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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Darstellung des Flusseisens.
vor dem Einsetzen wird diese Fläche mit etwas feuchter Masse be-
strichen, und nun wird der Boden mit der oben beschriebenen hydrau-
lischen Presse in die Oeffnung hineingedrückt, deren Durchmesser nur
so viel grösser ist als der des Bodens, um das Einsetzen ohne Be-
schädigung des Futters zu ermöglichen. Dennoch bleibt gewöhnlich
eine Fuge, welche verdichtet werden muss; diese Verdichtung ist aber
nur von innen möglich und zu diesem Zwecke muss die Birne erst
abkühlen. Es pflegen also mehrere Stunden zu vergehen, ehe die Arbeit
beendet ist.

Kaum noch oder doch nur in seltenen Fällen üblich dürfte die in
früherer Zeit gebräuchliche Herstellung des Bodens durch Einstampfen
innerhalb der Birne selbst sein.

Jedoch nicht allein der Boden, sondern auch die Birne selbst muss,
wenn sie neu ausgefuttert werden soll, von ihrem Platze entfernt und
durch eine andere ersetzt werden. Gewöhnlich bedient man sich eines
Laufkrahnes hierzu, welcher, nachdem die Verbindung des Wind-
zapfens der Birne mit der Windleitung gelöst ist, die Deckel der Zapfen-
lager abgenommen sind, sie mit Hilfe von Ketten emporhebt und auf
einen bereit stehenden Wagen niederlässt, welcher sie in die Werkstatt
überführt, wo die Ausfutterung vorgenommen wird. In Rücksicht auf
das bedeutende Gewicht der ganzen Birne, welches 30--40 t betragen
kann, zerlegt man dieselbe vor dem Herausheben häufig in ihre ein-
zelnen Theile, welche dann eins nach dem andern in der beschriebenen
Weise entfernt werden. Ebenso erfolgt das Wiedereinsetzen der repa-
rirten oder neu ausgefutterten Birne. Immerhin ist diese Arbeit ziem-
lich umständlich.

Sie wird erleichtert, wenn man die Birne nicht fest mit ihrem
Ringe verbindet, sondern zum Herausnehmen einrichtet. Der Ring
bleibt dann an Ort und Stelle, die Zapfenlager und die Verbindung
mit der Windleitung brauchen nicht auseinandergenommen zu werden;
nur das Windrohr zwischen dem Windkasten und dem Windzapfen
wird entfernt. Holley1) lässt zu diesem Zwecke die Birne mit ange-
nieteten Winkeln auf dem Ringe ruhen, dessen Durchmesser ausreichend
gross ist, um das Herausnehmen zu ermöglichen; jeder Winkel ist
durch einen stählernen Bolzen mit Kopf und Splint, welcher durch
eine Oeffnung des Ringes hindurchgeht, mit diesem verbunden und
diese Bolzen sichern zugleich die genaue Stellung des Birnenmantels
im Ringe. Soll die Birne herausgenommen werden, so wird sie auf
den Kopf gestellt, ein passend gebauter, zu ihrer Aufnahme bestimmter
Wagen wird darunter gefahren, mit Hilfe der hydraulischen Hebevor-
richtung soweit gehoben, dass die Birne auf ihm ruht, dann löst man
die erwähnten Bolzen und senkt nun den Wagen sammt der Birne,
während der Ring an Ort und Stelle bleibt. Selbstverständlich muss
die Höhenlage der Birnenachse eine solche sein, dass nach beendigtem
Niedergange des Wagens auch die Birne unter dem Ringe weggefahren
werden kann.

1) Revue universelle des mines, ser. II, tome XI, pl. 1, fig. 1; auch Patent-
schrift des deutschen Reiches Nr. 12830.

Die Darstellung des Flusseisens.
vor dem Einsetzen wird diese Fläche mit etwas feuchter Masse be-
strichen, und nun wird der Boden mit der oben beschriebenen hydrau-
lischen Presse in die Oeffnung hineingedrückt, deren Durchmesser nur
so viel grösser ist als der des Bodens, um das Einsetzen ohne Be-
schädigung des Futters zu ermöglichen. Dennoch bleibt gewöhnlich
eine Fuge, welche verdichtet werden muss; diese Verdichtung ist aber
nur von innen möglich und zu diesem Zwecke muss die Birne erst
abkühlen. Es pflegen also mehrere Stunden zu vergehen, ehe die Arbeit
beendet ist.

Kaum noch oder doch nur in seltenen Fällen üblich dürfte die in
früherer Zeit gebräuchliche Herstellung des Bodens durch Einstampfen
innerhalb der Birne selbst sein.

Jedoch nicht allein der Boden, sondern auch die Birne selbst muss,
wenn sie neu ausgefuttert werden soll, von ihrem Platze entfernt und
durch eine andere ersetzt werden. Gewöhnlich bedient man sich eines
Laufkrahnes hierzu, welcher, nachdem die Verbindung des Wind-
zapfens der Birne mit der Windleitung gelöst ist, die Deckel der Zapfen-
lager abgenommen sind, sie mit Hilfe von Ketten emporhebt und auf
einen bereit stehenden Wagen niederlässt, welcher sie in die Werkstatt
überführt, wo die Ausfutterung vorgenommen wird. In Rücksicht auf
das bedeutende Gewicht der ganzen Birne, welches 30—40 t betragen
kann, zerlegt man dieselbe vor dem Herausheben häufig in ihre ein-
zelnen Theile, welche dann eins nach dem andern in der beschriebenen
Weise entfernt werden. Ebenso erfolgt das Wiedereinsetzen der repa-
rirten oder neu ausgefutterten Birne. Immerhin ist diese Arbeit ziem-
lich umständlich.

Sie wird erleichtert, wenn man die Birne nicht fest mit ihrem
Ringe verbindet, sondern zum Herausnehmen einrichtet. Der Ring
bleibt dann an Ort und Stelle, die Zapfenlager und die Verbindung
mit der Windleitung brauchen nicht auseinandergenommen zu werden;
nur das Windrohr zwischen dem Windkasten und dem Windzapfen
wird entfernt. Holley1) lässt zu diesem Zwecke die Birne mit ange-
nieteten Winkeln auf dem Ringe ruhen, dessen Durchmesser ausreichend
gross ist, um das Herausnehmen zu ermöglichen; jeder Winkel ist
durch einen stählernen Bolzen mit Kopf und Splint, welcher durch
eine Oeffnung des Ringes hindurchgeht, mit diesem verbunden und
diese Bolzen sichern zugleich die genaue Stellung des Birnenmantels
im Ringe. Soll die Birne herausgenommen werden, so wird sie auf
den Kopf gestellt, ein passend gebauter, zu ihrer Aufnahme bestimmter
Wagen wird darunter gefahren, mit Hilfe der hydraulischen Hebevor-
richtung soweit gehoben, dass die Birne auf ihm ruht, dann löst man
die erwähnten Bolzen und senkt nun den Wagen sammt der Birne,
während der Ring an Ort und Stelle bleibt. Selbstverständlich muss
die Höhenlage der Birnenachse eine solche sein, dass nach beendigtem
Niedergange des Wagens auch die Birne unter dem Ringe weggefahren
werden kann.

1) Revue universelle des mines, sér. II, tome XI, pl. 1, fig. 1; auch Patent-
schrift des deutschen Reiches Nr. 12830.
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[894/0982] Die Darstellung des Flusseisens. vor dem Einsetzen wird diese Fläche mit etwas feuchter Masse be- strichen, und nun wird der Boden mit der oben beschriebenen hydrau- lischen Presse in die Oeffnung hineingedrückt, deren Durchmesser nur so viel grösser ist als der des Bodens, um das Einsetzen ohne Be- schädigung des Futters zu ermöglichen. Dennoch bleibt gewöhnlich eine Fuge, welche verdichtet werden muss; diese Verdichtung ist aber nur von innen möglich und zu diesem Zwecke muss die Birne erst abkühlen. Es pflegen also mehrere Stunden zu vergehen, ehe die Arbeit beendet ist. Kaum noch oder doch nur in seltenen Fällen üblich dürfte die in früherer Zeit gebräuchliche Herstellung des Bodens durch Einstampfen innerhalb der Birne selbst sein. Jedoch nicht allein der Boden, sondern auch die Birne selbst muss, wenn sie neu ausgefuttert werden soll, von ihrem Platze entfernt und durch eine andere ersetzt werden. Gewöhnlich bedient man sich eines Laufkrahnes hierzu, welcher, nachdem die Verbindung des Wind- zapfens der Birne mit der Windleitung gelöst ist, die Deckel der Zapfen- lager abgenommen sind, sie mit Hilfe von Ketten emporhebt und auf einen bereit stehenden Wagen niederlässt, welcher sie in die Werkstatt überführt, wo die Ausfutterung vorgenommen wird. In Rücksicht auf das bedeutende Gewicht der ganzen Birne, welches 30—40 t betragen kann, zerlegt man dieselbe vor dem Herausheben häufig in ihre ein- zelnen Theile, welche dann eins nach dem andern in der beschriebenen Weise entfernt werden. Ebenso erfolgt das Wiedereinsetzen der repa- rirten oder neu ausgefutterten Birne. Immerhin ist diese Arbeit ziem- lich umständlich. Sie wird erleichtert, wenn man die Birne nicht fest mit ihrem Ringe verbindet, sondern zum Herausnehmen einrichtet. Der Ring bleibt dann an Ort und Stelle, die Zapfenlager und die Verbindung mit der Windleitung brauchen nicht auseinandergenommen zu werden; nur das Windrohr zwischen dem Windkasten und dem Windzapfen wird entfernt. Holley 1) lässt zu diesem Zwecke die Birne mit ange- nieteten Winkeln auf dem Ringe ruhen, dessen Durchmesser ausreichend gross ist, um das Herausnehmen zu ermöglichen; jeder Winkel ist durch einen stählernen Bolzen mit Kopf und Splint, welcher durch eine Oeffnung des Ringes hindurchgeht, mit diesem verbunden und diese Bolzen sichern zugleich die genaue Stellung des Birnenmantels im Ringe. Soll die Birne herausgenommen werden, so wird sie auf den Kopf gestellt, ein passend gebauter, zu ihrer Aufnahme bestimmter Wagen wird darunter gefahren, mit Hilfe der hydraulischen Hebevor- richtung soweit gehoben, dass die Birne auf ihm ruht, dann löst man die erwähnten Bolzen und senkt nun den Wagen sammt der Birne, während der Ring an Ort und Stelle bleibt. Selbstverständlich muss die Höhenlage der Birnenachse eine solche sein, dass nach beendigtem Niedergange des Wagens auch die Birne unter dem Ringe weggefahren werden kann. 1) Revue universelle des mines, sér. II, tome XI, pl. 1, fig. 1; auch Patent- schrift des deutschen Reiches Nr. 12830.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 894. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/982>, abgerufen am 18.05.2024.