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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Gussformen.
genug sind, dass nicht vorzeitige Erstarrung des eintretenden Metalles
eintrete, ehe die Gussform ausgefüllt ist. Man benutzt sie deshalb fast
ausschliesslich zur Herstellung jener Blöcke1), welche für die weitere
Verarbeitung durch Hämmern oder Walzen bestimmt sind.

Man pflegt diesen Blöcken vierseitigen Querschnitt mit abgerun-
deten Ecken zu geben. Der obere Durchmesser ist ein wenig kleiner
als der untere, wodurch das Abheben der Gussform von dem erstarrten
Blocke erleichtert wird, und letzterer besitzt daher die Form einer
abgestumpften Pyramide, deren Seitenflächen jedoch so wenig conver-
giren, dass eine fast prismatische Form entsteht.

Nicht ohne Wichtigkeit ist das Verhältniss des Durchmessers des
Blockes zur Höhe. Nimmt man für ein vorgeschriebenes Gewicht den
Durchmesser sehr klein im Verhältniss zur Höhe, so wird dadurch
allerdings die spätere Arbeit des Ausstreckens auf einen geringeren
Querschnitt verringert, aber, wie früher erörtert wurde, ist es in dünneren
Querschnitten schwieriger, dichten Guss zu erzielen, und jene Verbesse-
rung der Eigenschaften des Eisens, welche nach früheren Erörterungen
mit der mechanischen Verarbeitung Hand in Hand geht, fällt natür-
lich ebenfalls geringer aus, wenn diese Verarbeitung eingeschränkt
wird. Giesst man umgekehrt den Block allzu dick bei geringerer Höhe,
so vertheuert man nicht allein die spätere Bearbeitung, sondern es können
auch -- besonders beim Giessen harten Stahles -- infolge der grösseren
Schwindung des Umfanges Risse an den äusseren Flächen entstehen,
welche unter Umständen den Block unbenutzbar machen. Gewöhnlich
ist das Verhältniss der Breite (Seitenlänge) zur Höhe des Blockes an-
nähernd wie 1 : 3, wobei man dann der Höhe für die Gussform noch
etwa 10 cm hinzuzurechnen pflegt, damit dieselbe nicht bis zum Rande
gefüllt zu werden braucht, um das erforderliche Metall aufzunehmen.
Im Uebrigen spricht die spätere Verwendung der Blöcke, die Grösse
der vorhandenen Kaliber u. s. w. hierbei mit.

Eine derartige Gussform für Flusseisenblöcke erhält demnach ihre
einfachste Gestalt, wenn man sie in einem Stücke, oben und unten
offen, herstellt, und beim Giessen einfach eine ebene Platte als
Unterlage der Gussform benutzt. Wo die Gussformen nicht verkeilt
werden sollen oder wo die Anwendung eines andern Mittels zur Er-
zielung von Druck nach dem Giessen nicht beabsichtigt ist, genügen
diese Gussformen vollständig ihrem Zwecke.

Soll aber von oben her Druck angewendet werden, etwa durch
Aufschütten von Sand und Festkeilen eines Deckels, so muss die Guss-
form mit einem besonderen Boden versehen sein, der fest mit der-
selben verbunden werden kann. Die auf S. 821 abgebildete Gussform
Fig. 238 ist in dieser Weise eingerichtet. Das Bodenstück derselben
ist mit seitlich angegossenen kräftigen Ohren a versehen, in welchen
schmiedeeiserne, aufrecht stehende Dübel befestigt sind. Letztere endigen
oben in einem vierseitig geschmiedeten, mit Keilöffnung versehenen
Kopfe, welcher genau zwischen zwei an dem Obertheile angegossenen
Vorsprüngen b b hindurchgeht, und die Verbindung wird durch Keile

1) Englisch Ingots, ein Ausdruck, welcher auch auf deutschen Eisenwerken
mitunter angewendet wird.

Die Gussformen.
genug sind, dass nicht vorzeitige Erstarrung des eintretenden Metalles
eintrete, ehe die Gussform ausgefüllt ist. Man benutzt sie deshalb fast
ausschliesslich zur Herstellung jener Blöcke1), welche für die weitere
Verarbeitung durch Hämmern oder Walzen bestimmt sind.

Man pflegt diesen Blöcken vierseitigen Querschnitt mit abgerun-
deten Ecken zu geben. Der obere Durchmesser ist ein wenig kleiner
als der untere, wodurch das Abheben der Gussform von dem erstarrten
Blocke erleichtert wird, und letzterer besitzt daher die Form einer
abgestumpften Pyramide, deren Seitenflächen jedoch so wenig conver-
giren, dass eine fast prismatische Form entsteht.

Nicht ohne Wichtigkeit ist das Verhältniss des Durchmessers des
Blockes zur Höhe. Nimmt man für ein vorgeschriebenes Gewicht den
Durchmesser sehr klein im Verhältniss zur Höhe, so wird dadurch
allerdings die spätere Arbeit des Ausstreckens auf einen geringeren
Querschnitt verringert, aber, wie früher erörtert wurde, ist es in dünneren
Querschnitten schwieriger, dichten Guss zu erzielen, und jene Verbesse-
rung der Eigenschaften des Eisens, welche nach früheren Erörterungen
mit der mechanischen Verarbeitung Hand in Hand geht, fällt natür-
lich ebenfalls geringer aus, wenn diese Verarbeitung eingeschränkt
wird. Giesst man umgekehrt den Block allzu dick bei geringerer Höhe,
so vertheuert man nicht allein die spätere Bearbeitung, sondern es können
auch — besonders beim Giessen harten Stahles — infolge der grösseren
Schwindung des Umfanges Risse an den äusseren Flächen entstehen,
welche unter Umständen den Block unbenutzbar machen. Gewöhnlich
ist das Verhältniss der Breite (Seitenlänge) zur Höhe des Blockes an-
nähernd wie 1 : 3, wobei man dann der Höhe für die Gussform noch
etwa 10 cm hinzuzurechnen pflegt, damit dieselbe nicht bis zum Rande
gefüllt zu werden braucht, um das erforderliche Metall aufzunehmen.
Im Uebrigen spricht die spätere Verwendung der Blöcke, die Grösse
der vorhandenen Kaliber u. s. w. hierbei mit.

Eine derartige Gussform für Flusseisenblöcke erhält demnach ihre
einfachste Gestalt, wenn man sie in einem Stücke, oben und unten
offen, herstellt, und beim Giessen einfach eine ebene Platte als
Unterlage der Gussform benutzt. Wo die Gussformen nicht verkeilt
werden sollen oder wo die Anwendung eines andern Mittels zur Er-
zielung von Druck nach dem Giessen nicht beabsichtigt ist, genügen
diese Gussformen vollständig ihrem Zwecke.

Soll aber von oben her Druck angewendet werden, etwa durch
Aufschütten von Sand und Festkeilen eines Deckels, so muss die Guss-
form mit einem besonderen Boden versehen sein, der fest mit der-
selben verbunden werden kann. Die auf S. 821 abgebildete Gussform
Fig. 238 ist in dieser Weise eingerichtet. Das Bodenstück derselben
ist mit seitlich angegossenen kräftigen Ohren a versehen, in welchen
schmiedeeiserne, aufrecht stehende Dübel befestigt sind. Letztere endigen
oben in einem vierseitig geschmiedeten, mit Keilöffnung versehenen
Kopfe, welcher genau zwischen zwei an dem Obertheile angegossenen
Vorsprüngen b b hindurchgeht, und die Verbindung wird durch Keile

1) Englisch Ingots, ein Ausdruck, welcher auch auf deutschen Eisenwerken
mitunter angewendet wird.
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[833/0913] Die Gussformen. genug sind, dass nicht vorzeitige Erstarrung des eintretenden Metalles eintrete, ehe die Gussform ausgefüllt ist. Man benutzt sie deshalb fast ausschliesslich zur Herstellung jener Blöcke 1), welche für die weitere Verarbeitung durch Hämmern oder Walzen bestimmt sind. Man pflegt diesen Blöcken vierseitigen Querschnitt mit abgerun- deten Ecken zu geben. Der obere Durchmesser ist ein wenig kleiner als der untere, wodurch das Abheben der Gussform von dem erstarrten Blocke erleichtert wird, und letzterer besitzt daher die Form einer abgestumpften Pyramide, deren Seitenflächen jedoch so wenig conver- giren, dass eine fast prismatische Form entsteht. Nicht ohne Wichtigkeit ist das Verhältniss des Durchmessers des Blockes zur Höhe. Nimmt man für ein vorgeschriebenes Gewicht den Durchmesser sehr klein im Verhältniss zur Höhe, so wird dadurch allerdings die spätere Arbeit des Ausstreckens auf einen geringeren Querschnitt verringert, aber, wie früher erörtert wurde, ist es in dünneren Querschnitten schwieriger, dichten Guss zu erzielen, und jene Verbesse- rung der Eigenschaften des Eisens, welche nach früheren Erörterungen mit der mechanischen Verarbeitung Hand in Hand geht, fällt natür- lich ebenfalls geringer aus, wenn diese Verarbeitung eingeschränkt wird. Giesst man umgekehrt den Block allzu dick bei geringerer Höhe, so vertheuert man nicht allein die spätere Bearbeitung, sondern es können auch — besonders beim Giessen harten Stahles — infolge der grösseren Schwindung des Umfanges Risse an den äusseren Flächen entstehen, welche unter Umständen den Block unbenutzbar machen. Gewöhnlich ist das Verhältniss der Breite (Seitenlänge) zur Höhe des Blockes an- nähernd wie 1 : 3, wobei man dann der Höhe für die Gussform noch etwa 10 cm hinzuzurechnen pflegt, damit dieselbe nicht bis zum Rande gefüllt zu werden braucht, um das erforderliche Metall aufzunehmen. Im Uebrigen spricht die spätere Verwendung der Blöcke, die Grösse der vorhandenen Kaliber u. s. w. hierbei mit. Eine derartige Gussform für Flusseisenblöcke erhält demnach ihre einfachste Gestalt, wenn man sie in einem Stücke, oben und unten offen, herstellt, und beim Giessen einfach eine ebene Platte als Unterlage der Gussform benutzt. Wo die Gussformen nicht verkeilt werden sollen oder wo die Anwendung eines andern Mittels zur Er- zielung von Druck nach dem Giessen nicht beabsichtigt ist, genügen diese Gussformen vollständig ihrem Zwecke. Soll aber von oben her Druck angewendet werden, etwa durch Aufschütten von Sand und Festkeilen eines Deckels, so muss die Guss- form mit einem besonderen Boden versehen sein, der fest mit der- selben verbunden werden kann. Die auf S. 821 abgebildete Gussform Fig. 238 ist in dieser Weise eingerichtet. Das Bodenstück derselben ist mit seitlich angegossenen kräftigen Ohren a versehen, in welchen schmiedeeiserne, aufrecht stehende Dübel befestigt sind. Letztere endigen oben in einem vierseitig geschmiedeten, mit Keilöffnung versehenen Kopfe, welcher genau zwischen zwei an dem Obertheile angegossenen Vorsprüngen b b hindurchgeht, und die Verbindung wird durch Keile 1) Englisch Ingots, ein Ausdruck, welcher auch auf deutschen Eisenwerken mitunter angewendet wird.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 833. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/913>, abgerufen am 18.05.2024.