Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Darstellung des Flusseisens.
bewerkstelligt, wie die Abbildung erkennen lässt. Die Flächen des
Obertheiles und Bodens müssen gut auf einander schliessen. Damit der
Boden durch das hineinstürzende Metall nicht allzu rasch ausgefressen
werde, bringt man wohl, wie in der Abbildung ersichtlich ist, an
seiner oberen Seite eine Aussparung von 20--30 mm Tiefe an, welche
mit feuerfester Masse ausgefuttert wird.

Die Wandstärke der Gussformen pflegt, abweichend nach der Grösse
derselben, 60--100 mm zu betragen. Um sie vor dem Reissen zu
schützen oder auch, um sie noch benutzen zu können, wenn sie
bereits gerissen sein sollten, umgiebt man sie bisweilen mit umgelegten
Ankern.

Erfahrungsmässig pflegen solche Risse nicht in den Ecken, son-
dern am unteren Rande in der Mitte der Seiten der Form zuerst zu
entstehen. Eine Verstärkung der Seitenwände in der Mitte ist daher

[Abbildung] Fig. 246.
zweckmässig; und man erreicht dieses Ziel, indem man
der Gussform den in Fig. 246 gezeichneten Quer-
schnitt giebt.

Auch eine Herstellung der Gussform aus zwei
gleichen Hälften, deren senkrechte Trennungsebene
diagonal durch zwei gegenüberliegende Ecken geht,
wird mitunter angewendet, um das Reissen zu er-
schweren. Die beiden Hälften sind mit nach aussen
vorspringenden Laschen versehen und werden durch Dübel und
Keile verbunden. Die Herstellung wird aber dadurch kostspieliger,
die Hälften verziehen sich leicht und passen dann nicht mehr zu-
sammen.

Will man aufsteigenden Guss anwenden (S. 819), so ist eine be-
sondere Vorrichtung hierfür erforderlich. Gewöhnlich gruppirt man
in diesem Falle mehrere Gussformen um ein gemeinschaftliches Ein-
gussrohr, von welchem aus durch wagerechte Kanäle das Eisen den
einzelnen Gussformen zuströmt. Die Kanäle müssen aus feuerfesten
Ziegeln hergestellt sein, damit man sie nach beendigtem Gusse öffnen
und das darin befindliche Eisen herausnehmen kann. Auch das Ein-
gussrohr wird mit feuerfestem Thon ausgekleidet, damit das flüssige
Eisen nicht frühzeitig erstarre. Fig. 247 und 248 zeigen eine solche
Einrichtung. In der Mitte steht der Einguss, entsprechend höher als die
Gussformen, damit diese ohne Schwierigkeit angefüllt werden. Rings
herum stehen die vier zugehörigen Gussformen. Als Unterlage für das
Ganze dient ein starker Gusseisenrahmen, an der oberen Seite aus-
gefuttert mit feuerfesten Ziegeln, in welchen die Kanäle für das Metall
ausgespart sind. Eine Befestigung der Gussformen und des Eingusses
auf der Platte ist, wenn solche überhaupt erforderlich sein sollte, leicht
durch Dübel in ähnlicher Weise zu bewirken wie bei der oben be-
sprochenen Gussform Fig. 238.

Die Kanäle müssen nach jedem Gusse erneuert werden und das
Verfahren wird dadurch kostspielig.

Sämmtliche gusseiserne Formen erhalten, ehe sie in Benutzung
genommen werden, einen dünnen isolirenden Ueberzug, um vor der

Die Darstellung des Flusseisens.
bewerkstelligt, wie die Abbildung erkennen lässt. Die Flächen des
Obertheiles und Bodens müssen gut auf einander schliessen. Damit der
Boden durch das hineinstürzende Metall nicht allzu rasch ausgefressen
werde, bringt man wohl, wie in der Abbildung ersichtlich ist, an
seiner oberen Seite eine Aussparung von 20—30 mm Tiefe an, welche
mit feuerfester Masse ausgefuttert wird.

Die Wandstärke der Gussformen pflegt, abweichend nach der Grösse
derselben, 60—100 mm zu betragen. Um sie vor dem Reissen zu
schützen oder auch, um sie noch benutzen zu können, wenn sie
bereits gerissen sein sollten, umgiebt man sie bisweilen mit umgelegten
Ankern.

Erfahrungsmässig pflegen solche Risse nicht in den Ecken, son-
dern am unteren Rande in der Mitte der Seiten der Form zuerst zu
entstehen. Eine Verstärkung der Seitenwände in der Mitte ist daher

[Abbildung] Fig. 246.
zweckmässig; und man erreicht dieses Ziel, indem man
der Gussform den in Fig. 246 gezeichneten Quer-
schnitt giebt.

Auch eine Herstellung der Gussform aus zwei
gleichen Hälften, deren senkrechte Trennungsebene
diagonal durch zwei gegenüberliegende Ecken geht,
wird mitunter angewendet, um das Reissen zu er-
schweren. Die beiden Hälften sind mit nach aussen
vorspringenden Laschen versehen und werden durch Dübel und
Keile verbunden. Die Herstellung wird aber dadurch kostspieliger,
die Hälften verziehen sich leicht und passen dann nicht mehr zu-
sammen.

Will man aufsteigenden Guss anwenden (S. 819), so ist eine be-
sondere Vorrichtung hierfür erforderlich. Gewöhnlich gruppirt man
in diesem Falle mehrere Gussformen um ein gemeinschaftliches Ein-
gussrohr, von welchem aus durch wagerechte Kanäle das Eisen den
einzelnen Gussformen zuströmt. Die Kanäle müssen aus feuerfesten
Ziegeln hergestellt sein, damit man sie nach beendigtem Gusse öffnen
und das darin befindliche Eisen herausnehmen kann. Auch das Ein-
gussrohr wird mit feuerfestem Thon ausgekleidet, damit das flüssige
Eisen nicht frühzeitig erstarre. Fig. 247 und 248 zeigen eine solche
Einrichtung. In der Mitte steht der Einguss, entsprechend höher als die
Gussformen, damit diese ohne Schwierigkeit angefüllt werden. Rings
herum stehen die vier zugehörigen Gussformen. Als Unterlage für das
Ganze dient ein starker Gusseisenrahmen, an der oberen Seite aus-
gefuttert mit feuerfesten Ziegeln, in welchen die Kanäle für das Metall
ausgespart sind. Eine Befestigung der Gussformen und des Eingusses
auf der Platte ist, wenn solche überhaupt erforderlich sein sollte, leicht
durch Dübel in ähnlicher Weise zu bewirken wie bei der oben be-
sprochenen Gussform Fig. 238.

Die Kanäle müssen nach jedem Gusse erneuert werden und das
Verfahren wird dadurch kostspielig.

Sämmtliche gusseiserne Formen erhalten, ehe sie in Benutzung
genommen werden, einen dünnen isolirenden Ueberzug, um vor der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0914" n="834"/><fw place="top" type="header">Die Darstellung des Flusseisens.</fw><lb/>
bewerkstelligt, wie die Abbildung erkennen lässt. Die Flächen des<lb/>
Obertheiles und Bodens müssen gut auf einander schliessen. Damit der<lb/>
Boden durch das hineinstürzende Metall nicht allzu rasch ausgefressen<lb/>
werde, bringt man wohl, wie in der Abbildung ersichtlich ist, an<lb/>
seiner oberen Seite eine Aussparung von 20&#x2014;30 mm Tiefe an, welche<lb/>
mit feuerfester Masse ausgefuttert wird.</p><lb/>
            <p>Die Wandstärke der Gussformen pflegt, abweichend nach der Grösse<lb/>
derselben, 60&#x2014;100 mm zu betragen. Um sie vor dem Reissen zu<lb/>
schützen oder auch, um sie noch benutzen zu können, wenn sie<lb/>
bereits gerissen sein sollten, umgiebt man sie bisweilen mit umgelegten<lb/>
Ankern.</p><lb/>
            <p>Erfahrungsmässig pflegen solche Risse nicht in den Ecken, son-<lb/>
dern am unteren Rande in der Mitte der Seiten der Form zuerst zu<lb/>
entstehen. Eine Verstärkung der Seitenwände in der Mitte ist daher<lb/><figure><head>Fig. 246.</head></figure><lb/>
zweckmässig; und man erreicht dieses Ziel, indem man<lb/>
der Gussform den in Fig. 246 gezeichneten Quer-<lb/>
schnitt giebt.</p><lb/>
            <p>Auch eine Herstellung der Gussform aus zwei<lb/>
gleichen Hälften, deren senkrechte Trennungsebene<lb/>
diagonal durch zwei gegenüberliegende Ecken geht,<lb/>
wird mitunter angewendet, um das Reissen zu er-<lb/>
schweren. Die beiden Hälften sind mit nach aussen<lb/>
vorspringenden Laschen versehen und werden durch Dübel und<lb/>
Keile verbunden. Die Herstellung wird aber dadurch kostspieliger,<lb/>
die Hälften verziehen sich leicht und passen dann nicht mehr zu-<lb/>
sammen.</p><lb/>
            <p>Will man aufsteigenden Guss anwenden (S. 819), so ist eine be-<lb/>
sondere Vorrichtung hierfür erforderlich. Gewöhnlich gruppirt man<lb/>
in diesem Falle mehrere Gussformen um ein gemeinschaftliches Ein-<lb/>
gussrohr, von welchem aus durch wagerechte Kanäle das Eisen den<lb/>
einzelnen Gussformen zuströmt. Die Kanäle müssen aus feuerfesten<lb/>
Ziegeln hergestellt sein, damit man sie nach beendigtem Gusse öffnen<lb/>
und das darin befindliche Eisen herausnehmen kann. Auch das Ein-<lb/>
gussrohr wird mit feuerfestem Thon ausgekleidet, damit das flüssige<lb/>
Eisen nicht frühzeitig erstarre. Fig. 247 und 248 zeigen eine solche<lb/>
Einrichtung. In der Mitte steht der Einguss, entsprechend höher als die<lb/>
Gussformen, damit diese ohne Schwierigkeit angefüllt werden. Rings<lb/>
herum stehen die vier zugehörigen Gussformen. Als Unterlage für das<lb/>
Ganze dient ein starker Gusseisenrahmen, an der oberen Seite aus-<lb/>
gefuttert mit feuerfesten Ziegeln, in welchen die Kanäle für das Metall<lb/>
ausgespart sind. Eine Befestigung der Gussformen und des Eingusses<lb/>
auf der Platte ist, wenn solche überhaupt erforderlich sein sollte, leicht<lb/>
durch Dübel in ähnlicher Weise zu bewirken wie bei der oben be-<lb/>
sprochenen Gussform Fig. 238.</p><lb/>
            <p>Die Kanäle müssen nach jedem Gusse erneuert werden und das<lb/>
Verfahren wird dadurch kostspielig.</p><lb/>
            <p>Sämmtliche gusseiserne Formen erhalten, ehe sie in Benutzung<lb/>
genommen werden, einen dünnen isolirenden Ueberzug, um vor der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[834/0914] Die Darstellung des Flusseisens. bewerkstelligt, wie die Abbildung erkennen lässt. Die Flächen des Obertheiles und Bodens müssen gut auf einander schliessen. Damit der Boden durch das hineinstürzende Metall nicht allzu rasch ausgefressen werde, bringt man wohl, wie in der Abbildung ersichtlich ist, an seiner oberen Seite eine Aussparung von 20—30 mm Tiefe an, welche mit feuerfester Masse ausgefuttert wird. Die Wandstärke der Gussformen pflegt, abweichend nach der Grösse derselben, 60—100 mm zu betragen. Um sie vor dem Reissen zu schützen oder auch, um sie noch benutzen zu können, wenn sie bereits gerissen sein sollten, umgiebt man sie bisweilen mit umgelegten Ankern. Erfahrungsmässig pflegen solche Risse nicht in den Ecken, son- dern am unteren Rande in der Mitte der Seiten der Form zuerst zu entstehen. Eine Verstärkung der Seitenwände in der Mitte ist daher [Abbildung Fig. 246.] zweckmässig; und man erreicht dieses Ziel, indem man der Gussform den in Fig. 246 gezeichneten Quer- schnitt giebt. Auch eine Herstellung der Gussform aus zwei gleichen Hälften, deren senkrechte Trennungsebene diagonal durch zwei gegenüberliegende Ecken geht, wird mitunter angewendet, um das Reissen zu er- schweren. Die beiden Hälften sind mit nach aussen vorspringenden Laschen versehen und werden durch Dübel und Keile verbunden. Die Herstellung wird aber dadurch kostspieliger, die Hälften verziehen sich leicht und passen dann nicht mehr zu- sammen. Will man aufsteigenden Guss anwenden (S. 819), so ist eine be- sondere Vorrichtung hierfür erforderlich. Gewöhnlich gruppirt man in diesem Falle mehrere Gussformen um ein gemeinschaftliches Ein- gussrohr, von welchem aus durch wagerechte Kanäle das Eisen den einzelnen Gussformen zuströmt. Die Kanäle müssen aus feuerfesten Ziegeln hergestellt sein, damit man sie nach beendigtem Gusse öffnen und das darin befindliche Eisen herausnehmen kann. Auch das Ein- gussrohr wird mit feuerfestem Thon ausgekleidet, damit das flüssige Eisen nicht frühzeitig erstarre. Fig. 247 und 248 zeigen eine solche Einrichtung. In der Mitte steht der Einguss, entsprechend höher als die Gussformen, damit diese ohne Schwierigkeit angefüllt werden. Rings herum stehen die vier zugehörigen Gussformen. Als Unterlage für das Ganze dient ein starker Gusseisenrahmen, an der oberen Seite aus- gefuttert mit feuerfesten Ziegeln, in welchen die Kanäle für das Metall ausgespart sind. Eine Befestigung der Gussformen und des Eingusses auf der Platte ist, wenn solche überhaupt erforderlich sein sollte, leicht durch Dübel in ähnlicher Weise zu bewirken wie bei der oben be- sprochenen Gussform Fig. 238. Die Kanäle müssen nach jedem Gusse erneuert werden und das Verfahren wird dadurch kostspielig. Sämmtliche gusseiserne Formen erhalten, ehe sie in Benutzung genommen werden, einen dünnen isolirenden Ueberzug, um vor der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/914
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 834. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/914>, abgerufen am 24.05.2024.