reichere Schläge können in derselben Zeit ausgeführt werden. Auf diesen Umständen beruht die Einrichtung der in kleinen Schmiedewerk- stätten mit Nutzen verwendeten sogenannten Schnellhämmer, welche durch verhältnissmässig grossen Cylinderquerschnitt und geringe Hub- höhe befähigt sind, oft bis zu 400 Schläge per Minute auszuführen. Je kleiner das Arbeitsstück ist, desto rascher kühlt es ab und desto vortheilhafter ist demnach eine grosse Hubzahl.
Dass aber mit der Grösse des zu bearbeitenden Eisenstückes auch nothwendigerweise das Gewicht des Hammerbäres wachsen müsse, wurde schon oben erörtert; umgekehrt verringert sich mit zunehmen- der Grösse des Schmiedestückes die Nothwendigkeit einer grossen Hub- zahl, da das schwerere Stück nicht nur weniger rasch abkühlt, son- dern auch weniger rasch sich in die zum Schmieden erforderliche Lage bringen lässt. Aus diesem Grunde sieht man durchschnittlich um so häufiger von der Anwendung des Oberdampfes ab (welche immerhin die Einfachheit der Construction beeinträchtigt), je grösser der Hammer ist. Während die Hämmer mit einem Gewichte bis zu 1000 kg fast ohne Ausnahme mit Oberdampf arbeiten, ist die An- wendung desselben bei den grössten Hämmern verhältnissmässig selten.
Wie bei jeder andern Dampfmaschine unterscheidet man bei dem Dampfhammer eine innere Steuerung, d. h. diejenigen Theile, durch welche der Zu- und Abfluss des Dampfes regulirt wird, und eine äussere Steuerung, bestehend in einem Systeme von Hebeln und Zugstangen, durch welche die innere Steuerung ihre Bewegung erhält.
Für die innere Steuerung benutzt man bei kleinen Hämmern am häufigsten Schieber, welche leicht eine rasche und genaue Umsteue- rung ermöglichen; je grösser aber der Hammer wird, je grösser also auch der Schieber und der auf demselben lastende Dampfdruck ist, desto mehr verliert die Benutzung des Schiebers als Steuerungsmecha- nismus an Zweckmässigkeit, da mit dem Dampfdrucke auch die erfor- derliche Kraft zur Bewegung des Schiebers zunehmen muss. Bei sehr grossen Hämmern mit Schiebersteuerung findet man deshalb wohl einen besondern kleinen Dampfcylinder angeordnet, durch dessen Kolben- stange erst der Schieber des grossen Cylinders bewegt wird; die ganze Einrichtung aber wird dadurch schwerfälliger. Sogenannte entlastete Plattenschieber haben sich wenig bewährt; wohl aber findet man Napier'sche Röhrenschieber bei grösseren und kleineren Hämmern in Anwendung.
Für grosse Hämmer dürfte die Ventilsteuerung mit entlastetem Doppelsitzventil am gebräuchlichsten sein. Hahnsteuerung (Wilson'- scher Hahn) wird mitunter bei kleinen und mittelgrossen Hämmern benutzt; Kolbensteuerung ist wegen rascher Abnutzung wenig in Ge- brauch.
Die äussere Steuerung ist bei allen Schnellhämmern selbstthätig, so dass der Hammer ununterbrochen fortarbeitet, sobald er einmal in Betrieb gesetzt ist; aber in jedem Falle kann durch eine Verstellung
Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
reichere Schläge können in derselben Zeit ausgeführt werden. Auf diesen Umständen beruht die Einrichtung der in kleinen Schmiedewerk- stätten mit Nutzen verwendeten sogenannten Schnellhämmer, welche durch verhältnissmässig grossen Cylinderquerschnitt und geringe Hub- höhe befähigt sind, oft bis zu 400 Schläge per Minute auszuführen. Je kleiner das Arbeitsstück ist, desto rascher kühlt es ab und desto vortheilhafter ist demnach eine grosse Hubzahl.
Dass aber mit der Grösse des zu bearbeitenden Eisenstückes auch nothwendigerweise das Gewicht des Hammerbäres wachsen müsse, wurde schon oben erörtert; umgekehrt verringert sich mit zunehmen- der Grösse des Schmiedestückes die Nothwendigkeit einer grossen Hub- zahl, da das schwerere Stück nicht nur weniger rasch abkühlt, son- dern auch weniger rasch sich in die zum Schmieden erforderliche Lage bringen lässt. Aus diesem Grunde sieht man durchschnittlich um so häufiger von der Anwendung des Oberdampfes ab (welche immerhin die Einfachheit der Construction beeinträchtigt), je grösser der Hammer ist. Während die Hämmer mit einem Gewichte bis zu 1000 kg fast ohne Ausnahme mit Oberdampf arbeiten, ist die An- wendung desselben bei den grössten Hämmern verhältnissmässig selten.
Wie bei jeder andern Dampfmaschine unterscheidet man bei dem Dampfhammer eine innere Steuerung, d. h. diejenigen Theile, durch welche der Zu- und Abfluss des Dampfes regulirt wird, und eine äussere Steuerung, bestehend in einem Systeme von Hebeln und Zugstangen, durch welche die innere Steuerung ihre Bewegung erhält.
Für die innere Steuerung benutzt man bei kleinen Hämmern am häufigsten Schieber, welche leicht eine rasche und genaue Umsteue- rung ermöglichen; je grösser aber der Hammer wird, je grösser also auch der Schieber und der auf demselben lastende Dampfdruck ist, desto mehr verliert die Benutzung des Schiebers als Steuerungsmecha- nismus an Zweckmässigkeit, da mit dem Dampfdrucke auch die erfor- derliche Kraft zur Bewegung des Schiebers zunehmen muss. Bei sehr grossen Hämmern mit Schiebersteuerung findet man deshalb wohl einen besondern kleinen Dampfcylinder angeordnet, durch dessen Kolben- stange erst der Schieber des grossen Cylinders bewegt wird; die ganze Einrichtung aber wird dadurch schwerfälliger. Sogenannte entlastete Plattenschieber haben sich wenig bewährt; wohl aber findet man Napier’sche Röhrenschieber bei grösseren und kleineren Hämmern in Anwendung.
Für grosse Hämmer dürfte die Ventilsteuerung mit entlastetem Doppelsitzventil am gebräuchlichsten sein. Hahnsteuerung (Wilson’- scher Hahn) wird mitunter bei kleinen und mittelgrossen Hämmern benutzt; Kolbensteuerung ist wegen rascher Abnutzung wenig in Ge- brauch.
Die äussere Steuerung ist bei allen Schnellhämmern selbstthätig, so dass der Hammer ununterbrochen fortarbeitet, sobald er einmal in Betrieb gesetzt ist; aber in jedem Falle kann durch eine Verstellung
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0754"n="686"/><fwplace="top"type="header">Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.</fw><lb/>
reichere Schläge können in derselben Zeit ausgeführt werden. Auf<lb/>
diesen Umständen beruht die Einrichtung der in kleinen Schmiedewerk-<lb/>
stätten mit Nutzen verwendeten sogenannten <hirendition="#g">Schnellhämmer</hi>, welche<lb/>
durch verhältnissmässig grossen Cylinderquerschnitt und geringe Hub-<lb/>
höhe befähigt sind, oft bis zu 400 Schläge per Minute auszuführen.<lb/>
Je kleiner das Arbeitsstück ist, desto rascher kühlt es ab und desto<lb/>
vortheilhafter ist demnach eine grosse Hubzahl.</p><lb/><p>Dass aber mit der Grösse des zu bearbeitenden Eisenstückes auch<lb/>
nothwendigerweise das Gewicht des Hammerbäres wachsen müsse,<lb/>
wurde schon oben erörtert; umgekehrt verringert sich mit zunehmen-<lb/>
der Grösse des Schmiedestückes die Nothwendigkeit einer grossen Hub-<lb/>
zahl, da das schwerere Stück nicht nur weniger rasch abkühlt, son-<lb/>
dern auch weniger rasch sich in die zum Schmieden erforderliche<lb/>
Lage bringen lässt. Aus diesem Grunde sieht man durchschnittlich<lb/>
um so häufiger von der Anwendung des Oberdampfes ab (welche<lb/>
immerhin die Einfachheit der Construction beeinträchtigt), je grösser<lb/>
der Hammer ist. Während die Hämmer mit einem Gewichte bis zu<lb/>
1000 kg fast ohne Ausnahme mit Oberdampf arbeiten, ist die An-<lb/>
wendung desselben bei den grössten Hämmern verhältnissmässig selten.</p><lb/><p>Wie bei jeder andern Dampfmaschine unterscheidet man bei dem<lb/>
Dampfhammer eine <hirendition="#g">innere Steuerung</hi>, d. h. diejenigen Theile, durch<lb/>
welche der Zu- und Abfluss des Dampfes regulirt wird, und eine<lb/><hirendition="#g">äussere Steuerung</hi>, bestehend in einem Systeme von Hebeln und<lb/>
Zugstangen, durch welche die innere Steuerung ihre Bewegung erhält.</p><lb/><p>Für die innere Steuerung benutzt man bei kleinen Hämmern am<lb/>
häufigsten Schieber, welche leicht eine rasche und genaue Umsteue-<lb/>
rung ermöglichen; je grösser aber der Hammer wird, je grösser also<lb/>
auch der Schieber und der auf demselben lastende Dampfdruck ist,<lb/>
desto mehr verliert die Benutzung des Schiebers als Steuerungsmecha-<lb/>
nismus an Zweckmässigkeit, da mit dem Dampfdrucke auch die erfor-<lb/>
derliche Kraft zur Bewegung des Schiebers zunehmen muss. Bei sehr<lb/>
grossen Hämmern mit Schiebersteuerung findet man deshalb wohl einen<lb/>
besondern kleinen Dampfcylinder angeordnet, durch dessen Kolben-<lb/>
stange erst der Schieber des grossen Cylinders bewegt wird; die ganze<lb/>
Einrichtung aber wird dadurch schwerfälliger. Sogenannte entlastete<lb/>
Plattenschieber haben sich wenig bewährt; wohl aber findet man<lb/><hirendition="#g">Napier’s</hi>che Röhrenschieber bei grösseren und kleineren Hämmern<lb/>
in Anwendung.</p><lb/><p>Für grosse Hämmer dürfte die Ventilsteuerung mit entlastetem<lb/>
Doppelsitzventil am gebräuchlichsten sein. Hahnsteuerung (<hirendition="#g">Wilson’</hi>-<lb/>
scher Hahn) wird mitunter bei kleinen und mittelgrossen Hämmern<lb/>
benutzt; Kolbensteuerung ist wegen rascher Abnutzung wenig in Ge-<lb/>
brauch.</p><lb/><p>Die äussere Steuerung ist bei allen Schnellhämmern selbstthätig,<lb/>
so dass der Hammer ununterbrochen fortarbeitet, sobald er einmal in<lb/>
Betrieb gesetzt ist; aber in jedem Falle kann durch eine Verstellung<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[686/0754]
Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
reichere Schläge können in derselben Zeit ausgeführt werden. Auf
diesen Umständen beruht die Einrichtung der in kleinen Schmiedewerk-
stätten mit Nutzen verwendeten sogenannten Schnellhämmer, welche
durch verhältnissmässig grossen Cylinderquerschnitt und geringe Hub-
höhe befähigt sind, oft bis zu 400 Schläge per Minute auszuführen.
Je kleiner das Arbeitsstück ist, desto rascher kühlt es ab und desto
vortheilhafter ist demnach eine grosse Hubzahl.
Dass aber mit der Grösse des zu bearbeitenden Eisenstückes auch
nothwendigerweise das Gewicht des Hammerbäres wachsen müsse,
wurde schon oben erörtert; umgekehrt verringert sich mit zunehmen-
der Grösse des Schmiedestückes die Nothwendigkeit einer grossen Hub-
zahl, da das schwerere Stück nicht nur weniger rasch abkühlt, son-
dern auch weniger rasch sich in die zum Schmieden erforderliche
Lage bringen lässt. Aus diesem Grunde sieht man durchschnittlich
um so häufiger von der Anwendung des Oberdampfes ab (welche
immerhin die Einfachheit der Construction beeinträchtigt), je grösser
der Hammer ist. Während die Hämmer mit einem Gewichte bis zu
1000 kg fast ohne Ausnahme mit Oberdampf arbeiten, ist die An-
wendung desselben bei den grössten Hämmern verhältnissmässig selten.
Wie bei jeder andern Dampfmaschine unterscheidet man bei dem
Dampfhammer eine innere Steuerung, d. h. diejenigen Theile, durch
welche der Zu- und Abfluss des Dampfes regulirt wird, und eine
äussere Steuerung, bestehend in einem Systeme von Hebeln und
Zugstangen, durch welche die innere Steuerung ihre Bewegung erhält.
Für die innere Steuerung benutzt man bei kleinen Hämmern am
häufigsten Schieber, welche leicht eine rasche und genaue Umsteue-
rung ermöglichen; je grösser aber der Hammer wird, je grösser also
auch der Schieber und der auf demselben lastende Dampfdruck ist,
desto mehr verliert die Benutzung des Schiebers als Steuerungsmecha-
nismus an Zweckmässigkeit, da mit dem Dampfdrucke auch die erfor-
derliche Kraft zur Bewegung des Schiebers zunehmen muss. Bei sehr
grossen Hämmern mit Schiebersteuerung findet man deshalb wohl einen
besondern kleinen Dampfcylinder angeordnet, durch dessen Kolben-
stange erst der Schieber des grossen Cylinders bewegt wird; die ganze
Einrichtung aber wird dadurch schwerfälliger. Sogenannte entlastete
Plattenschieber haben sich wenig bewährt; wohl aber findet man
Napier’sche Röhrenschieber bei grösseren und kleineren Hämmern
in Anwendung.
Für grosse Hämmer dürfte die Ventilsteuerung mit entlastetem
Doppelsitzventil am gebräuchlichsten sein. Hahnsteuerung (Wilson’-
scher Hahn) wird mitunter bei kleinen und mittelgrossen Hämmern
benutzt; Kolbensteuerung ist wegen rascher Abnutzung wenig in Ge-
brauch.
Die äussere Steuerung ist bei allen Schnellhämmern selbstthätig,
so dass der Hammer ununterbrochen fortarbeitet, sobald er einmal in
Betrieb gesetzt ist; aber in jedem Falle kann durch eine Verstellung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 686. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/754>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.