Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die älteren Rennarbeiten.
frei lässt, ist das Feuer eingeschlossen, und in dem Mantel befindet
sich ein gusseiserner Winderhitzungsapparat, welcher durch die ab-
ziehenden Gase des Feuers geheizt wird. 1)

Die zur Verhüttung bestimmten Erze werden geröstet und zu
Erbsengrösse gepocht.

Als Brennmaterial dient Holzkohle. Wenn das Feuer in Betrieb
gesetzt werden soll, wird zunächst eine Lage Holzkohlenlösche auf
den Boden gebracht, dann Holzkohle nachgeschüttet und entzündet,
worauf das Gebläse angelassen und eine gewisse Menge Schlacke von
dem vorausgegangenen Schmelzen in das Feuer gebracht wird. Sobald
die Kohlen in Gluth gekommen sind, wird mit einer Schaufel eine
gewisse Menge Erz -- etwa 10--15 kg -- in gleichmässiger Vertheilung
auf dieselben geschüttet. Das Erz sickert durch die Kohlen hindurch,
wird hierbei theilweise reducirt und sammelt sich am Boden. Inzwi-
schen ist durch die Verbrennung die Oberfläche der Kohlen gesunken,
frische Kohlen werden nachgeschüttet, dann kommt wieder eine Lage
Erz u. s. f. Mit einer langen Brechstange untersucht der Arbeiter von
Zeit zu Zeit den Boden, schweisst das reducirte Eisen zusammen, und
an der Beschaffenheit der an der Stange beim Herausziehen haftend
bleibenden Schlacke wie des Eisens erkennt er den Verlauf des Processes.
Auch die Beschaffenheit der Flamme muss ihm als Merkmal hierbei dienen.
Eine weisse statt blauer oder röthlicher Farbe derselben deutet auf
allzu hohe Temperatur, bei welcher leicht stahlartiges Eisen erfolgt. Er
muss dann durch Aufspritzen von Wasser die Temperatur mässigen.

Von Zeit zu Zeit wird die Schlacke abgelassen. Je härter, kohlen-
stoffreicher das Eisen werden soll, desto öfter muss dieses geschehen; je
weicher, desto mehr Schlacke lässt man mit dem Eisen in Berührung.

Man schmilzt mit einem Male etwa 250 kg Erz und gewinnt daraus
eine Luppe von ca. 150 kg Gewicht, wobei der Aufwand an Holzkohlen
dem Gewichte nach ungefähr doppelt so viel zu betragen pflegt als das
Gewicht des erfolgenden Eisens. Die Zeitdauer des Processes ist un-
gefähr drei Stunden.

Die erhaltene Luppe wird unter einem schweren Hammer gezängt,
d. h. von Schlacke befreit und zu einem flachen Kuchen oder einem
prismatischen Blocke ausgeschmiedet, welcher nun durch Schweissen
weiter verarbeitet wird.

Drei Schlacken dieses Processes enthielten nach Egleston:

Eisenoxydul     48.57 49·74 49.67
Eisenoxyd     8.06 4.93 11.17
Mangan     0.61 0.40 0.64
Thonerde     1.60 0.80 --
Kalk     5.54 5.37 6.16
Magnesia     2.29 2.22 2.29
Titansäure     1.36 6.26 4.46
Phosphorsäure     0.03 0.40 0.05
Kieselsäure     26.38 24.60 25.93
Schwefel     0.25 0.37 0.00
Metallisches Eisen 2)     3.19 3.68 1.24
Kohle 2)     1.18 0.33 0.22.
1) Abbildungen verschiedener solcher Oefen mit allen Einzelheiten enthält die unter
Literatur aufgeführte Abhandlung von T. Egleston: The American bloomary process.
2) Metallisches Eisen und Kohle als mechanisch eingemengte Körper.
2) Metallisches Eisen und Kohle als mechanisch eingemengte Körper.
48*

Die älteren Rennarbeiten.
frei lässt, ist das Feuer eingeschlossen, und in dem Mantel befindet
sich ein gusseiserner Winderhitzungsapparat, welcher durch die ab-
ziehenden Gase des Feuers geheizt wird. 1)

Die zur Verhüttung bestimmten Erze werden geröstet und zu
Erbsengrösse gepocht.

Als Brennmaterial dient Holzkohle. Wenn das Feuer in Betrieb
gesetzt werden soll, wird zunächst eine Lage Holzkohlenlösche auf
den Boden gebracht, dann Holzkohle nachgeschüttet und entzündet,
worauf das Gebläse angelassen und eine gewisse Menge Schlacke von
dem vorausgegangenen Schmelzen in das Feuer gebracht wird. Sobald
die Kohlen in Gluth gekommen sind, wird mit einer Schaufel eine
gewisse Menge Erz — etwa 10—15 kg — in gleichmässiger Vertheilung
auf dieselben geschüttet. Das Erz sickert durch die Kohlen hindurch,
wird hierbei theilweise reducirt und sammelt sich am Boden. Inzwi-
schen ist durch die Verbrennung die Oberfläche der Kohlen gesunken,
frische Kohlen werden nachgeschüttet, dann kommt wieder eine Lage
Erz u. s. f. Mit einer langen Brechstange untersucht der Arbeiter von
Zeit zu Zeit den Boden, schweisst das reducirte Eisen zusammen, und
an der Beschaffenheit der an der Stange beim Herausziehen haftend
bleibenden Schlacke wie des Eisens erkennt er den Verlauf des Processes.
Auch die Beschaffenheit der Flamme muss ihm als Merkmal hierbei dienen.
Eine weisse statt blauer oder röthlicher Farbe derselben deutet auf
allzu hohe Temperatur, bei welcher leicht stahlartiges Eisen erfolgt. Er
muss dann durch Aufspritzen von Wasser die Temperatur mässigen.

Von Zeit zu Zeit wird die Schlacke abgelassen. Je härter, kohlen-
stoffreicher das Eisen werden soll, desto öfter muss dieses geschehen; je
weicher, desto mehr Schlacke lässt man mit dem Eisen in Berührung.

Man schmilzt mit einem Male etwa 250 kg Erz und gewinnt daraus
eine Luppe von ca. 150 kg Gewicht, wobei der Aufwand an Holzkohlen
dem Gewichte nach ungefähr doppelt so viel zu betragen pflegt als das
Gewicht des erfolgenden Eisens. Die Zeitdauer des Processes ist un-
gefähr drei Stunden.

Die erhaltene Luppe wird unter einem schweren Hammer gezängt,
d. h. von Schlacke befreit und zu einem flachen Kuchen oder einem
prismatischen Blocke ausgeschmiedet, welcher nun durch Schweissen
weiter verarbeitet wird.

Drei Schlacken dieses Processes enthielten nach Egleston:

Eisenoxydul     48.57 49·74 49.67
Eisenoxyd     8.06 4.93 11.17
Mangan     0.61 0.40 0.64
Thonerde     1.60 0.80 —
Kalk     5.54 5.37 6.16
Magnesia     2.29 2.22 2.29
Titansäure     1.36 6.26 4.46
Phosphorsäure     0.03 0.40 0.05
Kieselsäure     26.38 24.60 25.93
Schwefel     0.25 0.37 0.00
Metallisches Eisen 2)     3.19 3.68 1.24
Kohle 2)     1.18 0.33 0.22.
1) Abbildungen verschiedener solcher Oefen mit allen Einzelheiten enthält die unter
Literatur aufgeführte Abhandlung von T. Egleston: The American bloomary process.
2) Metallisches Eisen und Kohle als mechanisch eingemengte Körper.
2) Metallisches Eisen und Kohle als mechanisch eingemengte Körper.
48*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0819" n="747"/><fw place="top" type="header">Die älteren Rennarbeiten.</fw><lb/>
frei lässt, ist das Feuer eingeschlossen, und in dem Mantel befindet<lb/>
sich ein gusseiserner Winderhitzungsapparat, welcher durch die ab-<lb/>
ziehenden Gase des Feuers geheizt wird. <note place="foot" n="1)">Abbildungen verschiedener solcher Oefen mit allen Einzelheiten enthält die unter<lb/>
Literatur aufgeführte Abhandlung von T. <hi rendition="#g">Egleston</hi>: The American bloomary process.</note></p><lb/>
            <p>Die zur Verhüttung bestimmten Erze werden geröstet und zu<lb/>
Erbsengrösse gepocht.</p><lb/>
            <p>Als Brennmaterial dient Holzkohle. Wenn das Feuer in Betrieb<lb/>
gesetzt werden soll, wird zunächst eine Lage Holzkohlenlösche auf<lb/>
den Boden gebracht, dann Holzkohle nachgeschüttet und entzündet,<lb/>
worauf das Gebläse angelassen und eine gewisse Menge Schlacke von<lb/>
dem vorausgegangenen Schmelzen in das Feuer gebracht wird. Sobald<lb/>
die Kohlen in Gluth gekommen sind, wird mit einer Schaufel eine<lb/>
gewisse Menge Erz &#x2014; etwa 10&#x2014;15 kg &#x2014; in gleichmässiger Vertheilung<lb/>
auf dieselben geschüttet. Das Erz sickert durch die Kohlen hindurch,<lb/>
wird hierbei theilweise reducirt und sammelt sich am Boden. Inzwi-<lb/>
schen ist durch die Verbrennung die Oberfläche der Kohlen gesunken,<lb/>
frische Kohlen werden nachgeschüttet, dann kommt wieder eine Lage<lb/>
Erz u. s. f. Mit einer langen Brechstange untersucht der Arbeiter von<lb/>
Zeit zu Zeit den Boden, schweisst das reducirte Eisen zusammen, und<lb/>
an der Beschaffenheit der an der Stange beim Herausziehen haftend<lb/>
bleibenden Schlacke wie des Eisens erkennt er den Verlauf des Processes.<lb/>
Auch die Beschaffenheit der Flamme muss ihm als Merkmal hierbei dienen.<lb/>
Eine weisse statt blauer oder röthlicher Farbe derselben deutet auf<lb/>
allzu hohe Temperatur, bei welcher leicht stahlartiges Eisen erfolgt. Er<lb/>
muss dann durch Aufspritzen von Wasser die Temperatur mässigen.</p><lb/>
            <p>Von Zeit zu Zeit wird die Schlacke abgelassen. Je härter, kohlen-<lb/>
stoffreicher das Eisen werden soll, desto öfter muss dieses geschehen; je<lb/>
weicher, desto mehr Schlacke lässt man mit dem Eisen in Berührung.</p><lb/>
            <p>Man schmilzt mit einem Male etwa 250 kg Erz und gewinnt daraus<lb/>
eine Luppe von ca. 150 kg Gewicht, wobei der Aufwand an Holzkohlen<lb/>
dem Gewichte nach ungefähr doppelt so viel zu betragen pflegt als das<lb/>
Gewicht des erfolgenden Eisens. Die Zeitdauer des Processes ist un-<lb/>
gefähr drei Stunden.</p><lb/>
            <p>Die erhaltene Luppe wird unter einem schweren Hammer gezängt,<lb/>
d. h. von Schlacke befreit und zu einem flachen Kuchen oder einem<lb/>
prismatischen Blocke ausgeschmiedet, welcher nun durch Schweissen<lb/>
weiter verarbeitet wird.</p><lb/>
            <p>Drei Schlacken dieses Processes enthielten nach <hi rendition="#g">Egleston</hi>:</p><lb/>
            <list>
              <item>Eisenoxydul <space dim="horizontal"/> 48.57 49·74 49.67</item><lb/>
              <item>Eisenoxyd <space dim="horizontal"/> 8.06 4.93 11.17</item><lb/>
              <item>Mangan <space dim="horizontal"/> 0.61 0.40 0.64</item><lb/>
              <item>Thonerde <space dim="horizontal"/> 1.60 0.80 &#x2014;</item><lb/>
              <item>Kalk <space dim="horizontal"/> 5.54 5.37 6.16</item><lb/>
              <item>Magnesia <space dim="horizontal"/> 2.29 2.22 2.29</item><lb/>
              <item>Titansäure <space dim="horizontal"/> 1.36 6.26 4.46</item><lb/>
              <item>Phosphorsäure <space dim="horizontal"/> 0.03 0.40 0.05</item><lb/>
              <item>Kieselsäure <space dim="horizontal"/> 26.38 24.60 25.93</item><lb/>
              <item>Schwefel <space dim="horizontal"/> 0.25 0.37 0.00</item><lb/>
              <item>Metallisches Eisen <note place="foot" n="2)">Metallisches Eisen und Kohle als mechanisch eingemengte Körper.</note> <space dim="horizontal"/> 3.19 3.68 1.24</item><lb/>
              <item>Kohle <note place="foot" n="2)">Metallisches Eisen und Kohle als mechanisch eingemengte Körper.</note> <space dim="horizontal"/> 1.18 0.33 0.22.</item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">48*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[747/0819] Die älteren Rennarbeiten. frei lässt, ist das Feuer eingeschlossen, und in dem Mantel befindet sich ein gusseiserner Winderhitzungsapparat, welcher durch die ab- ziehenden Gase des Feuers geheizt wird. 1) Die zur Verhüttung bestimmten Erze werden geröstet und zu Erbsengrösse gepocht. Als Brennmaterial dient Holzkohle. Wenn das Feuer in Betrieb gesetzt werden soll, wird zunächst eine Lage Holzkohlenlösche auf den Boden gebracht, dann Holzkohle nachgeschüttet und entzündet, worauf das Gebläse angelassen und eine gewisse Menge Schlacke von dem vorausgegangenen Schmelzen in das Feuer gebracht wird. Sobald die Kohlen in Gluth gekommen sind, wird mit einer Schaufel eine gewisse Menge Erz — etwa 10—15 kg — in gleichmässiger Vertheilung auf dieselben geschüttet. Das Erz sickert durch die Kohlen hindurch, wird hierbei theilweise reducirt und sammelt sich am Boden. Inzwi- schen ist durch die Verbrennung die Oberfläche der Kohlen gesunken, frische Kohlen werden nachgeschüttet, dann kommt wieder eine Lage Erz u. s. f. Mit einer langen Brechstange untersucht der Arbeiter von Zeit zu Zeit den Boden, schweisst das reducirte Eisen zusammen, und an der Beschaffenheit der an der Stange beim Herausziehen haftend bleibenden Schlacke wie des Eisens erkennt er den Verlauf des Processes. Auch die Beschaffenheit der Flamme muss ihm als Merkmal hierbei dienen. Eine weisse statt blauer oder röthlicher Farbe derselben deutet auf allzu hohe Temperatur, bei welcher leicht stahlartiges Eisen erfolgt. Er muss dann durch Aufspritzen von Wasser die Temperatur mässigen. Von Zeit zu Zeit wird die Schlacke abgelassen. Je härter, kohlen- stoffreicher das Eisen werden soll, desto öfter muss dieses geschehen; je weicher, desto mehr Schlacke lässt man mit dem Eisen in Berührung. Man schmilzt mit einem Male etwa 250 kg Erz und gewinnt daraus eine Luppe von ca. 150 kg Gewicht, wobei der Aufwand an Holzkohlen dem Gewichte nach ungefähr doppelt so viel zu betragen pflegt als das Gewicht des erfolgenden Eisens. Die Zeitdauer des Processes ist un- gefähr drei Stunden. Die erhaltene Luppe wird unter einem schweren Hammer gezängt, d. h. von Schlacke befreit und zu einem flachen Kuchen oder einem prismatischen Blocke ausgeschmiedet, welcher nun durch Schweissen weiter verarbeitet wird. Drei Schlacken dieses Processes enthielten nach Egleston: Eisenoxydul 48.57 49·74 49.67 Eisenoxyd 8.06 4.93 11.17 Mangan 0.61 0.40 0.64 Thonerde 1.60 0.80 — Kalk 5.54 5.37 6.16 Magnesia 2.29 2.22 2.29 Titansäure 1.36 6.26 4.46 Phosphorsäure 0.03 0.40 0.05 Kieselsäure 26.38 24.60 25.93 Schwefel 0.25 0.37 0.00 Metallisches Eisen 2) 3.19 3.68 1.24 Kohle 2) 1.18 0.33 0.22. 1) Abbildungen verschiedener solcher Oefen mit allen Einzelheiten enthält die unter Literatur aufgeführte Abhandlung von T. Egleston: The American bloomary process. 2) Metallisches Eisen und Kohle als mechanisch eingemengte Körper. 2) Metallisches Eisen und Kohle als mechanisch eingemengte Körper. 48*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/819
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/819>, abgerufen am 18.06.2024.