flüssiges Metall zwischen der Sandfüllung und dem Deckel heraus- gequetscht wird.
In dem Eisenwerke von Joseph Whitworth & Co. in Man- chester wendet man hydraulischen Druck an, um die Gasentwickelung zu verhüten. Die Gussformen bestehen aus über einander gesetzten und unter einander verbundenen Stahlringen, ausgekleidet mit feuer- festem Futter, in welchem aufsteigende Kanäle für die entweichenden Gase angebracht sind. Die mit flüssigem Metalle angefüllte Form wird auf einem fahrbaren Tische unter die hydraulische Presse geschoben, der senkrecht stehende, an der Unterseite mit feuerfester Masse be- kleidete Kolben derselben wird gesenkt und mit einem Drucke von mehr als 600 kg per qcm gegen die Oberfläche des Metalles gedrückt, welches diesem Drucke 20--45 Minuten, ab- weichend nach der Grösse des Blockes, ausgesetzt bleibt.
Die solcherart gepressten Blöcke zeigen in der Nähe der Achse gewöhn- lich einen grösseren Hohlraum 1), jeden- falls infolge der Schwindung entstanden, deren Wirkung natürlich durch das Pressen nicht oder nur theilweise be- einträchtigt werden kann; der Hohl- raum pflegt mit brennbaren Gasen aus- gefüllt zu sein, welche aus dem Metalle austraten und sich hier sammelten. Der Erfolg des Pressens ist also keineswegs ganz vollkommen, und in dem genann- ten Eisenwerke wird dasselbe hauptsäch- lich da benutzt, wo ringförmige Körper
[Abbildung]
Fig. 238.
(Radreifen, Luftkessel u. s. w.) aus dem gegossenen Blocke hergestellt werden sollen und der mittlere undichte Theil durch Ausbohren ent- fernt wird. Bei der geraumen Zeit, während welcher die Blöcke dem Drucke ausgesetzt bleiben, würden für eine grössere Erzeugung ge- presster Blöcke auch zahlreiche Pressen erforderlich sein und die ganze Anlage würde dadurch ungemein kostspielig werden.
Auf einigen amerikanischen und englischen Eisenwerken benutzt man Dampf, welcher durch sehr starke Kautschukröhren oder auch, was jedenfalls zweckmässiger sein dürfte, durch genau schliessende, leicht einzuschaltende Knieröhren in die nach dem Gusse sofort luft- dicht verschlossene Gussform geleitet wird, um den Druck auf die Ober- fläche des Metalles hervorzubringen. Der bei diesem Verfahren erreich- bare Druck ist freilich geringer als bei Anwendung einer hydraulischen Presse und dürfte kaum über 70 kg per qcm hinausgehen; doch will man auch bei noch erheblich schwächerem Drucke (7 kg per qcm) recht befriedigende Erfolge erlangt haben. 2)
1) Vergl. den unter Literatur erwähnten Bericht von W. Annable.
2) Zeitschr. d. berg- u. hüttenm. Vereins für Steiermark und Kärnten 1880, S. 329.
Ueber Erzielung dichter Güsse.
flüssiges Metall zwischen der Sandfüllung und dem Deckel heraus- gequetscht wird.
In dem Eisenwerke von Joseph Whitworth & Co. in Man- chester wendet man hydraulischen Druck an, um die Gasentwickelung zu verhüten. Die Gussformen bestehen aus über einander gesetzten und unter einander verbundenen Stahlringen, ausgekleidet mit feuer- festem Futter, in welchem aufsteigende Kanäle für die entweichenden Gase angebracht sind. Die mit flüssigem Metalle angefüllte Form wird auf einem fahrbaren Tische unter die hydraulische Presse geschoben, der senkrecht stehende, an der Unterseite mit feuerfester Masse be- kleidete Kolben derselben wird gesenkt und mit einem Drucke von mehr als 600 kg per qcm gegen die Oberfläche des Metalles gedrückt, welches diesem Drucke 20—45 Minuten, ab- weichend nach der Grösse des Blockes, ausgesetzt bleibt.
Die solcherart gepressten Blöcke zeigen in der Nähe der Achse gewöhn- lich einen grösseren Hohlraum 1), jeden- falls infolge der Schwindung entstanden, deren Wirkung natürlich durch das Pressen nicht oder nur theilweise be- einträchtigt werden kann; der Hohl- raum pflegt mit brennbaren Gasen aus- gefüllt zu sein, welche aus dem Metalle austraten und sich hier sammelten. Der Erfolg des Pressens ist also keineswegs ganz vollkommen, und in dem genann- ten Eisenwerke wird dasselbe hauptsäch- lich da benutzt, wo ringförmige Körper
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Fig. 238.
(Radreifen, Luftkessel u. s. w.) aus dem gegossenen Blocke hergestellt werden sollen und der mittlere undichte Theil durch Ausbohren ent- fernt wird. Bei der geraumen Zeit, während welcher die Blöcke dem Drucke ausgesetzt bleiben, würden für eine grössere Erzeugung ge- presster Blöcke auch zahlreiche Pressen erforderlich sein und die ganze Anlage würde dadurch ungemein kostspielig werden.
Auf einigen amerikanischen und englischen Eisenwerken benutzt man Dampf, welcher durch sehr starke Kautschukröhren oder auch, was jedenfalls zweckmässiger sein dürfte, durch genau schliessende, leicht einzuschaltende Knieröhren in die nach dem Gusse sofort luft- dicht verschlossene Gussform geleitet wird, um den Druck auf die Ober- fläche des Metalles hervorzubringen. Der bei diesem Verfahren erreich- bare Druck ist freilich geringer als bei Anwendung einer hydraulischen Presse und dürfte kaum über 70 kg per qcm hinausgehen; doch will man auch bei noch erheblich schwächerem Drucke (7 kg per qcm) recht befriedigende Erfolge erlangt haben. 2)
1) Vergl. den unter Literatur erwähnten Bericht von W. Annable.
2) Zeitschr. d. berg- u. hüttenm. Vereins für Steiermark und Kärnten 1880, S. 329.
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[821/0901]
Ueber Erzielung dichter Güsse.
flüssiges Metall zwischen der Sandfüllung und dem Deckel heraus-
gequetscht wird.
In dem Eisenwerke von Joseph Whitworth & Co. in Man-
chester wendet man hydraulischen Druck an, um die Gasentwickelung
zu verhüten. Die Gussformen bestehen aus über einander gesetzten
und unter einander verbundenen Stahlringen, ausgekleidet mit feuer-
festem Futter, in welchem aufsteigende Kanäle für die entweichenden
Gase angebracht sind. Die mit flüssigem Metalle angefüllte Form wird
auf einem fahrbaren Tische unter die hydraulische Presse geschoben,
der senkrecht stehende, an der Unterseite mit feuerfester Masse be-
kleidete Kolben derselben wird gesenkt und mit einem Drucke von
mehr als 600 kg per qcm gegen die
Oberfläche des Metalles gedrückt, welches
diesem Drucke 20—45 Minuten, ab-
weichend nach der Grösse des Blockes,
ausgesetzt bleibt.
Die solcherart gepressten Blöcke
zeigen in der Nähe der Achse gewöhn-
lich einen grösseren Hohlraum 1), jeden-
falls infolge der Schwindung entstanden,
deren Wirkung natürlich durch das
Pressen nicht oder nur theilweise be-
einträchtigt werden kann; der Hohl-
raum pflegt mit brennbaren Gasen aus-
gefüllt zu sein, welche aus dem Metalle
austraten und sich hier sammelten. Der
Erfolg des Pressens ist also keineswegs
ganz vollkommen, und in dem genann-
ten Eisenwerke wird dasselbe hauptsäch-
lich da benutzt, wo ringförmige Körper
[Abbildung Fig. 238.]
(Radreifen, Luftkessel u. s. w.) aus dem gegossenen Blocke hergestellt
werden sollen und der mittlere undichte Theil durch Ausbohren ent-
fernt wird. Bei der geraumen Zeit, während welcher die Blöcke dem
Drucke ausgesetzt bleiben, würden für eine grössere Erzeugung ge-
presster Blöcke auch zahlreiche Pressen erforderlich sein und die ganze
Anlage würde dadurch ungemein kostspielig werden.
Auf einigen amerikanischen und englischen Eisenwerken benutzt
man Dampf, welcher durch sehr starke Kautschukröhren oder auch,
was jedenfalls zweckmässiger sein dürfte, durch genau schliessende,
leicht einzuschaltende Knieröhren in die nach dem Gusse sofort luft-
dicht verschlossene Gussform geleitet wird, um den Druck auf die Ober-
fläche des Metalles hervorzubringen. Der bei diesem Verfahren erreich-
bare Druck ist freilich geringer als bei Anwendung einer hydraulischen
Presse und dürfte kaum über 70 kg per qcm hinausgehen; doch will
man auch bei noch erheblich schwächerem Drucke (7 kg per qcm) recht
befriedigende Erfolge erlangt haben. 2)
1) Vergl. den unter Literatur erwähnten Bericht von W. Annable.
2) Zeitschr. d. berg- u. hüttenm. Vereins für Steiermark und Kärnten 1880,
S. 329.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 821. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/901>, abgerufen am 16.02.2025.
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