oxydirend auf dasselbe wirken. 1) Zunächst werden auch hier vor- wiegend Mangan, Silicium und Eisen oxydirt; erstere, weil sie an und für sich leicht oxydirbar sind, letzteres, weil es der Menge nach so bedeutend vorwiegt und deshalb der Oxydation stärker preisgegeben ist. Kohlenstoff verbrennt im Anfange des Processes nicht, sofern grössere Mengen Mangan und Silicium zugegen sind, welche die Ver- brennung auf sich ziehen und ihn schützen.
In solcher Weise würde nun auch ohne Weiteres eine eisenreiche Schlacke entstehen, und theils unter Einwirkung derselben, theils unter unmittelbarer Einwirkung der Ofengase würde allmählich der Kohlen- stoff verbrennen, sobald Silicium und Mangan ausgeschieden sind.
Offenbar wird aber der Process beschleunigt, der Eisenverlust ver- ringert werden, wenn man, statt durch Verschlackung von Eisen aus dem Roheisen eine eisenreiche Schlacke zu bilden, schon von vorn- herein eine solche Schlacke oder andere eisenoxydreiche Körper (Ham- merschlag, Eisenerze) zusetzt und diese als Oxydationsmittel auf den Kohlenstoff-, Silicium- und Mangangehalt des eingesetzten Roheisens einwirken lässt. Es ist in der That denkbar, dass hierbei, wenn ein Theil des Oxydulgehaltes der Schlacke durch jene austretenden Körper, insbesondere durch den Kohlenstoff, zu Metall reducirt würde, der Abbrand nicht nur ganz vermieden, sondern sogar ein noch höheres Ausbringen als der Einsatz erzielt werden könnte. 2)
In dem gewöhnlichen Puddelofen wird nun freilich dieser Fall kaum jemals eintreten. Die Temperatur desselben ist aus einem so- gleich zu erörternden Grunde gerade während der Oxydationsperiode ziemlich niedrig und deshalb für die Reduction des Oxyduls zu metalli- schem Eisen nicht günstig; das hauptsächlichste Oxydationsmittel bildet das in der Schlacke enthaltene Eisenoxyd, welches hierbei zu Oxydul reducirt wird, während durch die unausgesetzte Berührung mit dem Gasstrome eine erneuerte Oxydation des letzteren stattfindet.
Diese Einwirkung der theils gebildeten, theils zugesetzten Schlacke auf das Eisen würde nun aber eine sehr oberflächliche, langsame sein, wenn man beide ruhig einander überlassen wollte. Die Schlacke würde auf dem Eisen schwimmen, nur die Oberfläche des letzteren würde von derselben beeinflusst werden können.
Durch ein unausgesetztes Umrühren beider Körper, welches schon oben als die charakteristische Eigenthümlichkeit des Puddelns bezeichnet wurde, ruft man also eine stets erneuerte Berührung und kräftige Ein- wirkung derselben auf einander hervor. Ein dickflüssiger Zustand hierbei befördert offenbar die Mischung, ein dünnflüssiger erschwert
1)Fischer fand die Gase der Puddelöfen folgendermaassen zusammengesetzt: Kohlensäure 11--16 Proc., Kohlenoxyd höchstens Spuren, freier Sauerstoff 2.5 bis 12 Proc., Stickstoff 79.7--81.8 Proc. Wasserdampf scheint nicht bestimmt zu sein. Dingl. Polyt. Journ. Bd. 238, S. 420.
2) Man erwäge, dass bei dem Vorgange
[Formel 1]
für je 16 Gewichtsthl. aus dem Eisen austretenden Kohlenstoff 56 Gewichtsthl. Eisen reducirt und mit dem vorhandenen Eisen vereinigt werden.
Das Puddeln in feststehenden Oefen.
oxydirend auf dasselbe wirken. 1) Zunächst werden auch hier vor- wiegend Mangan, Silicium und Eisen oxydirt; erstere, weil sie an und für sich leicht oxydirbar sind, letzteres, weil es der Menge nach so bedeutend vorwiegt und deshalb der Oxydation stärker preisgegeben ist. Kohlenstoff verbrennt im Anfange des Processes nicht, sofern grössere Mengen Mangan und Silicium zugegen sind, welche die Ver- brennung auf sich ziehen und ihn schützen.
In solcher Weise würde nun auch ohne Weiteres eine eisenreiche Schlacke entstehen, und theils unter Einwirkung derselben, theils unter unmittelbarer Einwirkung der Ofengase würde allmählich der Kohlen- stoff verbrennen, sobald Silicium und Mangan ausgeschieden sind.
Offenbar wird aber der Process beschleunigt, der Eisenverlust ver- ringert werden, wenn man, statt durch Verschlackung von Eisen aus dem Roheisen eine eisenreiche Schlacke zu bilden, schon von vorn- herein eine solche Schlacke oder andere eisenoxydreiche Körper (Ham- merschlag, Eisenerze) zusetzt und diese als Oxydationsmittel auf den Kohlenstoff-, Silicium- und Mangangehalt des eingesetzten Roheisens einwirken lässt. Es ist in der That denkbar, dass hierbei, wenn ein Theil des Oxydulgehaltes der Schlacke durch jene austretenden Körper, insbesondere durch den Kohlenstoff, zu Metall reducirt würde, der Abbrand nicht nur ganz vermieden, sondern sogar ein noch höheres Ausbringen als der Einsatz erzielt werden könnte. 2)
In dem gewöhnlichen Puddelofen wird nun freilich dieser Fall kaum jemals eintreten. Die Temperatur desselben ist aus einem so- gleich zu erörternden Grunde gerade während der Oxydationsperiode ziemlich niedrig und deshalb für die Reduction des Oxyduls zu metalli- schem Eisen nicht günstig; das hauptsächlichste Oxydationsmittel bildet das in der Schlacke enthaltene Eisenoxyd, welches hierbei zu Oxydul reducirt wird, während durch die unausgesetzte Berührung mit dem Gasstrome eine erneuerte Oxydation des letzteren stattfindet.
Diese Einwirkung der theils gebildeten, theils zugesetzten Schlacke auf das Eisen würde nun aber eine sehr oberflächliche, langsame sein, wenn man beide ruhig einander überlassen wollte. Die Schlacke würde auf dem Eisen schwimmen, nur die Oberfläche des letzteren würde von derselben beeinflusst werden können.
Durch ein unausgesetztes Umrühren beider Körper, welches schon oben als die charakteristische Eigenthümlichkeit des Puddelns bezeichnet wurde, ruft man also eine stets erneuerte Berührung und kräftige Ein- wirkung derselben auf einander hervor. Ein dickflüssiger Zustand hierbei befördert offenbar die Mischung, ein dünnflüssiger erschwert
1)Fischer fand die Gase der Puddelöfen folgendermaassen zusammengesetzt: Kohlensäure 11—16 Proc., Kohlenoxyd höchstens Spuren, freier Sauerstoff 2.5 bis 12 Proc., Stickstoff 79.7—81.8 Proc. Wasserdampf scheint nicht bestimmt zu sein. Dingl. Polyt. Journ. Bd. 238, S. 420.
2) Man erwäge, dass bei dem Vorgange
[Formel 1]
für je 16 Gewichtsthl. aus dem Eisen austretenden Kohlenstoff 56 Gewichtsthl. Eisen reducirt und mit dem vorhandenen Eisen vereinigt werden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0845"n="773"/><fwplace="top"type="header">Das Puddeln in feststehenden Oefen.</fw><lb/>
oxydirend auf dasselbe wirken. <noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#g">Fischer</hi> fand die Gase der Puddelöfen folgendermaassen zusammengesetzt:<lb/>
Kohlensäure 11—16 Proc., Kohlenoxyd höchstens Spuren, freier Sauerstoff 2.5 bis<lb/>
12 Proc., Stickstoff 79.7—81.8 Proc. Wasserdampf scheint nicht bestimmt zu sein.<lb/>
Dingl. Polyt. Journ. Bd. 238, S. 420.</note> Zunächst werden auch hier vor-<lb/>
wiegend Mangan, Silicium und Eisen oxydirt; erstere, weil sie an und<lb/>
für sich leicht oxydirbar sind, letzteres, weil es der Menge nach so<lb/>
bedeutend vorwiegt und deshalb der Oxydation stärker preisgegeben<lb/>
ist. Kohlenstoff verbrennt im Anfange des Processes nicht, sofern<lb/>
grössere Mengen Mangan und Silicium zugegen sind, welche die Ver-<lb/>
brennung auf sich ziehen und ihn schützen.</p><lb/><p>In solcher Weise würde nun auch ohne Weiteres eine eisenreiche<lb/>
Schlacke entstehen, und theils unter Einwirkung derselben, theils unter<lb/>
unmittelbarer Einwirkung der Ofengase würde allmählich der Kohlen-<lb/>
stoff verbrennen, sobald Silicium und Mangan ausgeschieden sind.</p><lb/><p>Offenbar wird aber der Process beschleunigt, der Eisenverlust ver-<lb/>
ringert werden, wenn man, statt durch Verschlackung von Eisen aus<lb/>
dem Roheisen eine eisenreiche Schlacke zu bilden, schon von vorn-<lb/>
herein eine solche Schlacke oder andere eisenoxydreiche Körper (Ham-<lb/>
merschlag, Eisenerze) zusetzt und diese als Oxydationsmittel auf den<lb/>
Kohlenstoff-, Silicium- und Mangangehalt des eingesetzten Roheisens<lb/>
einwirken lässt. Es ist in der That denkbar, dass hierbei, wenn ein<lb/>
Theil des Oxydulgehaltes der Schlacke durch jene austretenden Körper,<lb/>
insbesondere durch den Kohlenstoff, zu Metall reducirt würde, der<lb/>
Abbrand nicht nur ganz vermieden, sondern sogar ein noch höheres<lb/>
Ausbringen als der Einsatz erzielt werden könnte. <noteplace="foot"n="2)">Man erwäge, dass bei dem Vorgange<lb/><hirendition="#c"><formula/></hi> für je 16 Gewichtsthl. aus dem Eisen austretenden Kohlenstoff 56 Gewichtsthl. Eisen<lb/>
reducirt und mit dem vorhandenen Eisen vereinigt werden.</note></p><lb/><p>In dem gewöhnlichen Puddelofen wird nun freilich dieser Fall<lb/>
kaum jemals eintreten. Die Temperatur desselben ist aus einem so-<lb/>
gleich zu erörternden Grunde gerade während der Oxydationsperiode<lb/>
ziemlich niedrig und deshalb für die Reduction des Oxyduls zu metalli-<lb/>
schem Eisen nicht günstig; das hauptsächlichste Oxydationsmittel bildet<lb/>
das in der Schlacke enthaltene Eisenoxyd, welches hierbei zu Oxydul<lb/>
reducirt wird, während durch die unausgesetzte Berührung mit dem<lb/>
Gasstrome eine erneuerte Oxydation des letzteren stattfindet.</p><lb/><p>Diese Einwirkung der theils gebildeten, theils zugesetzten Schlacke<lb/>
auf das Eisen würde nun aber eine sehr oberflächliche, langsame sein,<lb/>
wenn man beide ruhig einander überlassen wollte. Die Schlacke würde<lb/>
auf dem Eisen schwimmen, nur die Oberfläche des letzteren würde<lb/>
von derselben beeinflusst werden können.</p><lb/><p>Durch ein unausgesetztes Umrühren beider Körper, welches schon<lb/>
oben als die charakteristische Eigenthümlichkeit des Puddelns bezeichnet<lb/>
wurde, ruft man also eine stets erneuerte Berührung und kräftige Ein-<lb/>
wirkung derselben auf einander hervor. Ein dickflüssiger Zustand<lb/>
hierbei befördert offenbar die Mischung, ein dünnflüssiger erschwert<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[773/0845]
Das Puddeln in feststehenden Oefen.
oxydirend auf dasselbe wirken. 1) Zunächst werden auch hier vor-
wiegend Mangan, Silicium und Eisen oxydirt; erstere, weil sie an und
für sich leicht oxydirbar sind, letzteres, weil es der Menge nach so
bedeutend vorwiegt und deshalb der Oxydation stärker preisgegeben
ist. Kohlenstoff verbrennt im Anfange des Processes nicht, sofern
grössere Mengen Mangan und Silicium zugegen sind, welche die Ver-
brennung auf sich ziehen und ihn schützen.
In solcher Weise würde nun auch ohne Weiteres eine eisenreiche
Schlacke entstehen, und theils unter Einwirkung derselben, theils unter
unmittelbarer Einwirkung der Ofengase würde allmählich der Kohlen-
stoff verbrennen, sobald Silicium und Mangan ausgeschieden sind.
Offenbar wird aber der Process beschleunigt, der Eisenverlust ver-
ringert werden, wenn man, statt durch Verschlackung von Eisen aus
dem Roheisen eine eisenreiche Schlacke zu bilden, schon von vorn-
herein eine solche Schlacke oder andere eisenoxydreiche Körper (Ham-
merschlag, Eisenerze) zusetzt und diese als Oxydationsmittel auf den
Kohlenstoff-, Silicium- und Mangangehalt des eingesetzten Roheisens
einwirken lässt. Es ist in der That denkbar, dass hierbei, wenn ein
Theil des Oxydulgehaltes der Schlacke durch jene austretenden Körper,
insbesondere durch den Kohlenstoff, zu Metall reducirt würde, der
Abbrand nicht nur ganz vermieden, sondern sogar ein noch höheres
Ausbringen als der Einsatz erzielt werden könnte. 2)
In dem gewöhnlichen Puddelofen wird nun freilich dieser Fall
kaum jemals eintreten. Die Temperatur desselben ist aus einem so-
gleich zu erörternden Grunde gerade während der Oxydationsperiode
ziemlich niedrig und deshalb für die Reduction des Oxyduls zu metalli-
schem Eisen nicht günstig; das hauptsächlichste Oxydationsmittel bildet
das in der Schlacke enthaltene Eisenoxyd, welches hierbei zu Oxydul
reducirt wird, während durch die unausgesetzte Berührung mit dem
Gasstrome eine erneuerte Oxydation des letzteren stattfindet.
Diese Einwirkung der theils gebildeten, theils zugesetzten Schlacke
auf das Eisen würde nun aber eine sehr oberflächliche, langsame sein,
wenn man beide ruhig einander überlassen wollte. Die Schlacke würde
auf dem Eisen schwimmen, nur die Oberfläche des letzteren würde
von derselben beeinflusst werden können.
Durch ein unausgesetztes Umrühren beider Körper, welches schon
oben als die charakteristische Eigenthümlichkeit des Puddelns bezeichnet
wurde, ruft man also eine stets erneuerte Berührung und kräftige Ein-
wirkung derselben auf einander hervor. Ein dickflüssiger Zustand
hierbei befördert offenbar die Mischung, ein dünnflüssiger erschwert
1) Fischer fand die Gase der Puddelöfen folgendermaassen zusammengesetzt:
Kohlensäure 11—16 Proc., Kohlenoxyd höchstens Spuren, freier Sauerstoff 2.5 bis
12 Proc., Stickstoff 79.7—81.8 Proc. Wasserdampf scheint nicht bestimmt zu sein.
Dingl. Polyt. Journ. Bd. 238, S. 420.
2) Man erwäge, dass bei dem Vorgange
[FORMEL] für je 16 Gewichtsthl. aus dem Eisen austretenden Kohlenstoff 56 Gewichtsthl. Eisen
reducirt und mit dem vorhandenen Eisen vereinigt werden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 773. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/845>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.