In allen Fällen fand hier neben starkem Manganverluste eine Zu- nahme des procentalen Silicium- und Kohlenstoffgehaltes statt, welche sich theils aus der Verringerung der Gesammtmenge des Roheisens theils aus der stattgehabten Siliciumreduction durch Mangan erklärt; der Umstand, dass Kohlenstoff nicht verbrannt wurde, lässt auf niedrige Temperatur beim Umschmelzen schliessen.
In Gutehoffnungshütte wurden durch Scheffer in einem eigens für diese Versuche bestimmten kleinen Cupolofen mit gewöhnlichem kieselsäurereichem Futter drei verschiedene Sorten grauen Roheisens eine jede einem viermaligen Umschmelzen in hoher Temperatur unter- zogen, und nach jedem Umschmelzen wurde von mir die Zusammen- setzung des Roheisens ermittelt. Die Zusammensetzung vor dem ersten und nach dem vierten Umschmelzen war folgende: 1)
[Tabelle]
Hier verringerte sich regelmässig ebensowohl der Kohlenstoff- gehalt als der Mangan- und Siliciumgehalt. Die Abnahme des Kohlenstoff- gehaltes ist am geringsten in dem manganreichsten Roheisen (Gleiwitz) und beträgt hier 0.49 Proc., am bedeutendsten im manganärmsten Roh- eisen (Gutehoffnungshütte), wo dieselbe 0.69 Proc. beträgt.
Schärfer noch tritt diese Verschiedenheit in den Einflüssen des Umschmelzens bei verschiedener Zusammensetzung des Roheisens bei einem Vergleiche des Mangan- und Siliciumgehaltes hervor. Das man- ganreichste Roheisen verliert auch die grösste Menge Mangan; aber je mehr Mangan austritt, desto unbedeutender ist die Beeinflussung des Siliciumgehaltes. Das manganarme Roheisen von Gutehoffnungshütte verliert 0.50 Proc. Silicium, während das manganreiche Gleiwitzer Roh- eisen nur 0.19 Proc. einbüsst. Der Mangangehalt schützt also, indem er selbst den Oxydationswirkungen sich aussetzt, den Kohlenstoff- und mehr noch den Siliciumgehalt des Roheisens vor dem Wegbrennen; es folgt hieraus, dass, obgleich ein Mangangehalt an und für sich dem Roheisen die Neigung ertheilt, weiss, hart zu werden, doch ein graues Roheisen ein um so öfteres Umschmelzen in Oefen mit kieselsäurereichem Futter erträgt, ohne infolge des Silicium- und Kohlenstoffverlustes weiss zu werden, je reicher es ursprünglich an Mangan war. Weniger deutlich würde vor- aussichtlich der Einfluss des Mangangehaltes sein, wenn nicht dem
1) Die Zusammenstellung der Ergebnisse sämmtlicher Untersuchungen (auch nach dem ersten, zweiten und dritten Umschmelzen) findet der Leser im Jahrbuche für Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen auf das Jahr 1880, S. 5.
Allgemeines.
In allen Fällen fand hier neben starkem Manganverluste eine Zu- nahme des procentalen Silicium- und Kohlenstoffgehaltes statt, welche sich theils aus der Verringerung der Gesammtmenge des Roheisens theils aus der stattgehabten Siliciumreduction durch Mangan erklärt; der Umstand, dass Kohlenstoff nicht verbrannt wurde, lässt auf niedrige Temperatur beim Umschmelzen schliessen.
In Gutehoffnungshütte wurden durch Scheffer in einem eigens für diese Versuche bestimmten kleinen Cupolofen mit gewöhnlichem kieselsäurereichem Futter drei verschiedene Sorten grauen Roheisens eine jede einem viermaligen Umschmelzen in hoher Temperatur unter- zogen, und nach jedem Umschmelzen wurde von mir die Zusammen- setzung des Roheisens ermittelt. Die Zusammensetzung vor dem ersten und nach dem vierten Umschmelzen war folgende: 1)
[Tabelle]
Hier verringerte sich regelmässig ebensowohl der Kohlenstoff- gehalt als der Mangan- und Siliciumgehalt. Die Abnahme des Kohlenstoff- gehaltes ist am geringsten in dem manganreichsten Roheisen (Gleiwitz) und beträgt hier 0.49 Proc., am bedeutendsten im manganärmsten Roh- eisen (Gutehoffnungshütte), wo dieselbe 0.69 Proc. beträgt.
Schärfer noch tritt diese Verschiedenheit in den Einflüssen des Umschmelzens bei verschiedener Zusammensetzung des Roheisens bei einem Vergleiche des Mangan- und Siliciumgehaltes hervor. Das man- ganreichste Roheisen verliert auch die grösste Menge Mangan; aber je mehr Mangan austritt, desto unbedeutender ist die Beeinflussung des Siliciumgehaltes. Das manganarme Roheisen von Gutehoffnungshütte verliert 0.50 Proc. Silicium, während das manganreiche Gleiwitzer Roh- eisen nur 0.19 Proc. einbüsst. Der Mangangehalt schützt also, indem er selbst den Oxydationswirkungen sich aussetzt, den Kohlenstoff- und mehr noch den Siliciumgehalt des Roheisens vor dem Wegbrennen; es folgt hieraus, dass, obgleich ein Mangangehalt an und für sich dem Roheisen die Neigung ertheilt, weiss, hart zu werden, doch ein graues Roheisen ein um so öfteres Umschmelzen in Oefen mit kieselsäurereichem Futter erträgt, ohne infolge des Silicium- und Kohlenstoffverlustes weiss zu werden, je reicher es ursprünglich an Mangan war. Weniger deutlich würde vor- aussichtlich der Einfluss des Mangangehaltes sein, wenn nicht dem
1) Die Zusammenstellung der Ergebnisse sämmtlicher Untersuchungen (auch nach dem ersten, zweiten und dritten Umschmelzen) findet der Leser im Jahrbuche für Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen auf das Jahr 1880, S. 5.
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Allgemeines.
In allen Fällen fand hier neben starkem Manganverluste eine Zu-
nahme des procentalen Silicium- und Kohlenstoffgehaltes statt, welche
sich theils aus der Verringerung der Gesammtmenge des Roheisens
theils aus der stattgehabten Siliciumreduction durch Mangan erklärt;
der Umstand, dass Kohlenstoff nicht verbrannt wurde, lässt auf niedrige
Temperatur beim Umschmelzen schliessen.
In Gutehoffnungshütte wurden durch Scheffer in einem eigens
für diese Versuche bestimmten kleinen Cupolofen mit gewöhnlichem
kieselsäurereichem Futter drei verschiedene Sorten grauen Roheisens
eine jede einem viermaligen Umschmelzen in hoher Temperatur unter-
zogen, und nach jedem Umschmelzen wurde von mir die Zusammen-
setzung des Roheisens ermittelt. Die Zusammensetzung vor dem ersten
und nach dem vierten Umschmelzen war folgende: 1)
Hier verringerte sich regelmässig ebensowohl der Kohlenstoff-
gehalt als der Mangan- und Siliciumgehalt. Die Abnahme des Kohlenstoff-
gehaltes ist am geringsten in dem manganreichsten Roheisen (Gleiwitz)
und beträgt hier 0.49 Proc., am bedeutendsten im manganärmsten Roh-
eisen (Gutehoffnungshütte), wo dieselbe 0.69 Proc. beträgt.
Schärfer noch tritt diese Verschiedenheit in den Einflüssen des
Umschmelzens bei verschiedener Zusammensetzung des Roheisens bei
einem Vergleiche des Mangan- und Siliciumgehaltes hervor. Das man-
ganreichste Roheisen verliert auch die grösste Menge Mangan; aber je
mehr Mangan austritt, desto unbedeutender ist die Beeinflussung des
Siliciumgehaltes. Das manganarme Roheisen von Gutehoffnungshütte
verliert 0.50 Proc. Silicium, während das manganreiche Gleiwitzer Roh-
eisen nur 0.19 Proc. einbüsst. Der Mangangehalt schützt also,
indem er selbst den Oxydationswirkungen sich aussetzt,
den Kohlenstoff- und mehr noch den Siliciumgehalt des
Roheisens vor dem Wegbrennen; es folgt hieraus, dass, obgleich
ein Mangangehalt an und für sich dem Roheisen die Neigung ertheilt,
weiss, hart zu werden, doch ein graues Roheisen ein um so öfteres
Umschmelzen in Oefen mit kieselsäurereichem Futter erträgt, ohne
infolge des Silicium- und Kohlenstoffverlustes weiss zu werden, je
reicher es ursprünglich an Mangan war. Weniger deutlich würde vor-
aussichtlich der Einfluss des Mangangehaltes sein, wenn nicht dem
1) Die Zusammenstellung der Ergebnisse sämmtlicher Untersuchungen (auch
nach dem ersten, zweiten und dritten Umschmelzen) findet der Leser im Jahrbuche
für Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen auf das Jahr 1880, S. 5.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/661>, abgerufen am 31.01.2025.
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