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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.
säurereicher Schlacke durch das ausscheidende Mangan reducirt und
der Siliciumgehalt des Roheisens solcherart angereichert statt verringert
wird (vergl. S. 241 und 254).

Die Einflüsse der verschiedenen Temperatur wurden bereits auf
S. 283 besprochen. Es möge deshalb hier nur an das in dieser Be-
ziehung vorzugsweise wichtige Verhalten des Kohlenstoffs erinnert
werden, dessen Verwandtschaft zum Sauerstoff mit der Temperatur in
raschem Maasse steigt (vergl. auch S. 12). Wird das Roheisen in einer
die Schmelztemperatur desselben nur wenig übersteigenden Temperatur
geschmolzen, so kann es geschehen, dass infolge des Austretens anderer
Körper -- Silicium, Mangan, Eisen -- der Procentgehalt an Kohlen-
stoff in dem umgeschmolzenen Roheisen noch etwas höher ausfällt als
zuvor; je höher die Temperatur steigt, desto mehr wird auch der
Kohlenstoffgehalt des Roheisens der Verbrennung ausgesetzt.

Auch die Einflüsse der Zusammensetzung anwesender dritter Körper
auf den Verlauf der Oxydation wurden schon auf S. 14 und 283
erörtert, und es kann hier auf das dort Gesagte Bezug genommen
werden.

Neben dieser Ausscheidung einzelner Bestandtheile aus dem Roh-
eisen durch Oxydation beim Umschmelzen kann unter Umständen auch
eine Anreicherung anderer Körper herbeigeführt werden. Dass Silicium
durch ausscheidendes Mangan in das Roheisen geführt werden könne,
wurde schon erwähnt; aus der Asche schwefelhaltiger Brennstoffe kann,
sofern dieselbe mit dem schmelzenden Roheisen in Berührung tritt und
der Schwefelgehalt nicht durch einen reichlichen Kalkzuschlag gebunden
wird, Schwefeleisen in das Roheisen übergehen; sogar eine Reduction
von Phosphor aus phosphorsäurehaltiger Asche durch den Kohlenstoff-
oder Mangangehalt des Roheisens ist nicht ausgeschlossen, sofern die
Temperatur hoch und der Kieselsäuregehalt der entstehenden Schlacke
beträchtlich ist.

Die Zahl der zuverlässigen Untersuchungen, welche bislang über
die chemischen Veränderungen des Roheisens beim Umschmelzen an-
gestellt wurden, ist ziemlich gering.

E. v. Köppen fand bei einmaligem Umschmelzen verschiedener
Roheisensorten im Cupolofen (Schachtofen) folgende Aenderungen des
Mangan-, Kohlenstoff- und Siliciumgehaltes 1):

[Tabelle]

1) Dingler's Polyt. Journ., Bd. 232, S. 53.

Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.
säurereicher Schlacke durch das ausscheidende Mangan reducirt und
der Siliciumgehalt des Roheisens solcherart angereichert statt verringert
wird (vergl. S. 241 und 254).

Die Einflüsse der verschiedenen Temperatur wurden bereits auf
S. 283 besprochen. Es möge deshalb hier nur an das in dieser Be-
ziehung vorzugsweise wichtige Verhalten des Kohlenstoffs erinnert
werden, dessen Verwandtschaft zum Sauerstoff mit der Temperatur in
raschem Maasse steigt (vergl. auch S. 12). Wird das Roheisen in einer
die Schmelztemperatur desselben nur wenig übersteigenden Temperatur
geschmolzen, so kann es geschehen, dass infolge des Austretens anderer
Körper — Silicium, Mangan, Eisen — der Procentgehalt an Kohlen-
stoff in dem umgeschmolzenen Roheisen noch etwas höher ausfällt als
zuvor; je höher die Temperatur steigt, desto mehr wird auch der
Kohlenstoffgehalt des Roheisens der Verbrennung ausgesetzt.

Auch die Einflüsse der Zusammensetzung anwesender dritter Körper
auf den Verlauf der Oxydation wurden schon auf S. 14 und 283
erörtert, und es kann hier auf das dort Gesagte Bezug genommen
werden.

Neben dieser Ausscheidung einzelner Bestandtheile aus dem Roh-
eisen durch Oxydation beim Umschmelzen kann unter Umständen auch
eine Anreicherung anderer Körper herbeigeführt werden. Dass Silicium
durch ausscheidendes Mangan in das Roheisen geführt werden könne,
wurde schon erwähnt; aus der Asche schwefelhaltiger Brennstoffe kann,
sofern dieselbe mit dem schmelzenden Roheisen in Berührung tritt und
der Schwefelgehalt nicht durch einen reichlichen Kalkzuschlag gebunden
wird, Schwefeleisen in das Roheisen übergehen; sogar eine Reduction
von Phosphor aus phosphorsäurehaltiger Asche durch den Kohlenstoff-
oder Mangangehalt des Roheisens ist nicht ausgeschlossen, sofern die
Temperatur hoch und der Kieselsäuregehalt der entstehenden Schlacke
beträchtlich ist.

Die Zahl der zuverlässigen Untersuchungen, welche bislang über
die chemischen Veränderungen des Roheisens beim Umschmelzen an-
gestellt wurden, ist ziemlich gering.

E. v. Köppen fand bei einmaligem Umschmelzen verschiedener
Roheisensorten im Cupolofen (Schachtofen) folgende Aenderungen des
Mangan-, Kohlenstoff- und Siliciumgehaltes 1):

[Tabelle]

1) Dingler’s Polyt. Journ., Bd. 232, S. 53.
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[600/0660] Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens. säurereicher Schlacke durch das ausscheidende Mangan reducirt und der Siliciumgehalt des Roheisens solcherart angereichert statt verringert wird (vergl. S. 241 und 254). Die Einflüsse der verschiedenen Temperatur wurden bereits auf S. 283 besprochen. Es möge deshalb hier nur an das in dieser Be- ziehung vorzugsweise wichtige Verhalten des Kohlenstoffs erinnert werden, dessen Verwandtschaft zum Sauerstoff mit der Temperatur in raschem Maasse steigt (vergl. auch S. 12). Wird das Roheisen in einer die Schmelztemperatur desselben nur wenig übersteigenden Temperatur geschmolzen, so kann es geschehen, dass infolge des Austretens anderer Körper — Silicium, Mangan, Eisen — der Procentgehalt an Kohlen- stoff in dem umgeschmolzenen Roheisen noch etwas höher ausfällt als zuvor; je höher die Temperatur steigt, desto mehr wird auch der Kohlenstoffgehalt des Roheisens der Verbrennung ausgesetzt. Auch die Einflüsse der Zusammensetzung anwesender dritter Körper auf den Verlauf der Oxydation wurden schon auf S. 14 und 283 erörtert, und es kann hier auf das dort Gesagte Bezug genommen werden. Neben dieser Ausscheidung einzelner Bestandtheile aus dem Roh- eisen durch Oxydation beim Umschmelzen kann unter Umständen auch eine Anreicherung anderer Körper herbeigeführt werden. Dass Silicium durch ausscheidendes Mangan in das Roheisen geführt werden könne, wurde schon erwähnt; aus der Asche schwefelhaltiger Brennstoffe kann, sofern dieselbe mit dem schmelzenden Roheisen in Berührung tritt und der Schwefelgehalt nicht durch einen reichlichen Kalkzuschlag gebunden wird, Schwefeleisen in das Roheisen übergehen; sogar eine Reduction von Phosphor aus phosphorsäurehaltiger Asche durch den Kohlenstoff- oder Mangangehalt des Roheisens ist nicht ausgeschlossen, sofern die Temperatur hoch und der Kieselsäuregehalt der entstehenden Schlacke beträchtlich ist. Die Zahl der zuverlässigen Untersuchungen, welche bislang über die chemischen Veränderungen des Roheisens beim Umschmelzen an- gestellt wurden, ist ziemlich gering. E. v. Köppen fand bei einmaligem Umschmelzen verschiedener Roheisensorten im Cupolofen (Schachtofen) folgende Aenderungen des Mangan-, Kohlenstoff- und Siliciumgehaltes 1): 1) Dingler’s Polyt. Journ., Bd. 232, S. 53.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/660>, abgerufen am 26.06.2024.