weniger im Stande, solchen zu zerreissen. Noch weniger war es also möglich, daß sol- cher zusammen fallen konte, weil die inwen- dige Festigkeit des Erdbodens solches verhin- derte. Und wie unglaublich ist es, daß er die- sen in Klumpen gesunckenen Stücken das Daseyn derer Berge zuschreiben will. Nach- dem er nun also die untersten Wasser über den Erdboden steigen lassen, so bedeckt er nebst den darzu kommenden Regen von 40 Tagen, die gantze Oberfläche des Erdkreises, und gleichwohl ist nicht wohl einzusehen, wo nach seinem System der Regen kan herge- kommen seyn, denn es ist doch bekannt, daß der Regen von denen aus der Erde aufgestie- genen Dünsten entstehet, ist nun die Erde feste und dichte gewesen, wie haben die un- terirrdischen Wasser ausdunsten können? denn unterirrdische Wasser musten es seyn, weil nach seinem Grund-Satze weder Flüsse noch Bäche auf der Erden waren. War solche aber so beschaffen, daß diese un- terirrdische Wasser ausdunsten konten, so haben die geschicktesten Erdbeschreiber und Naturforscher schon ausgerechnet und gewie- sen, daß dieselben in 406 Jahren schon ver- dunstet seyn konten, welches kaum der vier- tel Theil des Zeit-Raumes ist, welcher zwischen der Entstehung des Erdbodens und der großen Ueberschwemmung verlauffen. Und wo soll zuletzt das viele Wasser sich hin-
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weniger im Stande, ſolchen zu zerreiſſen. Noch weniger war es alſo moͤglich, daß ſol- cher zuſammen fallen konte, weil die inwen- dige Feſtigkeit des Erdbodens ſolches verhin- derte. Und wie unglaublich iſt es, daß er die- ſen in Klumpen geſunckenen Stuͤcken das Daſeyn derer Berge zuſchreiben will. Nach- dem er nun alſo die unterſten Waſſer uͤber den Erdboden ſteigen laſſen, ſo bedeckt er nebſt den darzu kommenden Regen von 40 Tagen, die gantze Oberflaͤche des Erdkreiſes, und gleichwohl iſt nicht wohl einzuſehen, wo nach ſeinem Syſtem der Regen kan herge- kommen ſeyn, denn es iſt doch bekannt, daß der Regen von denen aus der Erde aufgeſtie- genen Duͤnſten entſtehet, iſt nun die Erde feſte und dichte geweſen, wie haben die un- terirrdiſchen Waſſer ausdunſten koͤnnen? denn unterirrdiſche Waſſer muſten es ſeyn, weil nach ſeinem Grund-Satze weder Fluͤſſe noch Baͤche auf der Erden waren. War ſolche aber ſo beſchaffen, daß dieſe un- terirrdiſche Waſſer ausdunſten konten, ſo haben die geſchickteſten Erdbeſchreiber und Naturforſcher ſchon ausgerechnet und gewie- ſen, daß dieſelben in 406 Jahren ſchon ver- dunſtet ſeyn konten, welches kaum der vier- tel Theil des Zeit-Raumes iſt, welcher zwiſchen der Entſtehung des Erdbodens und der großen Ueberſchwemmung verlauffen. Und wo ſoll zuletzt das viele Waſſer ſich hin-
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weniger im Stande, ſolchen zu zerreiſſen.
Noch weniger war es alſo moͤglich, daß ſol-
cher zuſammen fallen konte, weil die inwen-
dige Feſtigkeit des Erdbodens ſolches verhin-
derte. Und wie unglaublich iſt es, daß er die-
ſen in Klumpen geſunckenen Stuͤcken das
Daſeyn derer Berge zuſchreiben will. Nach-
dem er nun alſo die unterſten Waſſer uͤber
den Erdboden ſteigen laſſen, ſo bedeckt er
nebſt den darzu kommenden Regen von 40
Tagen, die gantze Oberflaͤche des Erdkreiſes,
und gleichwohl iſt nicht wohl einzuſehen, wo
nach ſeinem Syſtem der Regen kan herge-
kommen ſeyn, denn es iſt doch bekannt, daß
der Regen von denen aus der Erde aufgeſtie-
genen Duͤnſten entſtehet, iſt nun die Erde
feſte und dichte geweſen, wie haben die un-
terirrdiſchen Waſſer ausdunſten koͤnnen?
denn unterirrdiſche Waſſer muſten es ſeyn,
weil nach ſeinem Grund-Satze weder
Fluͤſſe noch Baͤche auf der Erden waren.
War ſolche aber ſo beſchaffen, daß dieſe un-
terirrdiſche Waſſer ausdunſten konten, ſo
haben die geſchickteſten Erdbeſchreiber und
Naturforſcher ſchon ausgerechnet und gewie-
ſen, daß dieſelben in 406 Jahren ſchon ver-
dunſtet ſeyn konten, welches kaum der vier-
tel Theil des Zeit-Raumes iſt, welcher
zwiſchen der Entſtehung des Erdbodens und
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/114>, abgerufen am 21.11.2024.
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