und gegen die Mitte des Jahrhunderts waren sie ziemlich vollständig verschwunden. Eine gewisse Wichtigkeit hat sich dagegen der Stück- ofenbetrieb in Finnland bewahrt, wo man noch heute die directe Darstellung schmiedbaren Eisens in verhältnissmässig grossem Um- fange betreibt.
Später als Schachtöfen kamen Feuer zur Darstellung schmied- baren Eisens aus Erzen zur Anwendung, niedrige, grubenartige Oefen, welchen der Wind von oben her, d. h. über den Rand des Feuers hinweg durch eine schräg abwärts gerichtete Düse zugeführt wurde. Sie haben vor den Stücköfen den Vortheil einer bequemeren Arbeit voraus, da das erfolgende Eisen leichter zu erreichen ist, erfordern aber naturgemäss einen stärker gepressten Windstrom als er durch die einfachen Gebläse des Alterthums sich erzielen liess.
Man nennt den in diesen Feuern gewonnenen Eisenklumpen ge- wöhnlich Luppe und die Arbeit selbst wird in älteren Werken über Eisenhüttenkunde gewöhnlich als Luppenfrischarbeit bezeichnet, obgleich dieser Ausdruck mit der früher gegebenen Erklärung des Wortes "Frischen" keineswegs im Einklange steht. 1) Besser dürfte die Bezeichnung Rennfeuerarbeit dafür sein.
In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts war diese Renn- feuerarbeit in verschiedenen Theilen Deutschlands, wo nicht etwa Stück- öfen betrieben wurden, noch ziemlich verbreitet; in Oberschlesien erloschen die Rennfeuer erst beim Beginne des jetzigen Jahrhunderts. Dagegen finden sich noch heute solche Rennfeuer in einzelnen Theilen Spaniens sowie in den Vereinigten Staaten Nordamerikas (in der Um- gebung des Lake Champlain in den Staaten New York und New Jersey), wo man gewöhnlich schwer reducirbare und deshalb für den Hochofen- betrieb weniger gut geeignete Magneteisenerze mit Hilfe dieses Ver- fahrens verarbeitet. Man nennt die dort übliche Methode die cataloni- sche, obgleich sie dem Bau des Feuers wie der praktischen Ausführung zufolge mehr mit der früher in Deutschland ausgebildeten Methode, wie sie u. a. in Karsten's Handbuche der Eisenhüttenkunde, Bd. IV, ausführlich beschrieben ist, als mit der in Catalonien üblichen oder üblich gewesenen übereinstimmt.
Die Einrichtung dieser amerikanischen Rennfeuer ist im Wesent- lichen die nämliche als diejenige der Herdfrischfeuer, welche zum Ver- frischen des Roheisens bestimmt und unten ausführlicher beschrieben sind; d. h. sie bestehen aus gemauerten vierseitigen niedrigen Behältern, welche mit gusseisernen Platten ausgesetzt sind. Im Ganzen sind für jedes Feuer fünf Platten erforderlich, eine für den Boden und vier für die Umfassung. Die Seitenplatten stehen senkrecht, die vordere und hintere Platte haben häufig eine schwache Neigung nach aussen. Der Boden ist hohl und mit Wasser gekühlt. Ueber die eine Seitenplatte ragt die stark geneigte, ebenfalls wassergekühlte Form in das Feuer. Die Länge der Feuer pflegt etwa 0.6 m, die Breite 0.7 m, die Tiefe 0.3 m zu sein. Durch einen gemauerten Mantel, welcher nach oben sich zu einer Esse verengt und nur an der Arbeitsseite eine Oeffnung
1) Vergl. S. 282.
Die Darstellung des Schweisseisens.
und gegen die Mitte des Jahrhunderts waren sie ziemlich vollständig verschwunden. Eine gewisse Wichtigkeit hat sich dagegen der Stück- ofenbetrieb in Finnland bewahrt, wo man noch heute die directe Darstellung schmiedbaren Eisens in verhältnissmässig grossem Um- fange betreibt.
Später als Schachtöfen kamen Feuer zur Darstellung schmied- baren Eisens aus Erzen zur Anwendung, niedrige, grubenartige Oefen, welchen der Wind von oben her, d. h. über den Rand des Feuers hinweg durch eine schräg abwärts gerichtete Düse zugeführt wurde. Sie haben vor den Stücköfen den Vortheil einer bequemeren Arbeit voraus, da das erfolgende Eisen leichter zu erreichen ist, erfordern aber naturgemäss einen stärker gepressten Windstrom als er durch die einfachen Gebläse des Alterthums sich erzielen liess.
Man nennt den in diesen Feuern gewonnenen Eisenklumpen ge- wöhnlich Luppe und die Arbeit selbst wird in älteren Werken über Eisenhüttenkunde gewöhnlich als Luppenfrischarbeit bezeichnet, obgleich dieser Ausdruck mit der früher gegebenen Erklärung des Wortes „Frischen“ keineswegs im Einklange steht. 1) Besser dürfte die Bezeichnung Rennfeuerarbeit dafür sein.
In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts war diese Renn- feuerarbeit in verschiedenen Theilen Deutschlands, wo nicht etwa Stück- öfen betrieben wurden, noch ziemlich verbreitet; in Oberschlesien erloschen die Rennfeuer erst beim Beginne des jetzigen Jahrhunderts. Dagegen finden sich noch heute solche Rennfeuer in einzelnen Theilen Spaniens sowie in den Vereinigten Staaten Nordamerikas (in der Um- gebung des Lake Champlain in den Staaten New York und New Jersey), wo man gewöhnlich schwer reducirbare und deshalb für den Hochofen- betrieb weniger gut geeignete Magneteisenerze mit Hilfe dieses Ver- fahrens verarbeitet. Man nennt die dort übliche Methode die cataloni- sche, obgleich sie dem Bau des Feuers wie der praktischen Ausführung zufolge mehr mit der früher in Deutschland ausgebildeten Methode, wie sie u. a. in Karsten’s Handbuche der Eisenhüttenkunde, Bd. IV, ausführlich beschrieben ist, als mit der in Catalonien üblichen oder üblich gewesenen übereinstimmt.
Die Einrichtung dieser amerikanischen Rennfeuer ist im Wesent- lichen die nämliche als diejenige der Herdfrischfeuer, welche zum Ver- frischen des Roheisens bestimmt und unten ausführlicher beschrieben sind; d. h. sie bestehen aus gemauerten vierseitigen niedrigen Behältern, welche mit gusseisernen Platten ausgesetzt sind. Im Ganzen sind für jedes Feuer fünf Platten erforderlich, eine für den Boden und vier für die Umfassung. Die Seitenplatten stehen senkrecht, die vordere und hintere Platte haben häufig eine schwache Neigung nach aussen. Der Boden ist hohl und mit Wasser gekühlt. Ueber die eine Seitenplatte ragt die stark geneigte, ebenfalls wassergekühlte Form in das Feuer. Die Länge der Feuer pflegt etwa 0.6 m, die Breite 0.7 m, die Tiefe 0.3 m zu sein. Durch einen gemauerten Mantel, welcher nach oben sich zu einer Esse verengt und nur an der Arbeitsseite eine Oeffnung
1) Vergl. S. 282.
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Die Darstellung des Schweisseisens.
und gegen die Mitte des Jahrhunderts waren sie ziemlich vollständig
verschwunden. Eine gewisse Wichtigkeit hat sich dagegen der Stück-
ofenbetrieb in Finnland bewahrt, wo man noch heute die directe
Darstellung schmiedbaren Eisens in verhältnissmässig grossem Um-
fange betreibt.
Später als Schachtöfen kamen Feuer zur Darstellung schmied-
baren Eisens aus Erzen zur Anwendung, niedrige, grubenartige Oefen,
welchen der Wind von oben her, d. h. über den Rand des Feuers
hinweg durch eine schräg abwärts gerichtete Düse zugeführt wurde.
Sie haben vor den Stücköfen den Vortheil einer bequemeren Arbeit
voraus, da das erfolgende Eisen leichter zu erreichen ist, erfordern
aber naturgemäss einen stärker gepressten Windstrom als er durch die
einfachen Gebläse des Alterthums sich erzielen liess.
Man nennt den in diesen Feuern gewonnenen Eisenklumpen ge-
wöhnlich Luppe und die Arbeit selbst wird in älteren Werken über
Eisenhüttenkunde gewöhnlich als Luppenfrischarbeit bezeichnet,
obgleich dieser Ausdruck mit der früher gegebenen Erklärung des
Wortes „Frischen“ keineswegs im Einklange steht. 1) Besser dürfte die
Bezeichnung Rennfeuerarbeit dafür sein.
In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts war diese Renn-
feuerarbeit in verschiedenen Theilen Deutschlands, wo nicht etwa Stück-
öfen betrieben wurden, noch ziemlich verbreitet; in Oberschlesien
erloschen die Rennfeuer erst beim Beginne des jetzigen Jahrhunderts.
Dagegen finden sich noch heute solche Rennfeuer in einzelnen Theilen
Spaniens sowie in den Vereinigten Staaten Nordamerikas (in der Um-
gebung des Lake Champlain in den Staaten New York und New Jersey),
wo man gewöhnlich schwer reducirbare und deshalb für den Hochofen-
betrieb weniger gut geeignete Magneteisenerze mit Hilfe dieses Ver-
fahrens verarbeitet. Man nennt die dort übliche Methode die cataloni-
sche, obgleich sie dem Bau des Feuers wie der praktischen Ausführung
zufolge mehr mit der früher in Deutschland ausgebildeten Methode,
wie sie u. a. in Karsten’s Handbuche der Eisenhüttenkunde, Bd. IV,
ausführlich beschrieben ist, als mit der in Catalonien üblichen oder
üblich gewesenen übereinstimmt.
Die Einrichtung dieser amerikanischen Rennfeuer ist im Wesent-
lichen die nämliche als diejenige der Herdfrischfeuer, welche zum Ver-
frischen des Roheisens bestimmt und unten ausführlicher beschrieben
sind; d. h. sie bestehen aus gemauerten vierseitigen niedrigen Behältern,
welche mit gusseisernen Platten ausgesetzt sind. Im Ganzen sind für
jedes Feuer fünf Platten erforderlich, eine für den Boden und vier für
die Umfassung. Die Seitenplatten stehen senkrecht, die vordere und
hintere Platte haben häufig eine schwache Neigung nach aussen. Der
Boden ist hohl und mit Wasser gekühlt. Ueber die eine Seitenplatte
ragt die stark geneigte, ebenfalls wassergekühlte Form in das Feuer.
Die Länge der Feuer pflegt etwa 0.6 m, die Breite 0.7 m, die Tiefe
0.3 m zu sein. Durch einen gemauerten Mantel, welcher nach oben
sich zu einer Esse verengt und nur an der Arbeitsseite eine Oeffnung
1) Vergl. S. 282.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/818>, abgerufen am 18.12.2024.
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