-- in anderen Gegenden -- mit Hilfe einer aus einem Bambusstabe gebildeten Feder, an welche der Riemen angeschlossen ist; das Zu- sammendrücken durch Treten mit dem Fusse. Das Aufziehen und Zusammendrücken der beiden Bälge geschieht immer abwechselnd.
Man schmilzt jedesmal 20 kg Eisenstein (meistens Rotheisenstein) ohne Zuschlag mit etwa 20 kg Holzkohlen und gebraucht dazu einen Zeitraum von ungefähr 2 Stunden. Es erfolgt ein Eisenklumpen von 71/2--9 kg Gewicht, welcher durch eine Zange aus der Gicht heraus- geholt und dann mit Handhämmern bearbeitet und ausgeschmiedet wird. Zur Bedienung eines Ofens sind in 24 Stunden vier Arbeiter und ein Meister erforderlich, welche erstere sich am Gebläse ablösen, während letzterer das Ausbrechen des Eisenklumpens, die Herstellung der Formen, das Ausbessern des Ofens u. s. w. besorgt.
In Kulturländern hatte man im 17. und 18. Jahrhunderte den Stück- öfen erheblich grössere Abmessungen gegeben, nachdem man durch Ver- vollkommnung der Gebläse die Möglichkeit erlangt hatte, grössere Windmengen, wie sie der grössere Ofen erfordert, zu erzeugen. Dass schon seit dem 13. Jahrhunderte sich aus diesen Stücköfen der zur Roheisendarstellung dienende Hochofen allmählich entwickelte, wurde schon früher erwähnt.
In ziemlich grossem Umfange wurden noch im vorigen Jahrhunderte in den österreichischen Alpenländern und in der Gegend von Schmal- kalden Stücköfen betrieben. Die Form dieser Stücköfen war derjenigen sehr ähnlich, wie sie heutigen Tages noch viele österreichische Holz- kohlenhochöfen besitzen: zwei Kegel, welche mit den breiten Flächen zusammenstossen, bilden das Innere des Ofens (vergl. die Skizze Fig. 51 auf S. 323). Die Höhe derselben betrug mitunter beinahe 5 m, so dass sie auch in dieser Beziehung sich nicht wesentlich von manchen der damals gebräuchlichen Hochöfen unterschieden und nur die Art und Weise des Betriebes den eigentlichen Unterschied bedingte. Man schmolz in einem solchen Ofen nach und nach so viel Eisenerz, dass ein Deul von 200--300 kg Gewicht erfolgte; dann wurde niedergeblasen, der Deul durch eine unten befindliche Oeffnung ausgebrochen und weiter verarbeitet. Täglich wurden drei solcher Deule erzeugt. 1) In einer Schlacke dieses Stückofenbetriebes fand Karsten:
Si O2 29.1
Fe O 51.7
Al2 O3 4.3
Ca O 2.6
Mg O 9.2
Mn O 2.9
99.8.
In den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts minderte sich die Zahl der vorhandenen Stücköfen in den erwähnten Ländern zusehends
1) Näheres über den Betrieb dieser Stücköfen im vorigen Jahrhunderte findet der Leser in folgenden Werken: J. Ch. Quantz, Praktische Abhandlung über die Eisen- und Stahlmanipulation in der Herrschaft Schmalkalden, Nürnberg 1799; G. Jars, Voyages metallurgiques, Lyon 1774, t. I.; C. J. B. Karsten, Handbuch der Eisenhüttenkunde, 3. Aufl., Berlin 1841, Bd. 4.
Ledebur, Handbuch. 48
Die älteren Rennarbeiten.
— in anderen Gegenden — mit Hilfe einer aus einem Bambusstabe gebildeten Feder, an welche der Riemen angeschlossen ist; das Zu- sammendrücken durch Treten mit dem Fusse. Das Aufziehen und Zusammendrücken der beiden Bälge geschieht immer abwechselnd.
Man schmilzt jedesmal 20 kg Eisenstein (meistens Rotheisenstein) ohne Zuschlag mit etwa 20 kg Holzkohlen und gebraucht dazu einen Zeitraum von ungefähr 2 Stunden. Es erfolgt ein Eisenklumpen von 7½—9 kg Gewicht, welcher durch eine Zange aus der Gicht heraus- geholt und dann mit Handhämmern bearbeitet und ausgeschmiedet wird. Zur Bedienung eines Ofens sind in 24 Stunden vier Arbeiter und ein Meister erforderlich, welche erstere sich am Gebläse ablösen, während letzterer das Ausbrechen des Eisenklumpens, die Herstellung der Formen, das Ausbessern des Ofens u. s. w. besorgt.
In Kulturländern hatte man im 17. und 18. Jahrhunderte den Stück- öfen erheblich grössere Abmessungen gegeben, nachdem man durch Ver- vollkommnung der Gebläse die Möglichkeit erlangt hatte, grössere Windmengen, wie sie der grössere Ofen erfordert, zu erzeugen. Dass schon seit dem 13. Jahrhunderte sich aus diesen Stücköfen der zur Roheisendarstellung dienende Hochofen allmählich entwickelte, wurde schon früher erwähnt.
In ziemlich grossem Umfange wurden noch im vorigen Jahrhunderte in den österreichischen Alpenländern und in der Gegend von Schmal- kalden Stücköfen betrieben. Die Form dieser Stücköfen war derjenigen sehr ähnlich, wie sie heutigen Tages noch viele österreichische Holz- kohlenhochöfen besitzen: zwei Kegel, welche mit den breiten Flächen zusammenstossen, bilden das Innere des Ofens (vergl. die Skizze Fig. 51 auf S. 323). Die Höhe derselben betrug mitunter beinahe 5 m, so dass sie auch in dieser Beziehung sich nicht wesentlich von manchen der damals gebräuchlichen Hochöfen unterschieden und nur die Art und Weise des Betriebes den eigentlichen Unterschied bedingte. Man schmolz in einem solchen Ofen nach und nach so viel Eisenerz, dass ein Deul von 200—300 kg Gewicht erfolgte; dann wurde niedergeblasen, der Deul durch eine unten befindliche Oeffnung ausgebrochen und weiter verarbeitet. Täglich wurden drei solcher Deule erzeugt. 1) In einer Schlacke dieses Stückofenbetriebes fand Karsten:
Si O2 29.1
Fe O 51.7
Al2 O3 4.3
Ca O 2.6
Mg O 9.2
Mn O 2.9
99.8.
In den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts minderte sich die Zahl der vorhandenen Stücköfen in den erwähnten Ländern zusehends
1) Näheres über den Betrieb dieser Stücköfen im vorigen Jahrhunderte findet der Leser in folgenden Werken: J. Ch. Quantz, Praktische Abhandlung über die Eisen- und Stahlmanipulation in der Herrschaft Schmalkalden, Nürnberg 1799; G. Jars, Voyages métallurgiques, Lyon 1774, t. I.; C. J. B. Karsten, Handbuch der Eisenhüttenkunde, 3. Aufl., Berlin 1841, Bd. 4.
Ledebur, Handbuch. 48
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Die älteren Rennarbeiten.
— in anderen Gegenden — mit Hilfe einer aus einem Bambusstabe
gebildeten Feder, an welche der Riemen angeschlossen ist; das Zu-
sammendrücken durch Treten mit dem Fusse. Das Aufziehen und
Zusammendrücken der beiden Bälge geschieht immer abwechselnd.
Man schmilzt jedesmal 20 kg Eisenstein (meistens Rotheisenstein)
ohne Zuschlag mit etwa 20 kg Holzkohlen und gebraucht dazu einen
Zeitraum von ungefähr 2 Stunden. Es erfolgt ein Eisenklumpen von
7½—9 kg Gewicht, welcher durch eine Zange aus der Gicht heraus-
geholt und dann mit Handhämmern bearbeitet und ausgeschmiedet
wird. Zur Bedienung eines Ofens sind in 24 Stunden vier Arbeiter
und ein Meister erforderlich, welche erstere sich am Gebläse ablösen,
während letzterer das Ausbrechen des Eisenklumpens, die Herstellung
der Formen, das Ausbessern des Ofens u. s. w. besorgt.
In Kulturländern hatte man im 17. und 18. Jahrhunderte den Stück-
öfen erheblich grössere Abmessungen gegeben, nachdem man durch Ver-
vollkommnung der Gebläse die Möglichkeit erlangt hatte, grössere
Windmengen, wie sie der grössere Ofen erfordert, zu erzeugen. Dass
schon seit dem 13. Jahrhunderte sich aus diesen Stücköfen der zur
Roheisendarstellung dienende Hochofen allmählich entwickelte, wurde
schon früher erwähnt.
In ziemlich grossem Umfange wurden noch im vorigen Jahrhunderte
in den österreichischen Alpenländern und in der Gegend von Schmal-
kalden Stücköfen betrieben. Die Form dieser Stücköfen war derjenigen
sehr ähnlich, wie sie heutigen Tages noch viele österreichische Holz-
kohlenhochöfen besitzen: zwei Kegel, welche mit den breiten Flächen
zusammenstossen, bilden das Innere des Ofens (vergl. die Skizze Fig. 51
auf S. 323). Die Höhe derselben betrug mitunter beinahe 5 m, so dass
sie auch in dieser Beziehung sich nicht wesentlich von manchen der
damals gebräuchlichen Hochöfen unterschieden und nur die Art und
Weise des Betriebes den eigentlichen Unterschied bedingte. Man schmolz
in einem solchen Ofen nach und nach so viel Eisenerz, dass ein Deul
von 200—300 kg Gewicht erfolgte; dann wurde niedergeblasen, der
Deul durch eine unten befindliche Oeffnung ausgebrochen und weiter
verarbeitet. Täglich wurden drei solcher Deule erzeugt. 1) In einer
Schlacke dieses Stückofenbetriebes fand Karsten:
Si O2 29.1
Fe O 51.7
Al2 O3 4.3
Ca O 2.6
Mg O 9.2
Mn O 2.9
99.8.
In den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts minderte sich die
Zahl der vorhandenen Stücköfen in den erwähnten Ländern zusehends
1) Näheres über den Betrieb dieser Stücköfen im vorigen Jahrhunderte findet
der Leser in folgenden Werken: J. Ch. Quantz, Praktische Abhandlung über die
Eisen- und Stahlmanipulation in der Herrschaft Schmalkalden, Nürnberg 1799;
G. Jars, Voyages métallurgiques, Lyon 1774, t. I.; C. J. B. Karsten, Handbuch
der Eisenhüttenkunde, 3. Aufl., Berlin 1841, Bd. 4.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/817>, abgerufen am 18.12.2024.
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