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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Bessemer- und der Thomasprocess.
erkennen lassen, schmiedeeiserne Bolzen mit hindurchgesteckten Keilen,
um den Boden an der Birne zu befestigen. Für das Herausnehmen
des alten, beziehentlich Einsetzen des neuen Bodens aber pflegt folgende
Einrichtung vorhanden zu sein. Unterhalb jeder Birne befindet sich in
einer gemauerten Vertiefung des Bodens ein senkrechter hydraulischer
Cylinder, dessen nach oben gerichtete Kolbenstange eine wagerechte
Tischplatte zur Aufnahme des Bodens sammt Windkasten trägt. Der
Kolben kann soweit gesenkt werden, dass die ganze Vorrichtung wäh-
rend des Betriebes durch einen auf die Vertiefung gelegten Deckel
vollständig abgeschlossen und vor Beschädigung geschützt werden kann.
Ein vierrädriger, auf Schienen laufender Wagen, dessen Obertheil
nur aus einem eisernen Rahmen besteht, dient zum Fortschaffen des
Bodens; dieser Rahmen ist so breit, dass die erwähnte Platte des
hydraulischen Cylinders innerhalb desselben sich auf- und niederbewegen
kann, wenn der Wagen oberhalb des Cylinders steht.

Soll nun ein Boden herausgenommen werden, so wird die Birne
in senkrechte Stellung gebracht und der Wagen unter dieselbe ge-
schoben. Nun lässt man den Kolben des hydraulischen Cylinders
ansteigen, bis die Platte unterhalb des Windkastens sich befindet, löst
die Verbindungsbolzen, welche den Windkasten nebst Boden am Birnen-
mantel festhalten, und senkt den Kolben wieder, wobei der Boden
vom Wagen aufgenommen wird. In umgekehrter Reihenfolge der
Arbeiten findet das Einsetzen des neuen Bodens statt, nachdem derselbe
auf dem Wagen an Ort und Stelle gebracht worden war. Sind die
Verbindungsbolzen eingesteckt, die Keile angezogen, so wird die Platte
gesenkt und der Wagen entfernt. Nun stellt man die Birne mit Hilfe
der früher besprochenen Wendevorrichtung auf den Kopf und ver-
stampft von aussen den Zwischenraum zwischen Boden und Birnenfutter.

Das Verdienst, das Verfahren des Auswechselns der Birnenböden
in dieser Weise ausgebildet zu haben, gebührt dem Amerikaner Holley.1)
Man ist hierbei im Stande, innerhalb einer Stunde die Birne wieder
betriebsfähig zu machen, sofern der neue Boden bereit steht. Für die
Anwendung des Verfahrens aber
ist es erforderlich, dass wie bei der
oben abgebildeten Birne (Fig. 257)
der Spalt zwischen dem Boden
und dem Futter von aussen her
zugänglich sei, um in der erwähn-
ten Weise durch Einstampfen von
Masse geschlossen werden zu kön-
nen. Bei älteren Birnen ist die
Einrichtung gewöhnlich anders.
Der Windkasten schliesst sich, wie
Fig. 262 zeigt, fest an den Mantel,
so dass von aussen her keine Ver-

[Abbildung] Fig. 262.
dichtung der Fuge möglich ist. Die kegelförmige Aussenfläche des
Bodens ist steiler als bei der oben beschriebenen Einrichtung geformt;

1) Vergl. Literatur.

Der Bessemer- und der Thomasprocess.
erkennen lassen, schmiedeeiserne Bolzen mit hindurchgesteckten Keilen,
um den Boden an der Birne zu befestigen. Für das Herausnehmen
des alten, beziehentlich Einsetzen des neuen Bodens aber pflegt folgende
Einrichtung vorhanden zu sein. Unterhalb jeder Birne befindet sich in
einer gemauerten Vertiefung des Bodens ein senkrechter hydraulischer
Cylinder, dessen nach oben gerichtete Kolbenstange eine wagerechte
Tischplatte zur Aufnahme des Bodens sammt Windkasten trägt. Der
Kolben kann soweit gesenkt werden, dass die ganze Vorrichtung wäh-
rend des Betriebes durch einen auf die Vertiefung gelegten Deckel
vollständig abgeschlossen und vor Beschädigung geschützt werden kann.
Ein vierrädriger, auf Schienen laufender Wagen, dessen Obertheil
nur aus einem eisernen Rahmen besteht, dient zum Fortschaffen des
Bodens; dieser Rahmen ist so breit, dass die erwähnte Platte des
hydraulischen Cylinders innerhalb desselben sich auf- und niederbewegen
kann, wenn der Wagen oberhalb des Cylinders steht.

Soll nun ein Boden herausgenommen werden, so wird die Birne
in senkrechte Stellung gebracht und der Wagen unter dieselbe ge-
schoben. Nun lässt man den Kolben des hydraulischen Cylinders
ansteigen, bis die Platte unterhalb des Windkastens sich befindet, löst
die Verbindungsbolzen, welche den Windkasten nebst Boden am Birnen-
mantel festhalten, und senkt den Kolben wieder, wobei der Boden
vom Wagen aufgenommen wird. In umgekehrter Reihenfolge der
Arbeiten findet das Einsetzen des neuen Bodens statt, nachdem derselbe
auf dem Wagen an Ort und Stelle gebracht worden war. Sind die
Verbindungsbolzen eingesteckt, die Keile angezogen, so wird die Platte
gesenkt und der Wagen entfernt. Nun stellt man die Birne mit Hilfe
der früher besprochenen Wendevorrichtung auf den Kopf und ver-
stampft von aussen den Zwischenraum zwischen Boden und Birnenfutter.

Das Verdienst, das Verfahren des Auswechselns der Birnenböden
in dieser Weise ausgebildet zu haben, gebührt dem Amerikaner Holley.1)
Man ist hierbei im Stande, innerhalb einer Stunde die Birne wieder
betriebsfähig zu machen, sofern der neue Boden bereit steht. Für die
Anwendung des Verfahrens aber
ist es erforderlich, dass wie bei der
oben abgebildeten Birne (Fig. 257)
der Spalt zwischen dem Boden
und dem Futter von aussen her
zugänglich sei, um in der erwähn-
ten Weise durch Einstampfen von
Masse geschlossen werden zu kön-
nen. Bei älteren Birnen ist die
Einrichtung gewöhnlich anders.
Der Windkasten schliesst sich, wie
Fig. 262 zeigt, fest an den Mantel,
so dass von aussen her keine Ver-

[Abbildung] Fig. 262.
dichtung der Fuge möglich ist. Die kegelförmige Aussenfläche des
Bodens ist steiler als bei der oben beschriebenen Einrichtung geformt;

1) Vergl. Literatur.
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[893/0981] Der Bessemer- und der Thomasprocess. erkennen lassen, schmiedeeiserne Bolzen mit hindurchgesteckten Keilen, um den Boden an der Birne zu befestigen. Für das Herausnehmen des alten, beziehentlich Einsetzen des neuen Bodens aber pflegt folgende Einrichtung vorhanden zu sein. Unterhalb jeder Birne befindet sich in einer gemauerten Vertiefung des Bodens ein senkrechter hydraulischer Cylinder, dessen nach oben gerichtete Kolbenstange eine wagerechte Tischplatte zur Aufnahme des Bodens sammt Windkasten trägt. Der Kolben kann soweit gesenkt werden, dass die ganze Vorrichtung wäh- rend des Betriebes durch einen auf die Vertiefung gelegten Deckel vollständig abgeschlossen und vor Beschädigung geschützt werden kann. Ein vierrädriger, auf Schienen laufender Wagen, dessen Obertheil nur aus einem eisernen Rahmen besteht, dient zum Fortschaffen des Bodens; dieser Rahmen ist so breit, dass die erwähnte Platte des hydraulischen Cylinders innerhalb desselben sich auf- und niederbewegen kann, wenn der Wagen oberhalb des Cylinders steht. Soll nun ein Boden herausgenommen werden, so wird die Birne in senkrechte Stellung gebracht und der Wagen unter dieselbe ge- schoben. Nun lässt man den Kolben des hydraulischen Cylinders ansteigen, bis die Platte unterhalb des Windkastens sich befindet, löst die Verbindungsbolzen, welche den Windkasten nebst Boden am Birnen- mantel festhalten, und senkt den Kolben wieder, wobei der Boden vom Wagen aufgenommen wird. In umgekehrter Reihenfolge der Arbeiten findet das Einsetzen des neuen Bodens statt, nachdem derselbe auf dem Wagen an Ort und Stelle gebracht worden war. Sind die Verbindungsbolzen eingesteckt, die Keile angezogen, so wird die Platte gesenkt und der Wagen entfernt. Nun stellt man die Birne mit Hilfe der früher besprochenen Wendevorrichtung auf den Kopf und ver- stampft von aussen den Zwischenraum zwischen Boden und Birnenfutter. Das Verdienst, das Verfahren des Auswechselns der Birnenböden in dieser Weise ausgebildet zu haben, gebührt dem Amerikaner Holley. 1) Man ist hierbei im Stande, innerhalb einer Stunde die Birne wieder betriebsfähig zu machen, sofern der neue Boden bereit steht. Für die Anwendung des Verfahrens aber ist es erforderlich, dass wie bei der oben abgebildeten Birne (Fig. 257) der Spalt zwischen dem Boden und dem Futter von aussen her zugänglich sei, um in der erwähn- ten Weise durch Einstampfen von Masse geschlossen werden zu kön- nen. Bei älteren Birnen ist die Einrichtung gewöhnlich anders. Der Windkasten schliesst sich, wie Fig. 262 zeigt, fest an den Mantel, so dass von aussen her keine Ver- [Abbildung Fig. 262.] dichtung der Fuge möglich ist. Die kegelförmige Aussenfläche des Bodens ist steiler als bei der oben beschriebenen Einrichtung geformt; 1) Vergl. Literatur.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 893. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/981>, abgerufen am 18.05.2024.