ſolche Weiſe das innerſte des Erdbodens niemals haͤtte hart werden koͤnnen, welches doch unum- gaͤnglich noͤthig war, ſollten anders dieſe dar- inne verſchloſſene Waſſer darinne bleiben. War alſo das innerſte des Erdbodens harte geworden, ſo war es auch gantz gewiß, die verſchloſſene Waſſer waren alsdenn noch weniger Wird ge- pruͤfe. C 2

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Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/113>, abgerufen am 21.11.2024.