Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Darstellung des Flusseisens.
einem Accumulator 1) kommende Wasser zugeführt wird, wenn der
Kolben b steigen soll; das Gewicht des Kolbens sammt seiner Be-
lastung drückt das Wasser aus dem Cylinder heraus, sobald der Zulass
geschlossen, der Auslass geöffnet wird, und der Kolben sinkt. Die
Führung des Kolbens in einer Stopfbüchse des Cylinders ergiebt sich
mit ausreichender Deutlichkeit aus der Abbildung. In dem hohlen
Kolben nun ist die senkrechte Welle c drehbar gelagert, und an der-
selben ist das aus zwei parallelen Eisenblechträgern gebildete Quer-
haupt (der Krahnausleger) befestigt, welches noch durch vier Anker
in der aus der Abbildung ersichtlichen Art und Weise in seiner Lage
festgehalten wird. An dem rechten Arme des Auslegers ist die Giess-
pfanne befestigt. Sie ruht mit ihren früher erwähnten Zapfen in einem
kräftigen Bügel an einer horizontalen Welle d, welche zwischen den
beiden Trägern in einer langen Gusseisenhülse drehbar gelagert ist.
Auf dem entgegengesetzten, aus der Hülse herausragenden Ende der
Welle ist ein Schneckenrad (Fig. 242) befestigt, welches durch den
Eingriff einer oberhalb desselben gelagerten Schnecke (vergl. Fig. 243)
in Drehung versetzt wird und diese Drehung auf die Giesspfanne über-
trägt, sobald man die Schnecke vermittelst einer über das vierkantig
geschmiedete Ende ihrer Welle gesteckten Kurbel in Umdrehung ver-
setzt. Diese Einrichtung ist nothwendig, theils um die Pfanne beim
Anwärmen auf den Kopf stellen zu können, theils auch, um eine Ent-
leerung zu ermöglichen, falls einmal bei zu niedriger Temperatur des
Eisens sich die Oeffnung im Boden mit erstarrtem Metalle zugesetzt
haben sollte.

Auf dem entgegengesetzten Arme des Auslegers befindet sich zur
Ausgleichung des von der Pfanne ausgeübten einseitigen Druckes ein
Gegengewicht in Form eines vierrädrigen eisernen, nach Bedarf be-
schwerten Wagens, welcher, je nachdem die Pfanne stärker oder weniger
stark gefüllt ist, weiter von dem Mittelpunkte ab oder näher demselben
eingestellt wird. Zur Verschiebung dient eine unter dem Wagen be-
findliche Zahnstange, welche von der Kurbel e aus bewegt wird.

Die Bewegung des Auslegers im Kreise geschieht bei dem abge-
bildeten Krahne durch Haken, mit denen Arbeiter die Arme erfassen.

Bei manchen derartigen Krahnen ist die Pfanne auch in radialer
Richtung verstellbar, d. h. man kann sie in verschiedenen Abstand vom
Mittelpunkte des Krahnes bringen, und man erhält dadurch die Mög-
lichkeit, mehrere in concentrischen Kreisen aufgestellte Reihen von
Gussformen damit anzufüllen. Der Bewegungsmechanismus hierfür ist
dann derselbe oder ähnlich wie bei der Pfanne des unten abgebildeten
und beschriebenen Krahnes Fig. 244 und 245.

Ein Drehkrahn der abgebildeten Art hat den Vortheil einer ein-
fachen Anordnung und einfachen Handhabung. Je grösser aber die
Zahl der Gussformen ist, welche aus der Pfanne gefüllt werden sollen,
desto grösser muss natürlich der Durchmesser des Kreises sein, in

1) Die üblicheren Einrichtungen dieser Accumulatoren finden später eine kurze
Besprechung.

Die Darstellung des Flusseisens.
einem Accumulator 1) kommende Wasser zugeführt wird, wenn der
Kolben b steigen soll; das Gewicht des Kolbens sammt seiner Be-
lastung drückt das Wasser aus dem Cylinder heraus, sobald der Zulass
geschlossen, der Auslass geöffnet wird, und der Kolben sinkt. Die
Führung des Kolbens in einer Stopfbüchse des Cylinders ergiebt sich
mit ausreichender Deutlichkeit aus der Abbildung. In dem hohlen
Kolben nun ist die senkrechte Welle c drehbar gelagert, und an der-
selben ist das aus zwei parallelen Eisenblechträgern gebildete Quer-
haupt (der Krahnausleger) befestigt, welches noch durch vier Anker
in der aus der Abbildung ersichtlichen Art und Weise in seiner Lage
festgehalten wird. An dem rechten Arme des Auslegers ist die Giess-
pfanne befestigt. Sie ruht mit ihren früher erwähnten Zapfen in einem
kräftigen Bügel an einer horizontalen Welle d, welche zwischen den
beiden Trägern in einer langen Gusseisenhülse drehbar gelagert ist.
Auf dem entgegengesetzten, aus der Hülse herausragenden Ende der
Welle ist ein Schneckenrad (Fig. 242) befestigt, welches durch den
Eingriff einer oberhalb desselben gelagerten Schnecke (vergl. Fig. 243)
in Drehung versetzt wird und diese Drehung auf die Giesspfanne über-
trägt, sobald man die Schnecke vermittelst einer über das vierkantig
geschmiedete Ende ihrer Welle gesteckten Kurbel in Umdrehung ver-
setzt. Diese Einrichtung ist nothwendig, theils um die Pfanne beim
Anwärmen auf den Kopf stellen zu können, theils auch, um eine Ent-
leerung zu ermöglichen, falls einmal bei zu niedriger Temperatur des
Eisens sich die Oeffnung im Boden mit erstarrtem Metalle zugesetzt
haben sollte.

Auf dem entgegengesetzten Arme des Auslegers befindet sich zur
Ausgleichung des von der Pfanne ausgeübten einseitigen Druckes ein
Gegengewicht in Form eines vierrädrigen eisernen, nach Bedarf be-
schwerten Wagens, welcher, je nachdem die Pfanne stärker oder weniger
stark gefüllt ist, weiter von dem Mittelpunkte ab oder näher demselben
eingestellt wird. Zur Verschiebung dient eine unter dem Wagen be-
findliche Zahnstange, welche von der Kurbel e aus bewegt wird.

Die Bewegung des Auslegers im Kreise geschieht bei dem abge-
bildeten Krahne durch Haken, mit denen Arbeiter die Arme erfassen.

Bei manchen derartigen Krahnen ist die Pfanne auch in radialer
Richtung verstellbar, d. h. man kann sie in verschiedenen Abstand vom
Mittelpunkte des Krahnes bringen, und man erhält dadurch die Mög-
lichkeit, mehrere in concentrischen Kreisen aufgestellte Reihen von
Gussformen damit anzufüllen. Der Bewegungsmechanismus hierfür ist
dann derselbe oder ähnlich wie bei der Pfanne des unten abgebildeten
und beschriebenen Krahnes Fig. 244 und 245.

Ein Drehkrahn der abgebildeten Art hat den Vortheil einer ein-
fachen Anordnung und einfachen Handhabung. Je grösser aber die
Zahl der Gussformen ist, welche aus der Pfanne gefüllt werden sollen,
desto grösser muss natürlich der Durchmesser des Kreises sein, in

1) Die üblicheren Einrichtungen dieser Accumulatoren finden später eine kurze
Besprechung.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0906" n="826"/><fw place="top" type="header">Die Darstellung des Flusseisens.</fw><lb/>
einem Accumulator <note place="foot" n="1)">Die üblicheren Einrichtungen dieser Accumulatoren finden später eine kurze<lb/>
Besprechung.</note> kommende Wasser zugeführt wird, wenn der<lb/>
Kolben <hi rendition="#i">b</hi> steigen soll; das Gewicht des Kolbens sammt seiner Be-<lb/>
lastung drückt das Wasser aus dem Cylinder heraus, sobald der Zulass<lb/>
geschlossen, der Auslass geöffnet wird, und der Kolben sinkt. Die<lb/>
Führung des Kolbens in einer Stopfbüchse des Cylinders ergiebt sich<lb/>
mit ausreichender Deutlichkeit aus der Abbildung. In dem hohlen<lb/>
Kolben nun ist die senkrechte Welle <hi rendition="#i">c</hi> drehbar gelagert, und an der-<lb/>
selben ist das aus zwei parallelen Eisenblechträgern gebildete Quer-<lb/>
haupt (der Krahnausleger) befestigt, welches noch durch vier Anker<lb/>
in der aus der Abbildung ersichtlichen Art und Weise in seiner Lage<lb/>
festgehalten wird. An dem rechten Arme des Auslegers ist die Giess-<lb/>
pfanne befestigt. Sie ruht mit ihren früher erwähnten Zapfen in einem<lb/>
kräftigen Bügel an einer horizontalen Welle <hi rendition="#i">d</hi>, welche zwischen den<lb/>
beiden Trägern in einer langen Gusseisenhülse drehbar gelagert ist.<lb/>
Auf dem entgegengesetzten, aus der Hülse herausragenden Ende der<lb/>
Welle ist ein Schneckenrad (Fig. 242) befestigt, welches durch den<lb/>
Eingriff einer oberhalb desselben gelagerten Schnecke (vergl. Fig. 243)<lb/>
in Drehung versetzt wird und diese Drehung auf die Giesspfanne über-<lb/>
trägt, sobald man die Schnecke vermittelst einer über das vierkantig<lb/>
geschmiedete Ende ihrer Welle gesteckten Kurbel in Umdrehung ver-<lb/>
setzt. Diese Einrichtung ist nothwendig, theils um die Pfanne beim<lb/>
Anwärmen auf den Kopf stellen zu können, theils auch, um eine Ent-<lb/>
leerung zu ermöglichen, falls einmal bei zu niedriger Temperatur des<lb/>
Eisens sich die Oeffnung im Boden mit erstarrtem Metalle zugesetzt<lb/>
haben sollte.</p><lb/>
            <p>Auf dem entgegengesetzten Arme des Auslegers befindet sich zur<lb/>
Ausgleichung des von der Pfanne ausgeübten einseitigen Druckes ein<lb/>
Gegengewicht in Form eines vierrädrigen eisernen, nach Bedarf be-<lb/>
schwerten Wagens, welcher, je nachdem die Pfanne stärker oder weniger<lb/>
stark gefüllt ist, weiter von dem Mittelpunkte ab oder näher demselben<lb/>
eingestellt wird. Zur Verschiebung dient eine unter dem Wagen be-<lb/>
findliche Zahnstange, welche von der Kurbel <hi rendition="#i">e</hi> aus bewegt wird.</p><lb/>
            <p>Die Bewegung des Auslegers im Kreise geschieht bei dem abge-<lb/>
bildeten Krahne durch Haken, mit denen Arbeiter die Arme erfassen.</p><lb/>
            <p>Bei manchen derartigen Krahnen ist die Pfanne auch in radialer<lb/>
Richtung verstellbar, d. h. man kann sie in verschiedenen Abstand vom<lb/>
Mittelpunkte des Krahnes bringen, und man erhält dadurch die Mög-<lb/>
lichkeit, mehrere in concentrischen Kreisen aufgestellte Reihen von<lb/>
Gussformen damit anzufüllen. Der Bewegungsmechanismus hierfür ist<lb/>
dann derselbe oder ähnlich wie bei der Pfanne des unten abgebildeten<lb/>
und beschriebenen Krahnes Fig. 244 und 245.</p><lb/>
            <p>Ein Drehkrahn der abgebildeten Art hat den Vortheil einer ein-<lb/>
fachen Anordnung und einfachen Handhabung. Je grösser aber die<lb/>
Zahl der Gussformen ist, welche aus der Pfanne gefüllt werden sollen,<lb/>
desto grösser muss natürlich der Durchmesser des Kreises sein, in<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[826/0906] Die Darstellung des Flusseisens. einem Accumulator 1) kommende Wasser zugeführt wird, wenn der Kolben b steigen soll; das Gewicht des Kolbens sammt seiner Be- lastung drückt das Wasser aus dem Cylinder heraus, sobald der Zulass geschlossen, der Auslass geöffnet wird, und der Kolben sinkt. Die Führung des Kolbens in einer Stopfbüchse des Cylinders ergiebt sich mit ausreichender Deutlichkeit aus der Abbildung. In dem hohlen Kolben nun ist die senkrechte Welle c drehbar gelagert, und an der- selben ist das aus zwei parallelen Eisenblechträgern gebildete Quer- haupt (der Krahnausleger) befestigt, welches noch durch vier Anker in der aus der Abbildung ersichtlichen Art und Weise in seiner Lage festgehalten wird. An dem rechten Arme des Auslegers ist die Giess- pfanne befestigt. Sie ruht mit ihren früher erwähnten Zapfen in einem kräftigen Bügel an einer horizontalen Welle d, welche zwischen den beiden Trägern in einer langen Gusseisenhülse drehbar gelagert ist. Auf dem entgegengesetzten, aus der Hülse herausragenden Ende der Welle ist ein Schneckenrad (Fig. 242) befestigt, welches durch den Eingriff einer oberhalb desselben gelagerten Schnecke (vergl. Fig. 243) in Drehung versetzt wird und diese Drehung auf die Giesspfanne über- trägt, sobald man die Schnecke vermittelst einer über das vierkantig geschmiedete Ende ihrer Welle gesteckten Kurbel in Umdrehung ver- setzt. Diese Einrichtung ist nothwendig, theils um die Pfanne beim Anwärmen auf den Kopf stellen zu können, theils auch, um eine Ent- leerung zu ermöglichen, falls einmal bei zu niedriger Temperatur des Eisens sich die Oeffnung im Boden mit erstarrtem Metalle zugesetzt haben sollte. Auf dem entgegengesetzten Arme des Auslegers befindet sich zur Ausgleichung des von der Pfanne ausgeübten einseitigen Druckes ein Gegengewicht in Form eines vierrädrigen eisernen, nach Bedarf be- schwerten Wagens, welcher, je nachdem die Pfanne stärker oder weniger stark gefüllt ist, weiter von dem Mittelpunkte ab oder näher demselben eingestellt wird. Zur Verschiebung dient eine unter dem Wagen be- findliche Zahnstange, welche von der Kurbel e aus bewegt wird. Die Bewegung des Auslegers im Kreise geschieht bei dem abge- bildeten Krahne durch Haken, mit denen Arbeiter die Arme erfassen. Bei manchen derartigen Krahnen ist die Pfanne auch in radialer Richtung verstellbar, d. h. man kann sie in verschiedenen Abstand vom Mittelpunkte des Krahnes bringen, und man erhält dadurch die Mög- lichkeit, mehrere in concentrischen Kreisen aufgestellte Reihen von Gussformen damit anzufüllen. Der Bewegungsmechanismus hierfür ist dann derselbe oder ähnlich wie bei der Pfanne des unten abgebildeten und beschriebenen Krahnes Fig. 244 und 245. Ein Drehkrahn der abgebildeten Art hat den Vortheil einer ein- fachen Anordnung und einfachen Handhabung. Je grösser aber die Zahl der Gussformen ist, welche aus der Pfanne gefüllt werden sollen, desto grösser muss natürlich der Durchmesser des Kreises sein, in 1) Die üblicheren Einrichtungen dieser Accumulatoren finden später eine kurze Besprechung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/906
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 826. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/906>, abgerufen am 18.05.2024.