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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Darstellung des Schweisseisens.
der Process beschleunigt werden konnte. In der That stieg alsbald
nach Einführung dieser Verbesserungen die Leistung eines Ofens auf
das Dreifache, während der Abbrand und Brennstoffverbrauch sich ver-
ringerten. Im Vergleiche zu dem Herdfrischprocesse bot jetzt das
Puddelverfahren nicht allein den Vortheil der Benutzung roher und
mithin billigerer Brennstoffe, sondern auch der grösseren Leistungs-
fähigkeit des einzelnen Apparates. 1) Als nun bald darauf die Ein-
führung der Eisenbahnen nicht allein den Verbrauch des schmied-
baren Eisens ausserordentlich steigerte, sondern auch in Gegenden,
welche selbst arm an Steinkohlen waren, den Bezug derselben zu
verhältnissmässig billigen Preisen ermöglichte, konnte es nicht aus-
bleiben, dass der in der geschilderten Weise verbesserte Puddelprocess
nunmehr in allen Ländern, wo in grösserem Maasse die Eisenerzeugung
betrieben wurde, sich Eingang verschaffte und den älteren Herdfrisch-
process verdrängte; ja, dass selbst da, wo Steinkohlen noch zu kost-
spielig waren, man daran ging, Puddelöfen mit Anwendung von Holz,
Torf oder Braunkohlen als Brennstoffen, theils im rohen Zustande, theils
nach vorausgegangener Vergasung, zu errichten.

In den ersten Jahrzehnten nach Einführung des Puddelns stellte
man ausschliesslich ein kohlenstoffarmes Eisen -- Schmiedeeisen -- im
Puddelofen dar. Die schon seit lange geübte Praxis der Stahldar-
stellung im Frischfeuer musste die Anregung dazu geben, auch im
Puddelofen die unmittelbare Herstellung von Stahl durch rechtzeitige
Unterbrechung des Processes zu versuchen. Ziemlich lange jedoch
währte es, bis diese Versuche von durchgreifendem Erfolge gekrönt
waren. Deutschland und Oesterreich, wo der Herdfrischstahl seit
Alters her erzeugt wurde, lieferten auch den ersten Puddelstahl. Nach
Tunner 2) wurde 1835 von einem kärntnischen Eisenwerke Puddel-
stahl dargestellt; in den vierziger Jahren beschäftigten sich bereits ver-
schiedene westfälische Eisenwerke mit der Anfertigung desselben. All-
gemein bekannt wurde der Puddelstahl erst seit der Londoner Welt-
ausstellung im Jahre 1851, auf welcher verschiedene westfälische
Firmen Proben desselben zur Anschauung gebracht hatten.


Der chemische Verlauf des Puddelprocesses stimmt im Wesent-
lichen mit demjenigen des Herdfrischprocesses überein. Während bei
letzterem der Gebläsewind die Oxydation einleitet und man durch
Zusatz eisenoxydreicher Schlacken die Wirkung desselben unterstützt,
sind es im Puddelofen die an Kohlensäure und Wasserdampf reichen
und zugleich noch freien Sauerstoff enthaltenden Verbrennungsgase,
welche bereits, während sie über das schmelzende Roheisen hinziehen,

1) Die wöchentliche Leistung eines Frischfeuers ist zwar bei den einzelnen
Methoden verschieden, dürfte sich aber durchschnittlich auf 8 t beziffern lassen; als
durchschnittliche wöchentliche Leistung eines Puddelofens wird man etwa die doppelte
Eisenmenge annehmen können.
2) Jahrbuch der Bergakademieen zu Leoben und Pribram 1853, S. 281.

Die Darstellung des Schweisseisens.
der Process beschleunigt werden konnte. In der That stieg alsbald
nach Einführung dieser Verbesserungen die Leistung eines Ofens auf
das Dreifache, während der Abbrand und Brennstoffverbrauch sich ver-
ringerten. Im Vergleiche zu dem Herdfrischprocesse bot jetzt das
Puddelverfahren nicht allein den Vortheil der Benutzung roher und
mithin billigerer Brennstoffe, sondern auch der grösseren Leistungs-
fähigkeit des einzelnen Apparates. 1) Als nun bald darauf die Ein-
führung der Eisenbahnen nicht allein den Verbrauch des schmied-
baren Eisens ausserordentlich steigerte, sondern auch in Gegenden,
welche selbst arm an Steinkohlen waren, den Bezug derselben zu
verhältnissmässig billigen Preisen ermöglichte, konnte es nicht aus-
bleiben, dass der in der geschilderten Weise verbesserte Puddelprocess
nunmehr in allen Ländern, wo in grösserem Maasse die Eisenerzeugung
betrieben wurde, sich Eingang verschaffte und den älteren Herdfrisch-
process verdrängte; ja, dass selbst da, wo Steinkohlen noch zu kost-
spielig waren, man daran ging, Puddelöfen mit Anwendung von Holz,
Torf oder Braunkohlen als Brennstoffen, theils im rohen Zustande, theils
nach vorausgegangener Vergasung, zu errichten.

In den ersten Jahrzehnten nach Einführung des Puddelns stellte
man ausschliesslich ein kohlenstoffarmes Eisen — Schmiedeeisen — im
Puddelofen dar. Die schon seit lange geübte Praxis der Stahldar-
stellung im Frischfeuer musste die Anregung dazu geben, auch im
Puddelofen die unmittelbare Herstellung von Stahl durch rechtzeitige
Unterbrechung des Processes zu versuchen. Ziemlich lange jedoch
währte es, bis diese Versuche von durchgreifendem Erfolge gekrönt
waren. Deutschland und Oesterreich, wo der Herdfrischstahl seit
Alters her erzeugt wurde, lieferten auch den ersten Puddelstahl. Nach
Tunner 2) wurde 1835 von einem kärntnischen Eisenwerke Puddel-
stahl dargestellt; in den vierziger Jahren beschäftigten sich bereits ver-
schiedene westfälische Eisenwerke mit der Anfertigung desselben. All-
gemein bekannt wurde der Puddelstahl erst seit der Londoner Welt-
ausstellung im Jahre 1851, auf welcher verschiedene westfälische
Firmen Proben desselben zur Anschauung gebracht hatten.


Der chemische Verlauf des Puddelprocesses stimmt im Wesent-
lichen mit demjenigen des Herdfrischprocesses überein. Während bei
letzterem der Gebläsewind die Oxydation einleitet und man durch
Zusatz eisenoxydreicher Schlacken die Wirkung desselben unterstützt,
sind es im Puddelofen die an Kohlensäure und Wasserdampf reichen
und zugleich noch freien Sauerstoff enthaltenden Verbrennungsgase,
welche bereits, während sie über das schmelzende Roheisen hinziehen,

1) Die wöchentliche Leistung eines Frischfeuers ist zwar bei den einzelnen
Methoden verschieden, dürfte sich aber durchschnittlich auf 8 t beziffern lassen; als
durchschnittliche wöchentliche Leistung eines Puddelofens wird man etwa die doppelte
Eisenmenge annehmen können.
2) Jahrbuch der Bergakademieen zu Leoben und Přibram 1853, S. 281.
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[772/0844] Die Darstellung des Schweisseisens. der Process beschleunigt werden konnte. In der That stieg alsbald nach Einführung dieser Verbesserungen die Leistung eines Ofens auf das Dreifache, während der Abbrand und Brennstoffverbrauch sich ver- ringerten. Im Vergleiche zu dem Herdfrischprocesse bot jetzt das Puddelverfahren nicht allein den Vortheil der Benutzung roher und mithin billigerer Brennstoffe, sondern auch der grösseren Leistungs- fähigkeit des einzelnen Apparates. 1) Als nun bald darauf die Ein- führung der Eisenbahnen nicht allein den Verbrauch des schmied- baren Eisens ausserordentlich steigerte, sondern auch in Gegenden, welche selbst arm an Steinkohlen waren, den Bezug derselben zu verhältnissmässig billigen Preisen ermöglichte, konnte es nicht aus- bleiben, dass der in der geschilderten Weise verbesserte Puddelprocess nunmehr in allen Ländern, wo in grösserem Maasse die Eisenerzeugung betrieben wurde, sich Eingang verschaffte und den älteren Herdfrisch- process verdrängte; ja, dass selbst da, wo Steinkohlen noch zu kost- spielig waren, man daran ging, Puddelöfen mit Anwendung von Holz, Torf oder Braunkohlen als Brennstoffen, theils im rohen Zustande, theils nach vorausgegangener Vergasung, zu errichten. In den ersten Jahrzehnten nach Einführung des Puddelns stellte man ausschliesslich ein kohlenstoffarmes Eisen — Schmiedeeisen — im Puddelofen dar. Die schon seit lange geübte Praxis der Stahldar- stellung im Frischfeuer musste die Anregung dazu geben, auch im Puddelofen die unmittelbare Herstellung von Stahl durch rechtzeitige Unterbrechung des Processes zu versuchen. Ziemlich lange jedoch währte es, bis diese Versuche von durchgreifendem Erfolge gekrönt waren. Deutschland und Oesterreich, wo der Herdfrischstahl seit Alters her erzeugt wurde, lieferten auch den ersten Puddelstahl. Nach Tunner 2) wurde 1835 von einem kärntnischen Eisenwerke Puddel- stahl dargestellt; in den vierziger Jahren beschäftigten sich bereits ver- schiedene westfälische Eisenwerke mit der Anfertigung desselben. All- gemein bekannt wurde der Puddelstahl erst seit der Londoner Welt- ausstellung im Jahre 1851, auf welcher verschiedene westfälische Firmen Proben desselben zur Anschauung gebracht hatten. Der chemische Verlauf des Puddelprocesses stimmt im Wesent- lichen mit demjenigen des Herdfrischprocesses überein. Während bei letzterem der Gebläsewind die Oxydation einleitet und man durch Zusatz eisenoxydreicher Schlacken die Wirkung desselben unterstützt, sind es im Puddelofen die an Kohlensäure und Wasserdampf reichen und zugleich noch freien Sauerstoff enthaltenden Verbrennungsgase, welche bereits, während sie über das schmelzende Roheisen hinziehen, 1) Die wöchentliche Leistung eines Frischfeuers ist zwar bei den einzelnen Methoden verschieden, dürfte sich aber durchschnittlich auf 8 t beziffern lassen; als durchschnittliche wöchentliche Leistung eines Puddelofens wird man etwa die doppelte Eisenmenge annehmen können. 2) Jahrbuch der Bergakademieen zu Leoben und Přibram 1853, S. 281.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 772. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/844>, abgerufen am 04.12.2024.